Verbreitung
Kalikokrebs hat Nordrhein-Westfalen erreicht
2012 wurde eine erneute Überarbeitung der Verbreitungskarten vorgenommen. Die für fast alle Arten festzustellende Zunahme an Meldungen ist auch auf die vermehrte Arbeit der ehrenamtlichen Kartierer zurückzuführen. So gibt es in NRW gibt es nur noch ein einziges bestätigtes Steinkrebsvorkommen. Dies verdeutlicht die große Gefährdung dieser Art für NRW. Auf den ersten Blick erscheint eine Zahl von 135 Meldungen für den heimischen Edelkrebs hoch. Dabei ist eine große Zahl aber auf Wiederansiedlungsmaßnahmen zurückzuführen, ohne die die Situation des Edelkrebses deutlich schlechter wäre. Vor allem isolierte Baggerseen stellen heute einen einigermaßen sichern Lebensraum für heimische Flusskrebse dar.
Der amerikanischer Kamberkrebs hat nahezu alle großen Fließgewässer wie Rhein, Ruhr und Lippe sowie das Westdeutsche Kanalnetz besiedelt. Leider wurde die Art durch den Menschen auch in viele Baggerseen ausgesetzt. Die eher kleine Krebsart ist sehr wanderfreudig und überlebt auch in verschmutzten und strukturarmen Gewässern. Dies sowie die hohe Vermehrungsrate und das Verfrachten der Art durch den Menschen hat zu seiner fast flächendeckenden Verbreitung in NRW geführt.
Die Bestände des ebenfalls gegenüber der Krebspest anfälligen Galizischen Sumpfkrebses sind aus Sicht des Artenschutzes weniger bedenklich, da diese osteuropäische Art wenig Ausbreitungstendenzen zeigt.
2017 ging der erste Hinweis ein, dass der Kalikokrebs NRW über den Rhein erreicht hat. Dieser bestätigte sich zweifelsfrei als im August 2018 mehrere lebende Exemplare erstmalig in der Düssel im Stadtgebiet von Düsseldorf nachgewiesen wurden. Neben der Gefahr einer Krebspestübertragung durch diese nordamerikanische Art stellt der Kalikokrebs auch eine extreme Bedrohung für Auengewässer dar, in denen er nahezu die gesamte Lebensgemeinschaft vernichten kann.
Anlass zur Sorge bereitet die nach wie vor anhaltend starke Ausbreitungstendenz des Signalkrebses. Zahlreiche Meldungen des Signalkrebses zeigen wie weit die Art in NRW schon verbreitet ist. Aufgrund der schwierigen Unterscheidung zum Edelkrebs wird diese Art in Unkenntnis der Folgen immer noch in neue Gewässer ausgesetzt. Da er schneller wächst, sich stärker vermehrt und wesentlich aggressiver ist, ist er dem Edelkrebs biologisch überlegen und verdrängt ihn auch ohne Übertragung der Krebspest.
Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs lebt in seiner Heimat auch in zeitweise trockenfallenden Überschwemmungsgebieten und ist so am besten in der Lage auch über Land neue Gewässer zu besiedeln. Durch Aussetzen und Entweichen von Tieren sind vor allem in Teichen und Baggerseen mittlerweile einige freilebende Betsände in NRW entstanden.
Weitere Informationen unter: www.edelkrebsprojektnrw.de.
Erste Verbreitungskarten der Flusskrebsfauna in NRW
Nicht heimische Flusskrebse auf dem Vormarsch
09.Dezember 2005 - Pünktlich zum Abschluss der ersten Projektphase konnte das Pilotprojekt Edelkrebs NRW erste Verbreitungskarten der in NRW vorkommenden Flusskrebsarten für den Regierungsbezirk Köln präsentieren. Ein Teil der über 600 verwendeten Datensätze stammte dabei aus vorhandenen Erfassungssystemen, wie dem Landesfischartenkataster der LÖBF (heute LANUV). Weitere Gewässer mit Flusskrebsvorkommen wurden über Befragung unter anderem von Behörden, Fischereiberechtigten und Tauchern ermittelt. Zusätzlich lieferten bis dahin rund 100 geschulte, ehrenamtliche Flusskrebskartierer Daten. Auch über die Öffentlichkeitsarbeit des Projektes konnten naturinteressierte Menschen erreicht werden, die nützliche Hinweise zu Flusskrebsbeständen lieferten.
Vom heimischen Edelkrebs (Astacus astacus) waren bis Ende 2005 92 Bestände gemeldet, wobei eine Überprüfung vieler Meldungen noch ausstand. Trotz dieser Unsicherheit konnte man von einer leichten Zunahme der Edelkrebsbestände ausgehen, die aber fast ausschließlich auf Wiederansiedlung zurückzuführen ist. Das gleichzeitige Verschwinden von belegten Edelkrebsbeständen verdeutlicht die anhaltende Gefährdung dieser Art in NRW.
Eine sehr deutliche Zunahme war dagegen bei vielen nicht heimischen Arten zu verzeichnen. Zwar scheint die Ausbreitung des über 100 Jahre bei uns vorkommenden Kamberkrebses (Orconectes limosus) weitgehend abgeschlossen zu sein, andere nicht heimische Arten sind aber weiterhin auf dem Vormarsch. Auf Grund von bisher lediglich drei Fundmeldungen im Landesfischartenkataster NRW wurde das Vorkommen vom Galizischen Sumpfkrebs (Astacus leptodactylus), Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus) und Roten Amerikanischen Sumpfkrebs (Procambarus clarkii) bisher als gering eingeschätzt. Die durch das Pilotprojekt bis Ende 2005 erfassten 53 Fundmeldungen dieser Arten im Regierungsbezirk Köln zeigten jedoch schon eine deutlich stärkere Verbreitung in unserem Bundesland. Der unbedachten Verbreitung dieser Arten durch den Menschen möchte das Pilotprojekt unter anderem durch Aufklärung entgegenwirken.
Auch eine für NRW neue Flusskrebsart konnte durch die Arbeit des Edelkrebs-Projektes nachgewiesen werden. Bei der offensichtlich durch Aquarianer ausgesetzten australischen Flusskrebsart (Cherax quadricarinatus) handelt es sich um eine "Warmwasserart" , deren längeres Überleben allerdings wenig wahrscheinlich ist. Darüber hinaus übertragen die australischen Krebse im Gegensatz zu ihren amerikanischen Vettern nicht die "Krebspest". Von dieser für heimische Flusskrebse tödlichen Pilzerkrankung geht weiterhin die größte Gefahr für die heimischen Flusskrebse aus.
Für Rückfragen:
Pilotprojekt Edelkrebs NRW, Dr. Harald Groß, Neustraße 7, 53902 Bad Münstereifel, Tel.: 0 22 53 / 96 08 59, E-Mail: info@edelkrebsprojektNRW.de, www.edelkrebsprojektnrw.de.