Klimaschutz vorantreiben
Forderungen zur NRW-Landtagswahl 2022
Der Schutz unseres Klimas wird heute von vielen Menschen und auch der Politik als Herausforderung anerkannt. Bei der Beurteilung der Dringlichkeit und der Bereitschaft, die viele der heute noch üblichen Prozesse auf klimafreundliche und ressourcenschonende Alternativen umzustellen, scheiden sich jedoch die Geister zum Teil deutlich. Der NABU hat deshalb die dringendsten Aufgaben im Bereich Klima und Energie als Forderungen an die Politik formuliert.
Eine deutliche Reduzierung des gesamten Energieverbrauchs ist erforderlich, um einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz zu erreichen. Ziel muss sein: Energieeinsparung und Substitution von Energieerzeugung aus fossilen Rohstoffen. Trotz aller Bemühungen um den Klimaschutz werden sich die Folgen des Klimawandels immer deutlicher bemerkbar machen. Große Bedeutung fällt daher auch der Klimaanpassung zu.Die Erderwärmung sollte auf möglichst 1,5 °C, wie im Pariser Klima-Abkommen festgeschrieben, begrenzt werden und NRW bis 2035 klimaneutral sein.
Unabhängig vom exakten Ausbauziel bleibt das Spannungsfeld zwischen Windenergie und Naturschutz nicht nur zu konstatieren, sondern es sind Lösungswege aufzuzeigen, wie eine naturverträgliche Energiewende auch im Bereich Windenergie umgesetzt werden kann. Wenn der Natur- und Artenschutz in qualitätsorientierten Planungsverfahren als „gleichberechtigtes Planungsziel“ berücksichtigt wird, lassen sich die Auswirkungen auf Natur und Menschen auf ein Mindestmaß senken.
Deswegen fordern wir grundsätzlich, dass der Ausbau der Windenergie immer im Einklang mit den Zielen des Natur- und Artenschutzes erfolgen muss.
Der NABU NRW fordert die Landesregierung auf, ihren Einfluss auf Bundesebene geltend zu machen und sich über den Bundesrat für eine Streichung der Privilegierung des § 35 Abs. 1 Ziffer 5 BauGB einzusetzen.
Der NABU NRW setzt sich für eine Auftragsvergabe durch Genehmigungsbehörden an zertifizierte Gutachterinnen und Gutachter ein.
Der globale Umstieg auf erneuerbare Energiequellen muss gelingen, um die Effekte des Klimawandels zu minimieren. Ein wichtiger Baustein hierfür ist die Stromerzeugung durch nachhaltige Photovoltaik. Die Anlage neuer PV-Anlagen darf nicht auf Kosten des Lebensraums wilder Tiere und Pflanzen, der Biodiversität und der ökologischen Funktion erfolgen: PV-Anlagen sind entweder auf versiegelten Flächen und grauer Infrastruktur oder als Agro-PV zur ökologischen Aufwertung devastierter Flächen anzulegen.
Die Nutzung der Geothermie birgt ein erhebliches Potenzial zur CO2-neutralen Energiegewinnung. Insbesondere die Tiefengeothermie wird bereits an vielen Standorten in Deutschland effizient und naturverträglich genutzt. In NRW sind die möglichen Potenziale zu fördern und unter Berücksichtigung der Risiken der Exploration wissenschaftlich zu begleiten.
Auf dem Weg in eine klimaneutrale Energiewirtschaft kommt dem Einsatz von Wasserstoff und „Power to X-Erzeugnissen“ (z.B. Methan, Ethanol) dort eine Schlüsselposition zu, wo Energie nicht direkt aus elektrischem Strom genutzt werden kann. Eine sogenannte „Power to X-Technik“ ermöglicht zudem die Chance, Energie über einen langen Zeitraum klimaneutral zu speichern. Obwohl beiden Technologien auch in der politischen Diskussion viel Platz eingeräumt wird, sind diese keine Garantie für eine erfolgreiche Energiewende.
Böden speichern das Klimagas CO2 über lange Zeiträume und erfüllen damit die Funktion einer natürlichen CO2-Senke. Die Böden müssen demnach – auch in Nordrhein-Westfalen – dringend vor weiterer Übernutzung und Versiegelung geschützt und der Humusgehalt erhalten und gefördert werden.
Da der Verkehrssektor mit ca. 30 Prozent einen wesentlichen Anteil am Gesamtenergiebedarf hat und noch zu 95 Prozent fossile Energieträger eingesetzt werden, kommt dem Verkehrssektor eine wesentliche Rolle bei der Energiewende zu. Die Elektromobilität hat dabei eine wichtige Funktion.
Wir fordern:
- für alle relevanten Bereiche (Energiewirtschaft, Industrie, Gebäude, Verkehr, Land- und Forstwirtschaft) verbindliche Treibhausgas-Einsparziele
- die für die Klimaanpassung relevanten Flächen sind dauerhaft zu sichern und auszubauen
- der Klimakrise mit ganzheitlichen Konzepten für eine naturverträgliche Energiewende zu begegnen
- konsequenten Ausbau (generelle Pflicht) der Photovoltaik auf versiegelten Flächen und grauer Infrastruktur und der Öko-Photovoltaik mit Beweidungskonzepten zur ökologischen Aufwertung devastierter Flächen
- Förderung der Tiefengeothermie (große Tiefen und sichere, untersuchte Gebiete) sowie eine flächendeckende wissenschaftliche Begleitung
- dass das Land die Rahmenbedingungen für Forschungs- und Entwicklungsprojekte schafft, damit die Produktion und der Einsatz von grünem Wasserstoff im Jahr 2030 in allen klimarelevanten Sektoren erfolgt
- die Wiederherstellung und den Erhalt von Böden mit hoher Kühlleistungsfunktion im städtischen Raum und von Böden mit hoher Wasserspeicherkapazität im ländlichen Raum sowie die Förderung des Humusgehalts
- eine ganzheitliche Betrachtung der Mobilitätswende, bei der die Stärkung des ÖPNV sowie der Fuß- und Radverkehrs Vorrang hat vor der Elektrifizierung des Individualverkehrs
Unsere Forderungen zur NRW-Landtagswahl 2022
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