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Taubenschwänzchen in NRW


15.04.2020 - Das Taubenschwänzchen, ein eigentlich im Mittelmeerraum beheimateter Wanderfalter, ist seit einigen Jahren im Sommer immer öfter in Nordrhein-Westfalen zu beobachten gewesen. "Trifft man den Falter zum ersten Mal, wie er in der Mittagshitze im Schwirrflug vor einer Blüte verharrt und fast augenblicklich die nächste anfliegt, so glauben Viele einen Kolibri beobachtet zu haben", berichtet Karl-Heinz Jelinek, Schmetterlingsexperte des NABU NRW.
Doch nun werden schon im Frühjahr ungewöhnlich viele Taubenschwänzchen gesichtet und so mancher Naturliebhaber wundert sich. "Als Wanderfalter aus dem Mittelmeergebiet fliegt der Falter traditionell zu Beginn des Hochsommers in Mitteleuropa ein, um hier eine Folgegeneration zu erzeugen. Im Gegensatz zu unseren einheimischen Schwärmern überwintert er als Falter, was ihm das Überleben nördlich der Alpen in Zeiten kälteren Klimas schwer gemacht hat. Doch in sehr milden Wintern wie dem vergangenen kann er auch in unseren Breiten überleben", erklärt Jelinek das Phänomen. Nun nutzen die Falter das aktuelle, warme Frühlingswetter zur Eiablage. Gerne werden die gerade an warmen Böschungen austreibenden Pflanzen des Kletten-Labkrautes genutzt. Das grüne Ei wird dabei im Schwirrflug an die Triebspitze der Pflanze geheftet.
Meldungen über vereinzelte Sichtungen reichen zurück bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Laut Jelinek ein Beleg dafür, dass die Zugrouten der Falter bereits seit langer Zeit bestehen. Vor allem während des Supersommers 2003 gab es einen regelrechtes Massenauftreten und auch die diesjährigen Sommertemperaturen sind ideal für den Falter. "Die ersten Exemplare waren schon Mitte Juni in Gärten, auf Balkonen und Wiesen zu finden", weiß der NABU-Experte. In größerer Zahl schwirren sie nun im Hochsommer vor kelchigen Balkonblumen wie Geranien oder Petunien, besuchten Sommerflieder, Phlox oder Schmetterlingsblütler wie Rotklee und Luzerne.
Der markante Schwirrflug des behaarten Falters ermöglicht ihm, innerhalb von fünf Minuten bis zu hundert Blüten zu besuchen. Das erfordert jedoch eine Menge an Energie. "Ein Pausieren auf einer Blüte ist da nicht drin", erläutert Jelinek. Jeder zu lange Stopp führt zu einem Auskühlen der Flugmuskulatur. Zudem bietet der Schwirrflug einen überlebenswichtigen Vorteil. Da immer eine ausreichende Distanz zwischen Insekt und Blüte bleibt, ist das Taubenschwänzchen gut vor getarnten Fressfeinden wie der Krabbenspinne geschützt.
Neben seiner Schnelligkeit im Flug zeichnet den Wanderfalter seine Ausdauer aus. So stellen weder Hochgebirge noch Entfernungen bis zu 2000 Kilometern ein Hindernis für das Taubenschwänzchen dar, das schon in Norwegen gesichtet wurde. Aufgrund der Klimaerwärmung, zu deren Profiteuren das Taubenschwänzchen sicherlich zählt, stehen die Chancen gut, diesen Falter in Zukunft am Niederrhein wie im sonstigen NRW früher und häufiger im Jahr beobachten zu können.
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Ob im Rahmen des Tagfaltermonitorings, des Wildbienenprojekts oder der Mitmachaktion "Zeit der Schmetterlinge" - in verschiedenen Projekten erforscht und kümmert sich der NABU NRW um die heimische Insektenwelt. Zudem wirbt er für mehr Akzeptanz für Spinnen. Mehr →