Quo vadis Landwirtschaft in NRW?
NABU begrüßt das 4-Länder-Positionspapier zur EU-Agrarreform
06. Februar 2013 -
Als 'bitternötig und extrem wichtig für den Erhalt der biologischen Vielfalt nicht nur in Nordrhein-Westfalen' bezeichnete Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW, das Engagement von Umweltminister Johannes Remmel für mehr Naturschutz in der EU-Agrarpolitik. In einem gemeinsamen Positionspapier haben die vier Umwelt- und Landwirtschaftsminister aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen gestern ihre Forderungen für eine zukünftige ökologisch ausgerichtete Landwirtschaftspolitik vorgestellt. Darin erteilten sie den aktuellen Vorschlägen zur Verwässerung der Umweltauflagen und zur Kürzung der Förderprogramme für den ländlichen Raum von Seiten der Bundesregierung eine klare Absage.
„Um die biologische Vielfalt unserer Kulturlandschaft ist es schon jetzt schlecht bestellt“, so Tumbrinck weiter. Immer größere Ackerschläge, Monokulturen, der anhaltende Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln und der flächendeckende Verlust von Grünlandflächen in den letzten Jahren ließen den Lebensraum für zahlreiche Arten der Feldflur drastisch schwinden. Der dramatische Rückgang der Feldvögel sei dabei nur die Spitze des Eisberges.
Wie gravierend die Folgen einer immer intensiveren Landwirtschaft seien, zeige eine aktuelle Studie zum Kiebitzbestand im münsterländischen Kreis Warendorf. Vor 40 Jahren noch flächendeckend und zahlreich vertreten, käme der Kiebitz heute nur noch lückig und mit wenigen Einzeltieren vor. Bei gleichbleibender Entwicklung sei daher mit weiterem beschleunigten Bestandesrückgang des Kiebitz zu rechnen. So erwarteten die Autoren der Studie gar, dass ´man sich vom Kiebitz im Münsterland verabschieden müsse, sollten nicht sofort umfassend wirksame Schutzmaßnahmen ergriffen werden´.
Tumbrinck: „Wird die EU-Agrarreform weiter verwässert und werden zudem EU-Mittel für die Förderung der ländlichen Entwicklung gekürzt, wird dies katastrophale Auswirkungen auf die zukünftige biologische Vielfalt unserer Kulturlandschaft haben. Will die EU mit dem Artenschutz in der Landwirtschaft tatsächlich Ernst machen, müssen die Forderungen der Umweltminister zwingend umgesetzt werden. Ansonsten drohe in der agrarisch genutzten Kulturlandschaft schon bald der stumme Frühling.“
Morgen und übermorgen entscheiden die europäischen Staats- und Regierungschefs über die Finanzen der Europäischen Union für die nächsten sieben Jahre. Dabei werden auch die Weichen für die zukünftige Agrarpolitik der EU gestellt.
Natur braucht Rückzugsflächen
NABU fordert 10 Prozent „ökologische Vorrangflächen“ in der Landwirtschaft
11. Mai 2011 -
Anlässlich der heutigen Diskussionen über die zukünftige Ausrichtung der nordrhein-westfälischen Landwirtschaftspolitik im Umweltausschuss fordert der NABU NRW erneut die Einführung von sogenannten „ökologischen Vorrangflächen“ auf zehn Prozent der Fläche eines landwirtschaftlichen Betriebs. Nur so ließe sich die heimische Artenvielfalt der Kulturlandschaft erhalten und der anhaltende Rückgang bedrohter Arten der Feldflur stoppen. „Nur eine vielfältige Landschaft kann das Überleben von gefährdeten Arten gewährleisten. Landwirte dürfen deshalb in Zukunft nur noch Fördergelder bekommen, wenn sie gleichzeitig mehr für Natur und Umwelt tun“, sagt Josef Tumbrinck Vorsitzender des NABU-Landesverbandes in NRW.
Ein wichtiges Mindestkriterium dafür müsse zukünftig das Vorhandensein von „ökologischen Vorrangflächen“ sein. Hierzu gehörten Landschaftselemente wie Hecken, Feldraine oder Kleingewässer sowie Buntbrachen, Ackerrandstreifen oder extensives Grünland. Die Vorrangflächen sollen der Bestandssicherung rapide abnehmender Arten der Feldflur wie Kiebitz, Rebhuhn und Feldlerche sowie der Sicherung bisher naturverträglich genutzter und artenreicher Flächen dienen. Darüber hinaus leisteten sie einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Gewässern vor landwirtschaftlichen Stoffeinträgen. Sinnvoll sei aus Sicht des NABU zudem, bisher strittige Flächen der Kulturlandschaft wie Heiden oder Deiche in ein zukünftiges Prämiensystem mit einzubeziehen, wie es die CDU-Landtagsfraktion fordert.
Nach Auffassung des NABU versuche die EU-Agrarpolitik bislang weitgehend erfolglos, einen nachhaltigen Schutz von Natur und Umwelt zu erreichen. Beispiele aus zahlreichen Regionen zeigten, dass mit Hilfe pauschaler Flächenförderungen von über 300 Euro pro Hektar vielfach eine naturschädigende Produktion unterstützt werde. Das Prinzip der ökologischen Vorrangflächen sei die Voraussetzung für die Schaffung vielfältiger und naturverträglicher Kulturlandschaften und böte eine wichtige Legitimierung der Brüsseler Direktzahlungen.
„Die Einführung eines ökologischen Sicherheitsnetzes wäre ein wichtiger Beitrag gegen die Verarmung unserer Kulturlandschaft und könnte die gesellschaftliche Akzeptanz der Landwirtschaft erheblich verbessern“, so Tumbrinck weiter. Im Rahmen der zurzeit anstehenden EU-Agrarreform begrüße der NABU NRW daher ausdrücklich das Engagement von Umweltminister Remmel im Agrarministerrat der Länder und in Brüssel für eine Weichenstellung hin zu einer nachhaltigen Agrarpolitik.
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