Kiesabbau am Niederrhein

Mensch, Natur und Kultur contra Profitdenken

Das niederrheinische Tiefland weist aufgrund seiner geologischen Strukturen mächtige Vorkommen an Sanden und Kiesen auf, die hier seit gut 100 Jahren bereits abgebaut werden. Aktuell werden in der Region jährlich rund 40 Millionen Tonnen abgegraben. Das entspricht etwa 10 Prozent der deutschen und 50 Prozent der NRW-Produktion. Diese Kies- und Sandvorkommen sind nicht nur eine kostengünstige Bezugsquelle für die heimische Bauwirtschaft, sondern auch ein gefragter Exportartikel - circa ein Drittel der hiesigen Kiesförderung wird in die Niederlande exportiert.

Gleichzeitig haben die Kies- und Sandschichten aber auch eine existentiell bedeutende Speicher- und Filterfunktion für das Grundwasser. Laut Geologischem Dienst NRW wird aus diesem Grundwasser mehr als 60 % unseres Trinkwassers gewonnen. Zusätzlich geht mit dem Kiesabbau ein unwiederbringlicher Verlust von wertvollem Acker- und Wiesenland einher, der nicht nur unter ernährungspolitischen sondern insbesondere auch unter Natur- und Umweltschutzaspekten immer bedrohlicher wird.

Der zunehmende Wandel hin zu einem großindustriellen Abbau dieser Rohstoffe hat in den letzten 15 Jahren weite Bevölkerungsschichten mobilisiert, die einen weiteren Raubbau an der Niederrheinischen Landschaft durch Ausdehnung des Kiesabbaus ablehnen. Die Sorge vieler Menschen, dass ihnen die Heimat im wahrsten Sinnes des Wortes unter den Füßen weggebaggert werde, führte bereits 2008 zu einem Zusammenschluss von Bürgerinitiativen, Parteien und Naturschutzverbänden von Niederkrüchten bis Kranenburg. In dem nun vom NABU gemeinsam mit weiteren Initiativen und Parteien aktualisierten ´Niederrhein-Appell 2019´ fordern die Betroffenen nun erneut einen nachhaltigen Kiesabbau, der die Interessen der Bevölkerung berücksichtigt. Die wertvollen und nicht vermehrbaren Ressourcen Kies und Sand müssten vor einem weiteren unverantwortbaren Raubbau geschützt werden. Niederrheinischer Kies dürfe nicht mehr als "Billig-Kies" verkauft, sondern müsse als wertvoller Rohstoff anerkannt werden.

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