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Vorlesen

Das Leberblümchen

Ein Bote des Frühlings

Wenn Brauntöne noch das Bild des Waldes beherrschen, sind die zarten blauvioletten Blüten am Waldboden erste Zeichen des einsetzenden Frühlings. Die Pflanzen nutzen die Zeit, bevor die Blätter der Bäume austreiben und ihnen das Licht rauben.

Leberblümchen - Foto: Helge May

Foto: Helge May

Das Leberblümchen (Hepatica nobilis) ist ein typischer Frühlingbote. Im März, wenn Brauntöne noch das Bild des Waldes beherrschen, sind die zarten blauvioletten Blüten am Waldboden das erste Zeichen des einsetzenden Frühlings. Die hübschen Pflanzen nutzen die Zeit, bevor die Blätter der Bäume austreiben und ihnen das Licht rauben. Die Lebensdauer der Blüten beträgt etwa acht Tage. Mitte April ist ihre Blütezeit bereits abgeschlossen.


Foto: Helge May

Foto: Helge May

Das Leberblümchen ist ein typischer Vertreter der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Es bietet keinen Nektar an, ist aber ein wichtiger Pollenlieferant für Bienen, Käfer und Schwebfliegen. Die sechs bis zehn blauvioletten Blütenblätter werden von drei kelchartigen Hochblättern, die die Blütenknospe schützt, umhüllt. Die drei Hochblätter sitzen ziemlich dicht unter der Blüte am behaarten Stängel. Beide sind zur Blütezeit braun bis rötlich. Um die Fruchtknoten herum stehen zahlreiche Staubblätter mit weißen Staubbeuteln, deren rote Verbindungszone durch ihre Farbe auffällt. Die Krone wird von meistens sechs bis sieben Hüllblättern in variierenden Blautönen (blau, violett, lila) gebildet.


Namensgebung

Der Name „Hepatica“ (lateinisch = leberartig), wie auch der deutsche Name „Leberblümchen“, bezieht sich auf die Gestalt der Blätter. Die Blätter erinnern im Umriss an die Form der menschlichen Leber. Regionale deutschsprachige Namen beziehen sich auf den frühen Blühtermin (Märzblümchen, Fastenblümchen, Vorwitzerchen, Osterblümchen) oder auf die leuchtenden Blütensterne (Himmelsstern, Blaue Schlüsselblume).


Vorkommen

Die Verbreitungsschwerpunkte des Leberblümchens liegen in den Laubwäldern der Nordhalbkugel. In Europa, Ostasien und Nordamerika bildet es unterschiedliche geographische Rassen aus. Das europäische Areal reicht im Norden bis hin ins südliche Skandinavien und zum Baltikum, im Osten bis nach Mittelrussland, im Süden bis nach Mittelspanien, Süditalien und zur Balkanhalbinsel. In Westeuropa meidet es die atlantisch geprägten Gebiete. Es bevorzugt gemäßigt kontinentales Klima mit warmen und feuchten Sommern, aber relativ kalten Wintern. So gedeiht das Leberblümchen auch nicht im atlantisch geprägten Teil von Nordrhein-Westfalen. Es beschränkt sich überwiegend auf die Kalk-Höhenzüge im Osten Westfalens (Wesergebirge und Teutoburger Wald). Hauptverbreitungsgebiete in Deutschland sind die Kalk-Mittelgebirge und die Voralpen.


Lebensraum und Vergesellschaftung

Leberblümchen - Foto: Frank Grawe

Foto: Frank Grawe

Das Leberblümchen ist eine Wärme liebende Art. Es gilt standörtlich sowohl als Lehm- wie auch als Kalkzeiger und gilt als Charakterart der mitteleuropäischen Laubwälder. Besonders häufig kommt es im Kalkbuchenwald (Waldgersten-Buchenwald und Seggen-Buchenwald) vor, seltener auch in Nadelwäldern der Gebirge auf Kalkstandorten. In lichten Laubwäldern kommt es mit anderen Frühjahrsblühern, wie Buschwindröschen, Scharbockskraut, Seidelbast, Haselwurz, Waldbingelkraut und den frühen Veilchen, vor.


Gefährdung

Das Leberblümchen ist nach der Bundesartenschutzverordnung in Deutschland „besonders geschützt“. Es darf weder gepflückt noch ausgegraben werden. Gefahren drohen dem Leberblümchen auch durch den Verlust typischer Lebensräume – den lichten Laubwäldern.


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