Golf und Naturschutz
Beispielhafte Verbindung im Golf Club Hubbelrath
Tagung Golf und Natur
NABU und DGV wollen weitere Golfclubs zur Nachahmung motivieren
Wer hätte das vor 20 Jahren gedacht, dass Naturschützer und Golfer sich einmal einig sind in der Beurteilung des ökologischen Wertes von Golfplatzanlagen. Damals stellten Golf und Naturschutz einen großen Konflikt dar: Für viele Naturschützer waren Golfplätze intensiv genutzte Landschaftsbestandteile, die seltenen Arten der Kulturlandschaft kaum einen geeigneten Lebensraum bieten konnten. Für den Golfer war der Golfplatz Natur pur. Die Fronten waren nicht selten verhärtet.
Das hat sich mittlerweile geändert: Zum einen neigte sich der Golfplatzboom in den 90er Jahren dem Ende zu und in der agrarisch genutzten Kulturlandschaft findet seither durch Nutzungsintensivierung und Ausräumung der Landschaft eine starke Artenverarmung statt. Zum anderen haben verantwortungsbewusste Golfplatzbetreiber und kompromissbereite Naturschützer begonnen regional erfolgreich zusammenzuarbeiten - der Golf Club Hubbelrath ist hier beispielhaft vorangegangen. Vor 5 Jahren entwickelte das Bundesamt für Naturschutz gemeinsam mit dem Deutschen Golf Verband (DGV) zudem speziell für den Golfbereich das Umweltprogramm „Golf und Natur“, das sich zu einem wertvollen Instrument einer langfristigen und ökologisch verantwortungsvollen Pflegeplanung von Golfanlagen entwickelt hat.
Erstmals veranstaltet der DGV nun gemeinsam mit dem NABU NRW eine spezielle Tagung zum Thema. Diese Veranstaltung bietet nicht nur die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch, sondern gibt auch neue Impulse zum komplexen Themenbereich des Umweltmanagements eines Golfplatzes und soll weitere Golfclubs zur Mitarbeit motivieren.
Weitere Informationen entnehmen Sie bitte dem beigefügten Faltblatt.
Golf und Naturschutz
Beispielhafte Verbindung im Golf Club Hubbelrath
Es gibt auf den ersten Blick einleuchtendere Partnerschaften als die zwischen Golf und Naturschutz - aber auch nur auf den ersten Blick: „Auf einem Golfplatz müssen höchstens 50 Prozent der Fläche zum Golfspielen zur Verfügung stehen - der Rest ist ideal für ein intelligentes Biotopmanagement“, so Dr. Gerd W. Thörner, der als mehrfacher Deutscher Mannschafts-Meister und heutiges Vorstandsmitglied beim Golfclub in Düsseldorf-Hubbelrath die Entwicklung des früheren German Open-Platzes zu einer ökologischen Vorzeigeanlage maßgeblich vorangetrieben hat. Die Düsseldorfer Umweltdezernentin Helga Stulgies jedenfalls zeigte sich bei einem gemeinsamen Besuch mit dem NABU-Landesvorsitzenden Josef Tumbrinck in Hubbelrath durchaus angetan.
Thörner, schon lange Jahre Mitglied beim NABU, stieß mit seiner Idee eines naturnahen Golfplatzes anfangs nicht nur auf Zustimmung. „Man hat mir sogar den Austritt nahe gelegt“, erinnert er sich. Doch nachdem er mit seinen Vorstellungen bei Platzbetreibern im Ausland - etwa im belgischen Oudenaarde - oder beim Europäischen Golfverband auf große und positive Resonanz gestoßen war, reüssierte er auch zuhause: „Der europäischen Bewegung zu einer Verbindung von Golf und Naturschutz ist Deutschland zwar spät, aber immerhin dann doch beigetreten.“ Seine herausragenden Fähigkeiten als Golfspieler kamen Thörner dabei fraglos zugute: „Jemandem, der kaum den Schläger halten kann, hätte man sicher nicht zugehört.“
Seit dem Jahr 2005 gibt es das Umweltkonzept „Golf und Natur“ das der Deutsche Golf Verband in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Naturschutz und dem Greenkeeper Verband Deutschland initiiert hat. In dem Konzept, das von der Rasen-Fachstelle der Universität Hohenheim begleitet wird, sieht der Deutsche Golf Verband eine „praxisnahe Anleitung für die umweltgerechte und wirtschaftliche Zukunft der Golfanlagen sowie für die Verbesserung der Spielbedingungen“. Heute sind bereits 58 Golfanlagen mit dem dreistufigen (Gold, Silber und Bronze) Zertifikat "Golf und Natur" ausgezeichnet.
Der Golfplatz Hubbelrath befindet sich im Bereich des so genannten Bergisch-Sauerländischen Unterlandes und ist überwiegend von Landwirtschaft umgeben. Neben den Ackerflächen sind insbesondere hofnahe Streuobstwiesen typisch für die Gegend. Mehrere alte Standorte befinden sich auf dem Clubgelände, weitere dieser bedeutenden Lebensräume für seltene Pflanzen- und Tierarten wurden durch den Golfclub angelegt. Im Frühsommer grast dort eine Skudden-Herde, die Tiere dieser kleinsten deutschen, vom Aussterben bedrohte Schafrasse sorgen auf natürliche Art für die Entstehung und den Erhalt von Magerrasen. Insgesamt wurden seit der Gründung über 70.000 Bäume und 70.000 Sträucher neu gepflanzt. Gleichzeitig wurden neue Teiche angelegt und alte Fischteiche in Naturteiche umgewandelt, dort fühlt sich vor allem der Eisvogel zuhause. Heute ist der Golfplatz Hubbelrath Düsseldorfs artenreichstes Stadtbiotop, das nicht nur zahlreichen Insekten und Amphibien, u. a. auch den Kammmolch, sondern auch Säugetieren wie Fuchs und Dachs eine Heimat bietet. Mit der Kleinen Bartfledermaus und der Teichfledermaus wurden zudem zwei Arten nachgewiesen, die in Düsseldorf bisher nur hier gefunden werden konnten. Auch für den Siebenschläfer, mit rund 35 Zentimetern der größte und verbreitetste der heimischen Bilche, ist der Golfplatz Hubbelrath der einzige bislang bekannte Fundort in Düsseldorf.
Besonders stolz ist man beim Golf Club Hubbelrath auf die Rückkehr des Steinkauzes. Diese stark gefährdete Art findet hier die kurzgrasigen Wiesen und Weiden mit Regenwürmern und Mäusen, die sie als Nahrungshabitat braucht. Um den sehr ortstreuen Steinkauz langfristig als „Leitart“ des Golfplatzes zu etablieren, wurden insgesamt 21 Nisthilfen angebracht. In Hubbelrath möchte man so einen Populationsschwerpunkt etablieren, durch den die verstreuten Bestände in Rheinnähe und im Niederbergischen vernetzt würden. Seit 2009 gibt es eine offizielle Kooperation zwischen dem Golf Club Hubbelrath und dem NABU Düsseldorf. Die Zusammenarbeit beschränkt sich nicht nur auf praktische Unterstützung wie etwa die Beratung bei der Auswahl von Nisthilfen oder die Mitarbeit von fünf NABU-Fachleuten im Expertenteam „Golf und Natur“, sondern hat für den Düsseldorfer NABU-Vorsitzenden Günther Steinert auch eine langfristige strategische Funktion: „Die Kooperation von NABU-Gruppen und Golfplatzbetreibern bietet eine große Chance für den Naturschutz.“ Golfplätze entstünden in der Regel auf ökologisch eher uninteressanten Flächen, die durch eine sinnvolle und nachhaltige Planung enorm aufgewertet werden könnten.
Das hat man auch beim NABU-Landesverband erkannt und möchte das Düsseldorfer Beispiel künftig auf andere NABU-Gruppen in Nordrhein-Westfalen übertragen - zumal die bisherigen Erfahrungen von Günther Steinert als rundum positiv bewertet werden: „Nach anfänglicher Skepsis auf beiden Seiten arbeiten wir mittlerweile hervorragend zusammen.“ Das Engagement des NABU Düsseldorf geht über Hubbelrath hinaus, so beteiligt sich der Verband aktiv an der Planung und Gestaltung eines neuen Platzes im Norden der Stadt. Im Februar dieses Jahres hat der Golf Club Hubbelrath die Silber-Zertifizierung aus dem Umweltkonzept „Golf und Natur“ erhalten. Bei der offiziellen Vergabe bedauerte Bodo Rüdiger, unabhängiger Gutachter im Auftrag des Deutschen Golf Verbandes, dass er Hubbelrath aus Verfahrensgründen nicht schon heute mit Gold auszeichnen könne: „Der Golf Club Hubbelrath hat alle 25 notwendigen Maßnahmen für das Gold-Zertifikat bereits durchgeführt.“ Deshalb wird der Deutsche Golf Verband aller Voraussicht nach von der Zwei-Jahres-Regel abweichen und dem Golf Club Hubbelrath bereits 2011 mit Gold ehren. Hoch verdient, denn in welchem Golf Club steht schon die „Erhaltung, Sicherung und Förderung der heimischen Natur“ gleichberechtigt neben der „Pflege der Leibesübungen“ in der Satzung?
Bernd Pieper
Weitere Informationen zum Umweltprogramm "Golf und Natur", zum Golfpaltz Hubbelrath und der Zusammenarbeit mit dem NABU Düsseldorf finden Sie unter:
www.golf.de/dgv/umweltprogramm.cfm
www.gc-hubbelrath.de
www.nabu-duesseldorf.de