Jakobs-Kreuzkraut
Sachgerechte Landschaftspflege hält die Giftpflanze im Zaum
„Jetzt Jakobs-Kreuzkraut bekämpfen“ – so schallt es laut in vielen landwirtschaftlichen Blättern und insbesondere aus den Reihen der Pferdehalter. Der NABU ruft dagegen schon seit Jahren zur Gelassenheit auf. „Es ist richtig, dass das giftige Jakobs-Kreuzkraut Pferden und Rindern schaden kann. Mit einer sachgerechten und damit naturverträglichen Landschaftspflege ist das ‚Problem’ aber gut in den Griff zu bekommen“, sagt Dr. Götz Loos, Sprecher des Landesfachausschusses Botanik des NABU NRW. Das Jakobs-Kreuzkraut, auch Jakobs-Greiskraut genannt (wissenschaftlich Jacobaea vulgaris oder Senecio Jacobaea) ist eine heimische Pflanzenart und gehöre schon immer zur biologischen Vielfalt Nordrhein-Westfalens. Bis zu 200 verschiedenen Insektenarten diene das Kraut als Futterpflanze.
Das prächtig gelb blühende Jakobs-Kreuzkraut wächst vor allem auf wenig genutzten Standorten, auf Brachen und Straßenrändern. Auf sachgerecht gepflegten oder genutzten Wiesen und Weiden hat es dagegen kaum eine Überlebenschance, weil es weder Mahd noch Verbiss verträgt. „Diese ‚Schwäche’ kann man ausnutzen und die Wiesen regelmäßig ein- oder zweimal im Jahr mähen“, erklärt Loos. „Regional zunehmende Bestände des Jakobs-Kreuzkrauts sind gleichsam ein Hilferuf der Wiesen und Weiden nach mehr Pflege und einer landwirtschaftlichen Nutzung.“ In regelmäßig bewirtschafteten Wiesen, würden schnellwüchsige und konkurrenzstarke Futtergräser dominieren, so dass es dort kaum zu einer nennenswerten Entfaltung der Pflanze käme.
Mit Sorge beobachten die Naturschützer indes, dass vielerorts Rufe nach drastischen Bekämpfungsmaßnamen laut werden. „Dabei stört das Kraut auf Brachen und an Straßenrändern niemanden, deshalb sollte es dort stehen bleiben dürfen“, fordert der NABU-Botaniker. Auf Rinder- und Pferdeweiden, auf denen das Jakobs-Kreuzkraut noch nicht überhand genommen hätte, könne es zudem meist problemlos mechanisch entfernt werden: Am besten reiße man es dazu von Hand mit der Wurzel aus. Der Ruf nach dem Einsatz hochgiftiger Herbizide sei jedoch absolut übertrieben. Loos: „Es ist doch paradox, dass mancherorts zum Schutz vor einer giftigen Pflanze hochgiftige Herbizide ausgesprüht werden sollen, die großen Schaden am ganzen Ökosystem anrichten.“ Zumal von der bitter schmeckenden Pflanze für Menschen keine unmittelbare Gefahr ausgehe. „Oder sollen zukünftig alle giftigen Pflanzen, einschließlich der nicht wenigen wesentlich giftigeren Garten- und Zierpflanzen aus unserer Landschaft verbannt werden?“, so Loos.
Heute geht es allerdings zudem vielfach um Honig, der die giftigen Inhaltsstoffe des Jakobs-Kreuzkrautes (Pyrrolizidin-Alkaloide) enthält. Hier gibt es durchaus Kontroversen - einerseits, weil die Frage der Giftwirkung vermutlich von der Menge des Giftes abhängt. Zweitens wird Jakobs-Kreuzkraut regional ganz unterschiedlich von Honigbienen zum Nektarsammeln besucht - und meistens auch eher als „Notlösung“ aus Mangel an anderen blühenden Pflanzen. Schließlich ist unklar, ob die Alkaloide im Honig tatsächlich vom Jakobs-Kreuzkraut stammen und ob sie nicht schon länger in höherer Konzentration darin vorkommen (früher wurde nicht danach im Honig gesucht). Denn viele einheimische Pflanzen enthalten Pyrrolizidine, darunter auch solche, die von Honigbienen wesentlich häufiger aufgesucht werden wie viele Raublattgewächse. Dazu gehören unter anderem der Beinwell, der Natternkopf sowie der oft im Garten gepflanzte Borretsch.
Stand: 12. August 2024
Weiterführende Informationen (extern) hierzu finden sich unter:
⇒ Schadet das Jakobskreuzkraut Bienen und Honig?
⇒ Giftig für Mensch und Tier: Das Jakobs-Kreuzkraut
Umfassende Beiträge zu Forschungen und deren Ergebnissen zum Jakobs-Kreuzkraut in Schleswig-Holstein, wo die Pflanze Gegenstand ausführlicher Untersuchungen ist, unter: ⇒ Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein
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