Schlehe (Schwarzdorn) - Foto: Helge May
Ein dorniger Vogelfreund
Der Schwarzdorn im Porträt
Wer sich bei den ersten Frühlingsspaziergängen jetzt an auffallend weißblühenden Büschen erfreut, hat es in der freien Natur oft mit dem Schwarzdorn oder der Schlehe zu tun. Nach dem Aufblühen der gelben Kornelkirschen im März prägen nun die ebenfalls vor dem Laubaustrieb reichblühenden Schlehen vielerorts Waldränder und Hecken. Häufig entdeckt man sie auch im Straßenbegleitgrün, da die Licht liebenden und Trockenheit vertragenden Sträucher keine sehr spezifischen Bodenansprüche stellen. Voll erblühte Schlehen sind in NRW zurzeit vor allem im Tiefland zu sehen, in den bergischen Regionen setzt die Blüte etwas später ein.
Der Schwarzdorn ist ein echtes Naturschutzgehölz. Die fünfblättrigen weißen Blüten sind eine wichtige Nektarquelle im Frühjahr, neben Haus- und Wildbienen tummeln sich hier Hummeln, Schwebfliegen und Schmetterlinge wie Zitronenfalter, Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge und Landkärtchen. So gilt der Schwarzdorn als typischer Schmetterlingsstrauch, zumal die Blätter von rund 70 Schmetterlingsarten zur Eiablage aufgesucht werden, darunter seltene Arten wie der Segelfalter und das Gelbe Ordensband. Im Sommer bieten sein struppiger Wuchs und seine Dornen den Nestern von Amsel, Rotkehlchen und Zaunkönig Schutz. Vögel wie der Neuntöter nutzen Schlehenhecken daneben gerne als "Futterplatz": Der Neuntöter spießt seine Beutetiere wie Insekten oder Mäuse gerne an den Dornen der Schlehe auf, um sie so leichter verzehren zu können. Und ab Herbst locken dann die schwarz-blauen, herben Schlehenfrüchte nicht nur Tiere zum Verzehr.
Der Name "Schwarzdorn" kommt von der Rindenfärbung, die im zweiten Jahr schon nahezu schwarz ist. Wie der Weißdorn hat auch die Schlehe zum Schutz echte Dornen an den Trieben. Im Gegensatz zu den leicht ablösbaren Stacheln der Rose, die Auswüchse der Rinde sind, unterscheiden Botaniker die echten Dornen. Das sind umgewandelte Blätter oder Sprossteile, die mit dem Holz der Triebe verbunden sind. Sie sind entsprechend fest und ein guter Schutz selbst gegen derbe Kuhmäuler. Durch die Dornen ist die Schlehe ein hervorragendes Vogelschutzgehölz. Der NABU empfiehlt daher jedem Gartenbesitzer eine solche dornenreiche Hecke oder Einzelbüsche im Garten anzupflanzen. In solch dichtem Gestrüpp hätten Nesträuber keine Chance Singvogelnester zu plündern. In diesem Zusammenhang weist der NABU daraufhin, dass für den beobachteten Rückgang von Singvogelarten nicht räuberische Arten wie Katzen, Marder oder Elstern verantwortlich seien. Vielmehr sei dies auf das Verschwinden strukturreicher Lebensräume in Gärten und Landschaft zurückzuführen.
Die in Mitteleuropa kultivierten Zwetschgen entstammen einer Kreuzung aus Schlehe und der Kirschpflaume. Im Überschneidungsgebiet ihrer Verbreitungen, in Vorderasien, entstand die Zwetschge auf natürlichem Weg. Seit der Römerzeit werden die Schlehen in Mitteleuropa kultiviert, da die Früchte als Wildobst geschätzt waren. Die schwarzen, blau bereiften Steinfrüchte sind essbar, aber erst gekocht oder nach Frost wohlschmeckend. Sie werden bis heute zu Säften, Marmeladen und Likören verarbeitet. Aus den Blüten- und Laubblättern wurden Blutreinigungs-, Abführ- und Magentees hergestellt. Die Dornen dienten in der Hausschlachtung als Wurstdarmverschluss.
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