Chance für heimische Flusskrebse
Bestandeserfassung, Beratung und Wiederansiedlung
2004 starteten der NABU NRW und der Fischereiverband NRW zur Rettung der letzten Edelkrebse in Nordrhein-Westfalen ein zunächst auf drei Jahre befristetes gemeinsames Projekt. In der Pilotphase war das Edelkrebs-Projekt auf den Regierungsbezirk Köln beschränkt. In der Zwischenzeit ist es den Kinderschuhen entwachsen und auf ganz NRW ausgedehnt worden. Dabei ist das Hauptziel nach wie vor, durch umfangreiche Bestandserfassung, Öffentlichkeitsarbeit und Beratung die Grundlagen für einen nachhaltigen Schutz der heimischen Flusskrebsarten zu schaffen. Besonders die weitere Verbreitung von nicht heimischen Flusskrebsen durch den Menschen soll deutlich reduziert werden. Die nun seit 2024 laufende 7. Phase des Edelkrebsprojektes NRW legt darüber hinaus einen stärkeren Fokus auf den Erhalt und das Monitoring des Edelkrebses in NRW. Dazu führt das Edelkrebsprojekt NRW zusammen mit regionalen Kooperationspartnern auch Wiederansiedlungsmaßnahmen durch.
Notwendigkeit und Nutzen des Projektes
Die beiden heimischen Flusskrebsarten Edelkrebs und Steinkrebs gelten in NRW als „stark gefährdet“ bzw. „vom Aussterben bedroht“. Neben der Gewässerverschmutzung und dem Ausbau der Gewässer war vor allem eine aus Amerika eingeschleppte Pilzerkrankung für den erschreckenden Rückgang der Flusskrebse verantwortlich. Der seuchenartige Verlauf der Krankheit und das massenhafte Sterben von Flusskrebsen brachte ihr den Namen „Krebspest“ ein. Aber erst durch die Einführung amerikanischer Flusskrebsarten, die gegenüber der Krankheit weitgehend immun sind, diese aber übertragen, konnte sich die Krebspest in Europa dauerhaft etablieren. Die heute in unseren Gewässern weit verbreiteten amerikanischen Flusskrebsarten bilden den Ausgangspunkt für weitere Ausbrüche. Eine Verbreitung der Krankheit erfolgt häufig unbewusst durch den Menschen.
Eine zusätzliche Gefahr besteht in der zum Teil durch den Menschen geförderten Ausbreitung der nicht heimischen Flusskrebse und der damit verbundenen Verdrängung der biologisch unterlegenen heimischen Arten. Das zunehmende Interesse an Flusskrebsen in der Aquaristik und der unkontrollierte Verkauf über den Zoofachhandel spielen dabei eine entscheidende Rolle.
Durch die Ernährung von totem tierischem und pflanzlichem Material nimmt der Flusskrebs als eine Art „Gesundheitspolizei“ eine wichtige Position im Gewässer ein. Dieser Nutzen für die gesamte Lebensgemeinschaft sollte erhalten bleiben. Da er darüber hinaus exzellent geeignet ist, um auf die Probleme mit eingeschleppten Arten in der Öffentlichkeit aufmerksam zu machen, dient das Projekt nicht ausschließlich dem Flusskrebsschutz, sondern auch dem Schutz der gesamten heimischen Tier- und Pflanzenwelt.
Projektbeschreibung
Ein Schwerpunkt des Projektes ist eine möglichst detaillierte Bestandserfassung sowohl der heimischen als auch der nicht heimischen Flusskrebsbestände. Dazu werden neben der Auswertung vorhandener Daten eine umfangreiche Befragung und gezielte Kartierungsarbeiten durchgeführt. Als ehrenamtliche Kartierer kommen vor allem Angler und Naturschützer in Betracht, die im Rahmen des Projektes an Schulungen teilnehmen können. Zusätzlich wird die Befragung auf Großmuscheln ausgedehnt, da auch bei der Verbreitung dieser Tiergruppe Wissenslücken bestehen. Auf dieser Datengrundlage können dann notwendige Artenschutzmaßnahmen festgelegt und gezielt angeregt werden. Das Projektpersonal begleitet derartige Maßnahmen fachlich.
Gleichzeitig zur Bestandserfassung wird im Rahmen einer umfangreichen Öffentlichkeitsarbeit durch die Teilnahme an Veranstaltungen, eine Wanderaustellung, Tagungen, Edelkrebspatenschaften und Medienterminen bei Wiederansiedlungen konstant über Flusskrebse und die mit dem Aussetzen von nicht heimischen Tier- und Pflanzenarten (Neozoen) verbundenen Gefahren für die heimische Fauna und Flora informiert. Behörden, Angel- und Naturschutzvereinen, Zoogeschäfte sowie naturinteressierten Personen wird dabei Informationsmaterial zur Verfügung gestellt. Zudem wird durch eine Internetseite, Presseartikel und den Kontakt mit Schulen ein möglichst breiter Personenkreis erreicht werden. Weiterhin fungiert das Projektpersonal bei Fragen zu Flusskrebsen aber auch zu Neozoen als Beratungsstelle.
Mehr zum Projekt unter www.edelkrebsnrw.de