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Gespinstmotten überziehen Bäume und Sträucher mit silbriger Hülle
Jetzt stehen sie wieder vielerorts gespenstisch an Weg-, Straßen- und Waldrändern oder in Parkanlagen: silbrig glänzende, kahl gefressene Bäume und Sträucher. Verantwortlich hierfür sind die Raupen einiger Gespinstmottenarten, die die Blätter befallener Pflanzen vollständig abfressen und Stämme, Äste und Zweige komplett mit einem Gespinst überziehen, in dem sie gesellig leben. „Es sind vor allem Traubenkirschen, die von der Traubenkirschen-Gespinstmotte befallen sind“, sagt Karl-Heinz Jelinek, Schmetterlingsexperte des NABU NRW. Aber auch Weißdorn, Pfaffenhütchen, Pappeln oder Weiden sind bisweilen mit einem dichten Gespinst überzogen. Gelegentlich werden auch Obstbäume befallen.
Da Gespinstmottenarten sich wirtsspezifisch über die Blätter von nur ein oder zwei Baum- beziehungsweise Straucharten hermachen, laufen die Raupen Gefahr zu verhungern, wenn sie auf der Suche nach einem noch nicht kahl gefressenen Strauch alles – also auch Gräser, Kräuter, Zaunpfosten oder ganze Bänke – einspinnen. „Den seidigen ‚Schleier‘ spinnen die kleinen Raupen, um sich vor Fressfeinden wie Vögeln oder Witterungseinflüssen wie Regen zu schützen“, erklärt Jelinek. Unter dem Schleier fräßen die Raupen bis Mitte Juni den befallenen Baum kahl. Dann wanderten sie zum Stammfuß, wo sie sich im Schutz des Gespinstes verpuppen würden. „Anfang Juli schlüpfen bereits die weißen, schwarz gepunkteten Falter der Traubenkirschen-Gespinstmotte“, so der NABU-Insektenfachmann weiter. Nach der Paarung legten diese ihre Eier wieder an den Knospen der Traubenkirsche ab, wo sie bis zum nächsten Frühjahr geschützt überdauerten.
„Beobachten kann man dieses Naturschauspiel seit einigen Jahren regelmäßig“, weiß Jelinek. Laut Pflanzenschutzdienst Bonn fördert insbesondere der Klimawandel dieses alljährliche massenhafte Auftreten der Gespinstmotten. Erfahrungsgemäß könne diese Entwicklung bei ungestörtem Verlauf bis zu zehn Jahre andauern. Jelinek: „Lange, kalte Winter beeinträchtigen die kleinen Falter kaum in ihrer Entwicklung. Wahrscheinlicher ist das schleichende Ende dieses Naturschauspiels durch vermehrten Einfluss von natürlichen Gegenspielern.“ Bis zu 80 verschiedene Insekten, darunter Schlupfwespen, Raubwanzen sowie einige Parasiten verhinderten dauerhaft eine ungehemmte Ausbreitung der Gespinstmotten.
Davon, die Tiere mit Gift zu vernichten, rät Karl-Heinz Jelinek ab. „Das ist meistens ebenso sinnlos wie gefährlich für die Umwelt, da von Insektengiften auch die natürlichen Feinde der Gespinstmotten betroffen sind.“ Sei das Gespinst erst einmal ausgebildet, seien die Raupen kaum noch zu bekämpfen. „Bei befallenen Obstbäumen sollte man daher rechtzeitig mit dem Absammeln der Tiere beginnen“, empfiehlt er. Den übrigen Bäumen oder Sträuchern schade der Befall nicht. Noch im gleichen Jahr würden sie mit dem sogenannten Johannistrieb um den 26. Juni herum wieder austreiben und schon bald nicht mehr erkennen lassen, dass sie befressen worden wären.
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