Landtagswahl am 15. Mai 2022
Anhaltende Zersiedelung der Landschaft, Zerstörung natürlicher Lebensräume und Auswirkungen intensiver Land- und Forstwirtschaft: In Nordrhein-Westfalen herrscht eine nie dagewesene Bedrohung der heimischen Tier- und Pflanzenwelt. Fast die Hälfte aller hiesigen Tier- und Pflanzenarten stehen auf der Roten Liste und sind in ihren Beständen gefährdet. Seit einigen Jahren gibt es für Nordrhein-Westfalen eine Biodiversitätsstrategie. Um deren Ziele zu erreichen muss allerdings dem Erhalt der charakteristischen Biologischen Vielfalt eines Schutzgebietes auch tatsächlich uneingeschränkter Vorrang gegenüber jeglichen anderen Nutzungsinteressen eingeräumt werden.
Unsere Forderungen an die zukünftige Regierung
In einem so dicht besiedelten Land wie Nordrhein-Westfalen muss auch auf die Herausforderungen in den städtischen Ballungsräumen, wie schlechte Luftqualität, Hitzeinseln oder Überflutungsgefahren bei Starkregen, wirkungsvoll reagiert werden. Im urbanen Raum muss deshalb der Anpassung an den Klimawandel durch den Erhalt und den Ausbau grüner Infrastruktur und ein Weg zurück zu mehr biologischer Vielfalt höchste Priorität eingeräumt werden. Die vereinfachte Formel für die Stadtplanung in der Klimakrise lautet: mehr Grün – mehr Schatten.
Handlungsprogramm Natur und Umwelt - Forderungen an die NRW-Landespolitik 2022-2025 (PDF)
Im bevölkerungsreichsten Bundesland mit der höchsten Wirtschaftsleistung gibt es besondere Herausforderungen, um Ökonomie und Ökologie nachhaltiger zu gewichten: Täglich gehen mehr als acht Hektar Fläche allein durch den Siedlungs- und Verkehrsbereich verloren mit negativen Folgen für den Grundwasserspiegel, das Mikroklima, und damit die Auswirkungen des Klimawandels, sowie die CO₂-Speicherfähigkeit der Böden. Auf die Endlichkeit von Flächen und Ressourcen muss dringend angemessen reagiert werden.
Trotz aller Bemühungen um den Klimaschutz werden sich die Folgen des Klimawandels auch in NRW immer deutlicher bemerkbar machen. Um einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz zu erreichen, muss der Energieverbrauch deutlich reduziert werden. Neben Energieeinsparungen muss zudem die Energieerzeugung aus fossilen Rohstoffen ersetzt werden. Parallel hat auch die Klimaanpassung große Bedeutung.
In NRW wird fast die Hälfte der Landesfläche landwirtschaftlich genutzt, so dass allein daraus eine hohe Verantwortung der Landwirtschaft für den Erhalt der Biodiversität resultiert. Die intensive Bewirtschaftung mit wenigen Kulturarten hat zu einem Mangel an Lebensräumen geführt, einem Rückgang von Vögeln, Insekten und anderen Tieren und Pflanzen und damit der biologischen Vielfalt insgesamt. Um den vielfältigen Herausforderungen zu begegnen, brauchen die Bewirtschaftenden politische und gesellschaftliche Unterstützung. Zielführende Bemühungen aus der Landwirtschaft müssen aufgegriffen und Leistungen im Bereich Klima-, Umwelt- und Tierschutz sowie bei der Erhaltung von Biodiversität auskömmlich honoriert werden.
Wald ist ein besonderer Lebensraum. Für den Menschen in Mitteleuropa ist Wald als Ort der Erholung, der Ruhe und der biologischen Vielfalt positiv besetzt. Wald ist auch ein Ort der Ursprünglichkeit, denn Mitteleuropa war überwiegend von Wäldern mit einer hohen Biodiversität bedeckt. Das Ökosystem Wald erfüllt ganz verschiedene Funktionen, deren Bedeutung in Zukunft zunehmen wird: Schutz der Biodiversität, Schutz der Böden und des Wasserhaushalts, der Grundwasserneubildung und des Hochwasserschutzes, Erhalt und Wiederherstellung als CO2-Senke, Erhalt der nachhaltigen Nutzungsmöglichkeit von nachwachsenden Rohstoffen. Für den Erhalt der biologischen Vielfalt im Wald und den Erhalt gesunder und stabiler Wirtschaftswälder ist der Schutz aller naturnahen Wälder unerlässlich. Artenarme Forsten mit hohem Anteil von Nadelholz-Arten, wie es auf vielen Flächen in Nordrhein-Westfalen noch zu finden ist, sind kein Zukunftsmodell.
Wasser ist das wichtigste Lebensmittel. Es wird zur Deckung des menschlichen Bedarfs fast ausschließlich der Natur entnommen. Aquatische Ökosysteme sind gleichzeitig ein wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere und damit bedeutsam für die Biodiversität. Ihr Schutz sollte daher ein besonderes Anliegen jeder Regierung sein. Doch bis heute sind mindestens 90 Prozent unserer Fließgewässerstrecken weiterhin so verunreinigt oder verbaut, dass sie die EU-weiten Standards nicht erfüllen. Das Ziel einer zukunftsfähigen Politik aber müssen langfristig stabile und gesunde aquatische Ökosysteme sein.