Wenn die Unken rufen ...
haben wir durch Flächenkauf oder dem Anlegen von neuen Unkengewässeren zuvor einen Lebensraum gerettet.
Rettung für die Gelbbauchunke
NABU-Projekte kümmern sich um bedrohte Froschlurche
Deutschland trägt eine besondere Verantwortung für die Gelbbauchunke. Bei uns befindet sich ein bedeutender Teil der Weltpopulation dieser schützenswerten Art, ebenso wie ihre nördliche Verbreitungsgrenze. Doch das Überleben des kleinen Froschlurchs ist gefährdet: Die Gelbbauchunke ist auf der Roten Liste Deutschlands als „stark gefährdet“ und in Nordrhein-Westfalen sogar als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft. Um die Situation der Gelbbauchunke zu verbessern, kümmert sich der NABU seit 2012 im Rahmen länderübergreifender Projekte um den Erhalt der Art.
Gelbbauchunkenschutz wird fortgesetzt
LIFE-Projekt im Juli 2018 in NRW gestartet
Das EU-LIFE-Projekt „Management der Gelbbauchunke und anderer Amphibienarten dynamischer Lebensräume“ – kurz „LIFE BOVAR“ – ist im Juli auch in Nordrhein-Westfalen gestartet. Bei der NRW-weiten Auftaktveranstaltung in Soest wünschte Umweltministerin Heinen-Esser dem Großprojekt viel Erfolg. Arten wie die Gelbbauchunke hätten es heute in unserer Kulturlandschaft nicht leicht.
Die NRW-Projektgebiete liegen im Kreis Minden-Lübbecke, in der Stadt Aachen und im Kreis Soest. „Wir freuen uns, dass es unter Federführung des NABU Niedersachsen mit dem Schutz der Gelbbauchunke auch in NRW weitergehen kann. Hier wird grenzüberschreitend sehr gute Arbeit für den Gelbbauchunkenschutz und damit auch für den Schutz weiterer Arten wie Geburtshelferkröte, Kreuzkröte oder Kammmolch geleistet“, so Christian Chwallek, stellvertretender Vorsitzender des NABU NRW anlässlich des offiziellen Projektstartes.
Mehr zum Projektstart in NRW
Das internationale EU-Großprojekt „LIFE BOVAR“ ist nun auch in NRW gestartet. Zwei deutsche Bundesländer unter Beteiligung des NABU und Akteure in den Niederlanden arbeiten darin gemeinsam zum Schutz der Gelbbauchunke und weiterer Amphibienarten. Mehr →
Gelbbauchunkenprojekt von 2012-2018
Isolierte Populationen länderübergreifend vernetzen
Von 2012 bis Februar 2018 haben sich fünf NABU-Landesverbände, darunter Nordrhein-Westfalen, zum länderübergreifenden Projekt "Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland" zusammengeschlossen. Mit gutem Grund: Für das Überleben der Unken ist es besonders wichtig, dass isolierte Populationen wieder vernetzt werden. Insgesamt sind 130 Gebiete am Projekt beteiligt, welche vom NABU koordiniert werden. Das Förderprojekt des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) wurde im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt (BPBV) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) gefördert.
Der ursprüngliche Lebensraum der Gelbbauchunke (Bombina variegata) mit der charakteristisch gelb-schwarz gefleckten Unterseite sind die Auenbereiche von Flüssen. Dort entstanden durch Hochwässer immer neue Rohbodenflächen und sonnenexponierte Kleinstgewässer, welche Gelbbauchunken für eine erfolgreiche Fortpflanzung benötigen. Durch die Begradigung und Befestigung der Flüsse kommt die Art heute meist nur noch in vom Menschen geschaffenen Lebensräumen vor. Dies sind hauptsächlich Ton-, Sand- und Kiesgruben, Steinbrüche und Truppenübungsplätze. Werden diese noch sporadisch und wenig intensiv genutzt, entstehen dort temporäre kleine Tümpeln, die die Unken zur Fortpflanzung brauchen. Doch diese Lebensräume aus zweiter Hand sind heute ebenfalls bedroht: Viele werden zu intensiv genutzt, rekultiviert oder als Müllhalde ausgewiesen. Die weiten Entfernungen zwischen den verbliebenen, isolierten Populationen führen dazu, dass geeignete Lebensräume derzeit kaum mehr selbstständig wiederbesiedelt werden.
Im Jahr 2013 wurden im Rahmen des Projektes in den nordrhein-westfälischen Projektgebieten wichtige Maßnahmen zur Verbesserung des Erhaltungszustandes dieser Leitart umgesetzt. So konnte der NABU zum Beispiel auf dem Gelände einer Kiesgrube im Weserbergland mit Unterstützung der Firma zwei Tümpelkomplexe mit vielen Kleintümpeln neu angelegen. Sie wurden gut von der lokalen Gelbbauchunken-Population angenommen und dienten auch für Larven und Jungtiere eines Tümpels, der aufgrund des Betriebes zugeschüttet werden musste, als Ersatzgewässer. In zwei weiteren Projektgebieten der Region konnten Steinbrüche für die Gelbbauchunke erfolgreich aufgewertet werden, in dem durch den Einsatz von Radladern und Kettenbaggern viele, neue Laichgewässer entstanden.
Auch im Bergischen Land verbesserte sich im Jahr 2013 die Situation für die Gelbbauchunken durch entsprechende Maßnahmen. In einer Tongrube wurden die bestehenden Laichgewässer entkrautet und aufwachsende Erlen mit einer Forstwinde entfernt, um für ausreichend Sonnenschein für die Tümpel zu sorgen. Im Projektgebiet einer Lehmgrube wurden zusammen mit dem NABU Oberberg erfolgreich Probebaggerungen durchgeführt, bei denen der Oberboden abgetragen und neun Tümpel angelegt wurden. Im Juli 2013 konnten zudem rund 2,8 Hektar des östlichen Teils des Naturschutzgebietes Steinbruch Bolzenbach für den NABU NRW erworben werden. Mit Ausbaggerungen, dem Rückbau von Wegen und der fachlichen Entfernung von Buschwerk befindet sich das Areal nun in einem für die Wiederbesiedlung optimierten Zustand.
Weitere Projektgebiete in NRW befinden sich im Raum Aachen, in der Voreifel, im Rhein-Sieg- und im Rhein-Erft-Kreis, im Kreis Düren und auf Bonner Stadtgebiet. Mit Ausnahme der Voreifel, um die sich die NABU-Station Aachen kümmert, werden diese Gebiete kreisübergreifend von der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft betreut. In allen Gebieten wurden – wie im Vorjahr – auch in 2013 wieder Maßnahmen durchgeführt und der Erfolg durch Kartierungen und Erfassungen der Populationsgröße überprüft. Bereits nach zwei Jahren stellte sich heraus, dass durch den Einsatz von Radladern und Baggern, die den Boden abgeschoben und abtransportiert und bei der Modellierung von Mulden und Rinnen geholfen haben, ausgezahlt hat. Durch eine erhebliche Bestandszunahme entwickelte sich ein ursprünglich guter Populationszustand zu einem hervorragenden. Eine deutliche Zunahme des Fortpflanzungserfolgs der Gelbbauchunken nach Umsetzung geplanter Projekt-Maßnahmen konnte ebenfalls in einem Projektgebiet im Siebengebirge dokumentiert werden. Die ersten Projektjahre haben die Gelbbauchunken in Nordrhein-Westfalen gestärkt, „über den Berg“ ist die „Bergunke“ wohl aber noch nicht.
Mehr zum Gelbbauchunkenprojekt
Seit 3 Jahren werden mit großem Erfolg Schutz- und Fördermaßnahmen für die Gelbbauchunken in der Kaolingrube Oedingen bei Wachtberg umgesetzt.
Das dortige Gelbbauchunken-Vorkommen gehört zu den größten in ganz NRW.
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Das Projekt „Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland“ des NABU Niedersachsen wird im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz gefördert. Mehr →