Verbreitung des Wolfs in NRW
Wolfsgebiete, Wolfsverdachtsgebiet und Pufferzone ausgewiesen


Wölfe bald auch wieder in Nordrhein-Westfalen? 2008 stand dies noch als Frage im Raum. 2009 verirrte sich ein erster Wolf aus dem hessischen Reinhardswald bei seinen Wanderungen auch in den äußersten Osten von NRW. Danach wurde es erst einmal wieder einige Jahre ruhiger um den Rückkehrer Wolf. Traurige Berühmtheit erlangte der erschossene Wolf aus Rheinland-Pfalz der NRW 2012 sehr nahe kam. Seitdem trieben lediglich einige Phantomwölfe in NRW ihr Unwesen. Doch spätestens seit im Juli 2014 das vierte Wolfsrudel im benachbarten Niedersachsen nachgewiesen wurde, erwartete auch Nordrhein-Westfalen tatsächlich die Rückkehr der Wölfe. Im Januar 2015 war es dann so weit. In Ostwestfalen wurde erneut ein Wolf für NRW nachgewiesen. Kurze Zeit später wurde ein weiterer Wolf aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein gemeldet. Angesichts von 5 Wolfsrudeln in Niedersachsen mit 22 Jungtieren im Sommer 2015 keine wirklich große Überraschung mehr.
Seit Anfang 2016 häufen sich nun die Wolfssichtungen in NRW. Im Zeitraum von 2009 bis Ende 2020 wurden in NRW 208 Wolfsmeldungen bestätigt. Die Zahl der Individuen, die die Meldungen auslösen, ist jedoch deutlich geringer. Wie durch DNA-Spuren bestätigt, sorgt häufig ein Individuum für gleich mehrere Nachweise. So wanderte im Frühjahr 2016 ein Wolf aus Cuxhaven durch NRW bis nach Rheinland-Pfalz und konnte auf diesem Weg dreimal nachgewiesen werden. Heute lebt er wieder in Niedersachsen, wo er in der Lüneburger Heide eine Partnerin gefunden hat und sesshaft wurde. Ende 2017 hat die Wölfin Naja bei ihrer Wanderung von Mecklenburg-Vorpommern über Niedersachsen in die Niederlande und weiter nach Belgien NRW gleich mehrfach besucht. Seit 2018 geht das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen aufgrund genetischer Nachweise zudem davon aus, dass einige Einzeltiere in verschiedenen Regionen von Nordrhein-Westfalen standorttreu geworden sind. Aus diesem Grunde wurde am 1. Oktober 2018 das erste Wolfsgebiet mit einer Größe von 958 km² rund um Schermbeck im Kreis Wesel ausgerufen. Mittlerweile wurde dort ein weiteres Individuum nachgewiesen und genetisch erfasst. Es folgte die Ausweisung eines Wolfsgebietes in der Senne sowie des dritten Wolfsgebietes „Eifel - Hohes Venn“. Auch hier lagen jeweils genügend Nachweise und Anhaltspunkte vor, so dass von einem standorttreuen Wolf ausgegangen werden konnte.
2019 wurde in Rheinland-Pfalz das Wolfsgebiet „Stegskopf“ ausgezeichnet. Das Land NRW hat hier schnell reagiert und eine Pufferzone eingerichtet, die Teile der Landkreise Siegen-Wittgenstein, Olpe sowie des Oberbergischen Kreises und des Rhein-Sieg-Kreises einschließt. Die Ausweisung eines Wolfsgebietes mit angrenzender Pufferzone ist insbesondere für die Nutztierhaltung von großer Bedeutung, da das Land Nordrhein-Westfalen in diesen Bereichen auf der Grundlage der „Förderrichtlinie Wolf“ vorbeugende Maßnahmen zum Herdenschutz fördert. Zuletzt wurde das Wolfsverdachtsgebiet „Oberbergisches Land“ als Wolfsgebiet ausgewiesen, zu dem unter anderem auch der Rhein-Sieg-Kreis an der Grenze zu Rheinland-Pfalz gerechnet wird und in dem Wolfswelpen - also ein Rudel - bestätigt wurden. Bundesweit konnten im Monitoringjahr 2019/2020 insgesamt 128 Wolfsrudel nachgewiesen werden.
Um auf die Rückkehr des Wolfes bestmöglich vorbereitet zu sein, hat der NABU bereits 2005 das Projekt „Willkommen Wolf“ gestartet. Mit zahlreichen Materialien, Infoveranstaltungen, einer Wanderausstellung und der Schulung von Wolfsbotschaftern betreibt der NABU seitdem intensive Öffentlichkeitsarbeit für den Wolf. In Nordrhein-Westfalen begleitet der NABU-Landesfachauschuss Wolf die Rückkehr des Wolfes in unser Land und bietet unter anderem am 30. April zum „Tag des Wolfes“ gemeinsam mit den meisten NRW-Partnerzoos Informationsveranstaltungen an. Bis Anfang 2019 tourte zudem das von der Stiftung Umwelt und Entwicklung geförderte NABU-Bildungsprojekt zur „Rückkehr des Wolfes nach NRW“ mit der gleichnamigen Ausstellung durch Nordrhein-Westfalen. Dieses Projekt kann nun unter dem Titel „Der Wolf macht Schule“ mit erneuter Förderung durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW fortgeführt werden. Ein weiteres Kind der Bemühungen um ein konfliktarmes Miteinander von Mensch, Wolf und Nutztier ist der NABU-Stiftungsfonds Wolf, der Schäfer*innen und andere Nutztierhalter*innen unbürokratisch unterstützen will, sofern Landeshilfen nicht greifen, um auch so aufzuzeigen, wie wichtig die Gesamtheit der Biologischen Vielfalt ist.
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