Wälder - Fit für den Klimawandel
Waldklimaschutzprojekt in der Davert
Wälder erfüllen wichtige Klimafunktionen. Zum einen sind sie als Kohlenstoffspeicher und -senke weltweit von immenser Bedeutung. In den Bäumen und im Waldboden können große Mengen Kohlendioxid gebunden werden. Zum anderen haben Wälder eine stabilisierende Wirkung auf das regionale Klimageschehen und mildern die lokalen Auswirkungen von Witterungsextremen wie Starkregen oder Hitzewellen ab.
Nach aktuellen Klimaprognosen sind für Teile der Bundesrepublik Deutschland zukünftig im Sommerhalbjahr länger anhaltende Trockenperioden zu erwarten. Wälder auf bislang feuchten Standorten würden dadurch phasenweise deutlich trockeneren Standortbedingungen ausgesetzt werden. Ziel des Projektes ist es daher, Maßnahmen zur Anpassung der feuchten bis nassen Wälder im Süden von Münster an Klimaveränderungen zu entwickeln und umzusetzen.
Wer steckt hinter dem Projekt und was will man erreichen?
Die NABU-Naturschutzstation Münsterland leitet das Projekt in Kooperation mit dem Landesbetrieb Wald und Holz NRW. Die wissenschaftliche Begleitung und Evaluation erfolgt durch die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Landschaftsökologie. Gefördert wird das Projekt vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit mit Mitteln des Waldklimafonds sowie vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW. Der NABU übernimmt darüber hinaus einen Eigenanteil von 1%.
Die Wälder im Projektgebiet von etwa 4.000 Hektar Größe sollen gestärkt werden, und das in dreifacher Hinsicht: Sie sollen sich an den Klimawandel anpassen können, als Kohlenstoffsenke fungieren und ein Ort biologischer Vielfalt sein. Ziel ist es, die Wälder auf überwiegend feuchten Standorten im Hinblick auf die zu erwartenden Folgen des Klimawandels in ihren Funktionen zu stabilisieren, um eine möglichst effektive langfristige Fixierung von Kohlendioxid zu erreichen. Durch gezielte Maßnahmen sollen Feuchtwälder optimiert, Auenwälder revitalisiert und Moorwälder gesichert werden. Dafür soll ein naturraumtypischer Landschaftswasserhaushalt wiederhergestellt werden. Insbesondere an staunasse Böden angepasste Stieleichen-Hainbuchenwälder, wertvolle Eichen-Ulmenwälder sowie Birken- und Erlenbruchwälder werden davon profitieren. Einen weiteren Beitrag zur langfristig ausgerichteten Kohlendioxid-Speicherung wird die Reaktivierung eines Hochmoortorfkörpers im Projektgebiet leisten.
Praxisbegleitende Forschung findet zum einen in Form eines Monitorings auf Referenzflächen statt. Völlig aus der Nutzung genommene Wildnisentwicklungsgebiete werden im Vergleich zu forstlich genutzten Flächen untersucht: Wie wirkt sich der Klimawandel auf diesen Flächen aus? Welche Kohlenstoffbilanz haben sie? Und wie groß ist die biologische Vielfalt? Untersuchungen zur Bedeutung des Alt- und Totholzanteiles sowie zur Anpassungsfähigkeit der Eichen an sich verändernde Umweltbedingungen ergänzen das Spektrum. Drei Viertel der Waldflächen im Projektgebiet sind in Privatbesitz. Auf freiwilliger Basis können sich Privatwaldbesitzer mit ihren Flächen an den Projektzielen beteiligen und von den Untersuchungen und Maßnahmen profitieren. Ihnen wird fachliche, forstwirtschaftliche Beratung in Bezug auf klimarelevante Optimierungen ihrer Waldbestände angeboten. Hierzu sollen Schulungen entwickelt und durchgeführt werden, deren Inhalte auch weit über die Projektregion hinaus Anwendung finden können. Im Bereich der Waldpädagogik sollen bundesweit einsetzbare Schulungsunterlagen für Kinder verschiedener Altersstufen entwickelt werden. Diese sollen in Kombination mit einem Klimalehrpfad und begleitet durch intensive Öffentlichkeitsarbeit das Verständnis für die Bedeutung unserer Wälder im Klimawandel schärfen.
Wo wird das Projekt umgesetzt?
Wichtigste Teilflächen sind zwei Waldgebiete von europäischer Bedeutung: die ursprünglich sumpfige, über Jahrhunderte entwässerte Davert und das historisch alte Waldgebiet des Wolbecker Tiergartens. Die Hohe Ward verbindet diese Wälder und besteht in ihren Randbereichen ebenfalls aus zahlreichen feuchten und nassen Wäldern. Der Großteil des Projektgebietes wird forstwirtschaftlich genutzt. In zwei Naturwaldzellen hingegen bleiben die naturnahen Eichen-Hainbuchen- und Buchenwälder seit Jahrzehnten sich selbst überlassen, um eine möglichst natürliche Walddynamik zu ermöglichen. Darüber hinaus sind drei Wildnisentwicklungsgebiete im Projektgebiet enthalten, in denen sich die Waldökosysteme seit 2013 ebenfalls ungestört entwickeln können. Der unterschiedliche Feuchtigkeitsgrad der Böden hat im Zusammenspiel mit der menschlichen Nutzung eine abwechslungsreiche Waldlandschaft mit einer großen Lebensraumvielfalt entstehen lassen. Beispiele für die zahlreichen seltenen und gefährdeten Arten im Gebiet sind neben der stark gefährdeten Flatter-Ulme der Kleine Baldrian, die Rauhautfledermaus, der Mittelspecht, der Feuersalamander und der Ulmen-Zipfelfalter.
Mehr zur NABU-Einrichtung
Der Laubfroschschutz ist ein Schwerpunkt der NABU-Station. Seit 1997 koordiniert sie die landesweite Umsetzung des Vorzeigeprojektes „Ein König sucht sein Reich“ verbände- und institutionsübergreifend. Außerdem betreut die Station unter anderem die Emsauen und die Davert, kümmert sich um heimische Wildbienen und fördert über die NaturGenussRoute das Naturerleben in der Region. Mehr →