Menschen und Wölfe
Verhaltenstipps bei unerwarteten Begegnungen
Der Wolf ist eine nach europäischem und nationalem Recht streng geschützte Art. Nach wie vor handelt es sich um eine seltene Art, deren Fortbestand in unseren Breiten keineswegs als gesichert gilt. Dabei ist die Rückkehr des Wolfes im starken Maße auch von einer entsprechenden Akzeptanz in der Bevölkerung abhängig. Deshalb ist es dringend notwendig, die Ausbreitung des Wolfes mit Maßnahmen zu begleiten, die das Zusammenleben von Mensch und Wolf erleichtern.
Auch heute noch hält sich in den Köpfen vieler Menschen das Bild vom „bösen“ Wolf. Am bekanntesten ist sicher das Märchen vom Rotkäppchen. Diese Ängste hatten im späten Mittelalter sicherlich ihre Daseinsberechtigung. Die Menschen hungerten, es gab kranke Wölfe, die sich auch verstärkt Menschen und ihren Nutztieren näherten und so zur existentiellen Bedrohung wurden. Heute gilt es jedoch, diesen Ängsten mit wissenschaftlichen Fakten zu begegnen und über den Wolf sachlich zu informieren. So ist der Wolf als großer Beutegreifer auf Huftiere spezialisiert. Alleine schon aus diesem Grund gehören Menschen nicht in das Beuteschema von Wölfen – ihnen gegenüber ist der Wolf eher skeptisch. Die ausgeprägte Vorsicht und das Misstrauen gegenüber potenziellen Feinden und Gefahren ist eine bewährte Überlebensstrategie des Wolfes. So hat es seit der Rückkehr der Wölfe im Jahr 2000 nicht eine Situation gegeben, in der sich ein Wolf einem Menschen aggressiv genähert hat.
Dem Menschen gegenüber skeptisch
Generell gehen Wölfe dem Menschen eher aus dem Wege. Junge Wölfe hingegen sind unbedarfter und ziehen sich erst später zurück. Sollte man trotzdem einem Wolf im Wald begegnen, sollte man keinesfalls weglaufen, sondern stehen bleiben und beobachten. Wer sich unwohl fühlt, kann einen Wolf leicht vertreiben, indem er ihn laut anspricht, in die Hände klatscht oder mit den Armen winkt. Und vor allem sollte man nicht versuchen, ihn anzufassen oder zu füttern. Wie bei allen anderen Wildtieren auch kann es in solch einer Situation dann nämlich doch einmal gefährlich werden. Wenn in einer Kulturlandschaft lebende Wölfe nicht bejagt werden, reagieren sie auf den Anblick von Menschen zwar vorsichtig, aber nicht extrem scheu. Bei einer Begegnung erfolgt oft keine panische Flucht, sondern der Wolf zieht sich meist gelassen und bedacht zurück. Die ausgeprägte Vorsicht und das Misstrauen gegenüber potenziellen Feinden und Gefahren ist eine bewährte Überlebensstrategie des Wolfes. Zu direkten Begegnungen zwischen Mensch und Wolf kommt es daher selten. Meist bemerken Wölfe den Menschen frühzeitig und gehen ihm aus dem Weg.
Hunde sollten in bekannten Wolfsgebieten möglichst nah am Menschen (besser noch an der Leine) bleiben, denn ein freilaufender Hund kann vom Wolf als Reviereindringling angesehen und vertrieben werden. Ist der Hund jedoch nah beim Menschen, überträgt sich der von ihm ausgehende Schutz automatisch auf den Hund.
Es kann vorkommen, dass Menschen das Interesse von Wölfen erregen. Aufmerksam beobachten sie, was vor sich geht. Dabei lernen sie die menschlichen Siedlungsumgebungen kennen und welches Verhalten ihre eigene Sicherheit am besten garantiert. Eine solche Situation stellt für Menschen keine Gefahr dar. Insbesondere Jungtiere sind häufig neugieriger und unbedarfter als erwachsene Wölfe.
Nicht ungewöhnlich - Wolfssichtung in Siedlungsnähe
Bei einer Reviergröße von durchschnittlich 200 km² liegt es nahe, dass auch Ortschaften, Straßen und Gehöfte mitten im Wolfsrevier liegen können. Bei ihrer Wanderung treffen die Wölfe ständig auf diese und sie wählen schlicht den kürzesten und oftmals auch den bequemsten Weg. Daher ist eine Wolfssichtung in der Nähe von Siedlungen an sich auch nichts Ungewöhnliches. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass die Tiere nah an Straßen und zudem tagsüber unterwegs sind – Autos und Traktoren nehmen Wölfe recht gelassen wahr. Fahrzeuge sind Teil ihrer Lebenswelt und solange Wölfe die Möglichkeit haben, in eine Richtung zu flüchten, empfinden sie keine Bedrohung. In Rumänien und Russland, wo es deutlich mehr Wölfe als in Deutschland gibt und der Wolf nie ausgerottet war, gibt es häufig Berichte von Wölfen, die in Siedlungen gesehen werden, ohne dass es zu gefährlichen Situationen kommt.
Abwandernde Jungwölfe, die auch schon in NRW nachgewiesen wurden, sind unerfahren und nicht ortskundig. Wenn sie durch offene Kulturlandschaft laufen, fehlen ihnen sichere und ungestörte Rückzugsgebiete. Die Wahrscheinlichkeit, aufgescheucht und gesehen zu werden, ist dann deutlich größer.
Wie verhalte ich mich, wenn ich auf einen Wolf treffe?
Überaus selten bekommen Spaziergänger einen Wolf aus der Nähe zu Gesicht. Wenn es doch einmal dazu kommt:
- nicht weglaufen, sondern stehen bleiben und beobachten
- verhalten Sie sich ruhig, geben Sie dem Wolf die Möglichkeit sich zurückzuziehen und halten Sie, wie zu anderen Wildtieren auch, respektvoll Abstand
- auf keinen Fall sollte man die Tiere anlocken, versuchen anzufassen oder verfolgen
- wenn man den Abstand vergrößern möchte, sollte man sich langsam mit Blickrichtung zum Tier zurückziehen
- man kann einen Wolf leicht vertreiben, indem man ihn laut anspricht, sich groß macht und notfalls mit einem Gegenstand nach ihm wirft
- Wölfe niemals füttern!
Können Kinder alleine in einen Wald gehen, in dem es Wölfe gibt?
Ja, auch in anderen europäischen Ländern, in denen es Wölfe seit vielen Jahren gibt, spielen Kinder im Wald. Häufig müssen Kinder auch auf dem Weg zur Schule Wälder durchqueren, ohne dass es hierbei Zwischenfälle gibt. Grundsätzlich ist es wichtig, schon den Kindern die Regeln für den Umgang mit Wildtieren beizubringen.
Grundregeln im Zusammenleben mit Wildtieren:
- respektvoll Abstand einhalten
- kein Nachlaufen hinter Tieren
- interagieren Sie nicht mit dem Tier, kein Ansprechen, kein Anlocken
- Jungtiere nie anfassen oder aufnehmen
- kein Aufsuchen von Bauten oder Wurfhöhlen
- Tiere nie füttern, auch nicht passiv
- Abfalldeponien in Nähe von Menschen und Häusern vermeiden (künstliche Futterstellen)
- kein Tierfutter von Haustieren draussen herumstehen lassen
Leben mit Wölfen
Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es in der Natur ebenso wenig wie beim Zusammenleben mit Haustieren. Deshalb ist das Monitoring so wichtig, um das Verhalten der Wölfe zu beobachten. Es ist Stand der Wissenschaft, dass ein Wolf von Geburt nicht auffällig oder gefährlich ist, sondern durch äußere Umstände auffällig werden kann. Dies sind: Krankheiten, Anfütterung und fehlender Herdenschutz. Dieser Prozess vollzieht sich nicht schlagartig. Daher ist abzuleiten, dass wir in den Fällen von Nutztierrissen Wölfe wieder erfolgreich zu ihrer natürlichen Beute umleiten können.
Sollten einzelne Wölfe ihre Distanz gegenüber Menschen dauerhaft aufgeben, sich aggressiv gegenüber Menschen verhalten oder sich auf Nutztiere beim Nahrungserwerb spezialisieren, können sie als auffällig bezeichnet werden. Das Bundesamt für Naturschutz hat Kriterien erarbeitet, wann ein Wolf als auffällig einzustufen ist und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen "Leben mit Wölfen" (BfN Skript 201, 2007). Die Entnahme eines Tieres erfolgt nur im absoluten Ausnahmefall, wenn diese Vergrämungsmaßnahmen keine Wirkung zeigen – dafür gibt es nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG) Ausnahmeregelungen.
Kontaktinfo
Bitte melden Sie unbedingt jede Sichtung eines Wolfes an die Luchs und Wolfsberater in NRW.
Der Landesfachausschuss Wolf in NRW bietet weitere Infos unter www.nrw-wolf.de.
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Seit 2016 häuften sich die Wolfssichtungen in NRW. Mittlerweile haben sich mehrere Tiere dauerhaft hier niedergelassen. Aus den anfänglichen Wolfsgebieten sind die derzeit sieben ausgewiesenen Förderkulissen „Eifel - Hohes Venn“, „Dümmer-Geest-Niederung“, „Märkisches Sauerland“, „Oberbergisches Land“, „Senne - Eggegebirge“, „Stegskopf“ und „Westmünsterland“ geworden. Mehr →