Vermisst: Die Suche nach der Rundblättrigen Glockenblume
NABU-Suchaktion belegt Rückgang der einst häufigen Art
Von Juli 2011 bis Ende August 2012 hatte der NABU NRW alle Naturfreunde und Botaniker dazu aufgerufen, ehemalige und aktuelle Fundorte der Rundblättrigen Glockenblume zu melden. Mit dieser landesweiten Suchkampagne machte der Landesfachausschuss Botanik im NABU nicht zum ersten Mal auf das lautlose Verschwinden ehemals häufiger heimischer Pflanzen aufmerksam. Mit der Glockenblume wurde dabei eine Pflanze gewählt, die in der Bevölkerung noch weitgehend bekannt ist. Als Repräsentantin eines „mageren“ Lebensraumes und als mittlerweile rückläufige Art ist sie für den Natur- und Artenschutz von besonderem Interesse. Denn wirklich magere, also nährstoffärmere Standorte sind rar geworden und damit auch die für diese Standorte typische Vegetation. Deshalb interessierte sich der NABU sowohl für Meldungen aktueller wie auch ehemaliger Beobachtungen der Rundblättrigen Glockenblume.
Schon vor der endgültigen Auswertung der Daten war der NABU-Landesfachausschuss Botanik mit der Resonanz auf den Aufruf sehr zufrieden. Es meldeten sich über 300 Menschen telefonisch oder per E-Mail, um aktuelle oder ehemalige Vorkommen der Rundblättrigen Glockenblume mit den wichtigsten Angaben zum Standort vom NABU aufnehmen zu lassen. Vom Kreis Lippe bis in die Eifel, aus ganz Nordrhein-Westfalen trafen Meldungen ein, meist in direktem Bezug zu einer Berichterstattung in den lokalen und regionalen Medien. In diesem Zusammenhang steht wohl die Tatsache, dass die Aktion besonders viel Resonanz im Rhein-Sieg-Kreis erzeugte, wo Campanula rotundifolia auch heute noch vergleichsweise häufig vorkommt.
Erwartungsgemäß meldeten sich viele ältere Menschen, die aus der Erinnerung heraus von ehemaligen Vorkommen der Art berichten konnten. Traurige Realität: Viele dieser ehemaligen Standorte auf Obstwiesen, Böschungen oder Randbiotopen existieren heute einfach gar nicht mehr, so dass in diesen Fällen weniger die Veränderung als vielmehr die Vernichtung des Lebensraumes zum lokalen Verschwinden der Art geführt hat. Es kann aber auch von Lichtblicken berichtet werden: So meldeten sich auch Menschen, bei denen die Glockenblume eine neue Heimat im Garten gefunden hat – ohne dass die Besitzer sie dort angepflanzt hätten. Meist handelt es sich der Beschreibung nach um sehr naturnahe Gärten. Schon vor der abschließenden Auswertung der Daten steht fest: Die Glockenblume – vor einigen Jahrzehnten noch vielerorts anzutreffen – ist heute großflächig in der freien Landschaft Nordrhein-Westfalens verschwunden.