Fledermauswanderung ist in vollem Gange
Im Herbst ziehen nicht nur Vögel
Nicht nur Vögel ziehen im Herbst in ihre Winterquartiere, auch Fledermäuse tun dies. Jetzt stehen die Chancen besonders gut, auch die ein oder andere Fledermaus zu beobachten, die man sonst nur sehr selten zu Gesicht bekommt", so Dr. Carsten Trappmann, vom Landesfachausschuss Fledermausschutz im NABU NRW. Denn Ende August bis in den September hinein ist die Fledermauswanderung in vollem Gange. Große Abendsegler und Rauhhautfledermäuse befinden sich beispielsweise gerade auf dem Durchzug. Beide Arten sind gerade auf dem Weg von ihren Sommerquartieren in Ostdeutschland, Polen und Westrussland in ihre Winterquartiere, von denen sich auch einige in NRW befinden.
In ihren Überwinterungsgebieten angekommen würden Große Abendsegler und Rauhautfledermäuse sofort mit der Balz beginnen. "Dabei beziehen die Männchen jeweils einzeln eine Baumhöhle, die sie gegen Nebenbuhler verteidigen und locken die Weibchen mit ihren Rufen an", erläutert Trappmann, "so sammeln sie sich einen regelrechten Harem von bis zu zehn Tieren zusammen." Anders als beim Menschen könnten die ´Haremsdamen´ die Höhlen jedoch wieder verlassen, um sich mit weiteren Männchen zu paaren. Alle heimischen Fledermäuse bilden keine festen Paare und Zwillingsgeburten können sogar von verschiedenen Vätern stammen. Denn bei der Paarung käme es nicht direkt zur Befruchtung, vielmehr würden die Spermien in einer speziellen Uterusfalte über die Winterschlafphase regelrecht ´konserviert´. Die eigentliche Befruchtung fände erst nach dem Aufwachen im Frühjahr statt. "Das ist für die Tiere von großem Vorteil, denn nach dem kraftzehrenden Winterschlaf müssen sie sich so nicht sofort wieder um die anstrengende Fortpflanzung kümmern, sondern können erst einmal ihre Reserven auffüllen", erklärt der NABU-Fledermausexperte.
Andere heimische Fledermausarten wie die Fransenfledermaus, die Wasserfledermaus oder das Braune Langohr zeigen im Rahmen der Fledermauswanderung und -balz ein unter Experten noch nicht eindeutig geklärtes Verhalten: Sie schwärmen in der Umgebung ihrer späteren Winterquartiere. "Ob dieses Verhalten nun dem Auffinden eines potenziellen Partners oder eher der Information der Jungen über die Quartiere dient, führt noch zu heftigen Diskussionen", so Trappmann. Die bei der Balz und beim Schwärmen ausgestoßenen Sozialrufe der Fledermäuse könne man im Übrigen sogar mit bloßem Ohr und ohne Ultraschallumwandler hören.
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