Interview mit einem Vampir
Fledermausbotschafter Tiberius Schlabberzahn
Im Jahr 2015 hat der NABU NRW 58 ehrenamtliche Botschafter ausgezeichnet, darunter Guido Hoehne, der als zahnloser Vampir Tiberius Schlabberzahn seit über 20 Jahren auf der Bühne steht. Im Hauptberuf ist er Zauberer, schwerpunktmäßig im Bereich Kinder-Zauber-Theater. Alle seine Stücke schreibt und inszeniert Hoehne selbst. Ein großes Anliegen ist ihm die Wissensvermittlung für Kinder – etwa zu Themen wie Klimawandel oder eben auch Fledermausschutz.
Warum haben Sie sich entschieden, Fledermausbotschafter zu werden?
Durch mein Kindertheaterstück „Tiberius Schlabberzahn“ beschäftige ich mich schon lange mit Fledermäusen. Kinder stellen mir gerade in dieser Rolle viele Fragen zum Thema Fledermaus, also habe ich mich damit verstärkt auseinandergesetzt. Über die sozialen Medien habe ich dann erfahren, dass man beim NABU eine Ausbildung zum Fledermausbotschafter machen kann. Darin sah ich eine tolle Möglichkeit, umfassendes Wissen zu erlangen, um dies den Kids (und natürlich auch den Eltern) vermitteln zu können. Sozusagen ein Vampir als Mittler zwischen Mensch und Fledermaus.
Bitte stellen Sie uns den zahnlosen Vampir Tiberius Schlabberzahn doch kurz vor.
Tiberius ist 555 Jahre alt und hatte, als er 222 war, einen Unfall. Er ist gegen eine Friedhofsmauer geflogen und hat sich dabei die Vampirzähne abgebrochen. Da diese leider nicht nachwachsen, muss er sich nun mit Blutkonserven behelfen. Um dafür Geld zu verdienen, zeigt Tiberius den Menschen, was ein Vampir alles können muss – etwa Blutgruppen unterscheiden und Sachen mit Vampirmagie verschwinden oder erscheinen lassen.
Warum haben Sie sich auf Kindertheater spezialisiert?
Es hat sich herauskristallisiert, dass ich ein Talent dafür habe, Kinder zu begeistern und auch komplexes Wissen altersgerecht zu vermitteln. Kinder sind von Natur aus wissbegierig, was ich mit meinen Stücken aufgreife, indem ich Sachverhalte einfach und unterhaltsam erkläre.
Welchen persönlichen Bezug haben Sie zu Fledermäusen?
Ein Bezug ergibt sich aus der Rolle als Tiberius Schlabberzahn. So sind mir die Fledermäuse schon aus beruflichen Gründen immer präsent. Ich beobachte die Tiere auch gerne und versuche, mit dem Fledermaus-Detektor herauszufinden, um welche Art es sich handelt. Fledermäuse sind einfach faszinierend, weil wir sie eigentlich weder sehen noch hören. Nur wenn wir genau darauf achten, nehmen wir sie wahr – und das finde ich sehr spannend.
Welche Reaktionen haben Sie bislang als Fledermausbotschafter erfahren?
Bei dem Wort „Fledermausbotschafter“ horchen die Leute erstmal auf, da es ja kein gängiger Begriff ist – das weckt natürlich die Neugier. Die meisten Menschen sind für das Thema sehr offen. Es kommen schon mal Fragen wie „Stimmt das, dass Fledermäuse in die Haare fliegen?“ Aber dies kann man ganz leicht entkräften. Zeige ich dann Fotos von Fledermäusen, sagen sie meistens: „Ach, wie süß.“
Auf welche Aufgabe als Botschafter freuen Sie sich besonders?
Mein Anliegen ist es, dazu beizutragen, den Tieren einen besseren Ruf in der Öffentlichkeit und somit eine größere Akzeptanz zu verschaffen. Ich möchte auch gezielt dafür eintreten, die Lebensräume von Fledermäusen zu erhalten bzw. neue zu schaffen. Ich möchte den Menschen näherbringen, dass Fledermäuse keine schlimmen oder gar bösartigen, sondern liebens- und schützenswerte sowie sehr nützliche Tiere sind, die eine wichtige biologische Nische besetzen.
Das Interview führte Silvia Hessel, Mitarbeiterin im Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit.