Fledermaus-WG unter dem Dach
NABU verleiht erste Plakette im Kreis Heinsberg
05. Oktober 2015 - Der Kontakt zum NABU bestand schon lange. Förster Martin Wingertszahn aus Wegberg und seine Familie wissen seit Jahren von ihrem Schatz unterm Dach: gleich zwei Arten von Fledermäusen fühlen sich bei ihnen zu Hause und bekämpfen rein biologisch Mücken und andere Insekten, die den naturnah gelegenen Garten bevölkern. "Da zuckt man abends schon mal zusammen, wenn ein Tier im Tiefflug vorbei kommt", kommentiert Doris Wingertszahn, wohl wissend um die Nützlichkeit und Unschädlichkeit der Tiere.
Die Wingertszahns mögen Fledermäuse aber nicht nur, sie haben im letzten Jahr auch die notwendigen Umbauten an ihrem Dach fledermausfreundlich gestaltet, gut beraten vom NABU Heinsberg. Einfach - unter Berücksichtigung des Wärmeschutzes - hier und da ein paar Spalten gelassen, durch die die Tiere einschlüpfen und unter den Dachziegeln Spalten im doppelten Mauerwerk aufsuchen können. So ähnlich wie es vorher auch war. Und so gut, dass die großen Breitflügelfledermäuse, die größte Fledermausart im Kreis Heinsberg, das Quartier 2016 sofort wieder angenommen haben. Die kleinen Zwergfledermäuse waren gar nicht vom Umbau betroffen, wohnen sie doch in winzigen Mauerspalten, die sie über die Rollladenkästen erreichen können. Auch den großen Arten reichen daumendicke Spalten zu Einschlüpfen.
Auslöser für den schonenden Umbau war u.a. Frieda, eine Breitflügelfledermaus, die 2015 als Waise an der Hauswand hing und von der Mutter nicht wieder angenommen wurde. Inzwischen lebt sie beim NABU Heinsberg und kommt gerne als Fledermaus-Botschafterin zu besorgten Hausbesitzern und Mietern. Das langjährige gute Zusammenleben der Familie Wingertszahn mit ihren Fledermäusen nahm der NABU Heinsberg jetzt zum Anlass, sie als erstes Fledermausfreundliches Haus im Kreis auszuzeichnen.
Bei dieser ersten Auszeichnung soll es aber nicht bleiben. "Der NABU Heinsberg hat sich vorgenommen, bis Ende 2016 mindestens 50 Häuser im Kreis Heinsberg auszuzeichnen, also mindestens 10 pro Gemeinde" wünscht sich Biologe Michael Straube, Kreisvorsitzender und Ansprechpartner für Fledermäuse beim NABU Heinsberg. Schwer sollte das nicht sein, leben doch sieben der 14 im Kreis nachgewiesenen Fledermausarten ausschließlich oder zeitweise an Gebäuden.
Die meisten von ihnen beziehen keine großen Dachstühle, wie es oft in Filmen zu sehen ist, sondern leben oft unerkannt in kleine Spalten an den Fassaden und unter Flachdächern. Metallblenden, Holz- und Schieferverkleidungen oder sogar nicht genutzte Fensterläden bieten ihnen Schutz. Braune und Graue Langohren leben gerne in den Dächern von Kirchen und anderen großen Dachstühlen. Und in drei Dachstühlen und Scheunen im Kreis Heinsberg findet man die einzigen bekannten Quartiere der seltenen Wimperfledermaus in ganz Norddeutschland.
Die Auszeichnung Fledermaus-freundliches Haus können zum einen Hausbesitzer erhalten, die bereits Fledermäusen Unterschlupf bieten und diesen auch erhalten wollen, zum anderen gibt es die Auszeichnung für die Schaffung neuer Fledermausquartiere, selbst wenn die kleinen Nachtgeister noch gar nicht eingezogen sind.
Ansprechpartner vor Ort:
Michael Straube, NABU Heinsberg
Tel. 02434-8094043
nabuheinsberg@aol.com