Steinkauzschutz in NRW
Besondere Verantwortung für 60 Prozent des bundesweiten Bestandes
Eine kleine Eule mit braun-weiß getupftem Gefieder sitzt im abendlichen Dämmerlicht auf einem Weidepfahl und fixiert den Beobachter mit stechendem Blick der leuchtend gelben Augen. Dann huscht sie niedrig über den Boden davon, landet einige Pfähle weiter wieder und knickst erregt auf und ab - eine typische Begegnung mit einem Steinkauz.
Foto: Hans-Martin Kochanek
Steinkauzlebensräume
Wie Rebhuhn, Feldlerche und viele andere Vogelarten der offenen Kulturlandschaft wanderte auch der Steinkauz erst mit der Ausbreitung der Landwirtschaft zu uns ein. Seit dem Mittelalter ist er fester Bestandteil unserer Vogelwelt und Charaktervogel einer abwechslungsreichen Landschaft mit strukturreichen Viehweiden, Dörfern und Bauernhöfen. Zwei Dinge sind für den Steinkauz besonders wichtig: Geeignete Bruthöhlen und geeignete Flächen zur Nahrungssuche. Die besten Bruthöhlen bieten alte Kopfbäume und Obstbäume. Jedoch brütet der Steinkauz auch in verschiedenen Hohlräumen an und in Gebäuden.
Seine Beute, Mäuse, Regenwürmer, Käfer und andere Kleintiere, fängt der Steinkauz in einer Kombination aus Ansitz- und Bodenjagd - er ist auch zu Fuß äußerst gewandt. Kurzgrasige Viehweiden ermöglichen ihm ungehinderte Fortbewegung am Boden, Weidepfähle sind ideale Ansitzwarten. Der Steinkauz ist daher in hohem Maße von beweidetem Grünland abhängig. Gerade der Verlust solcher Grünlandflächen sowie geeigneter Höhlenbäume und alter Gebäude hat dazu geführt, dass der Steinkauz heute in Deutschland stark gefährdet und vielerorts gänzlich verschwunden ist.
Die bei weitem besten Bedingungen findet er heute im Tiefland Nordrhein-Westfalens vor. Von herausragender Bedeutung für den Steinkauz ist der Untere Niederrhein mit seinem großen Reichtum an Kopfbaumbeständen und Obstweiden. Auch die Parklandschaft des Münsterlandes und die Obstgärten und -weiden in den Randbereichen der Bördedörfer beherbergen heute noch recht große Steinkauzbestände. Damit trägt NRW eine sehr hohe Verantwortung für den Schutz des Steinkauzes - mit rund 5.400 Paaren brüten hier 70 Prozent des deutschen Bestandes!
In rund 40 Kreisen Nordrhein-Westfalens laufen intensive Schutzmaßnahmen für den Steinkauz. Sie werden zum Teil von den Kreisverbänden und lokalen Gruppen des NABU, zum Teil von den Biologischen Stationen oder von anderen Naturschutzverbänden durchgeführt. Doch auch die Vielzahl der ehrenamtlichen Schutzmaßnahmen allein wird für den dauerhaften Schutz dieser heimischen Eule nicht ausreichen. Dies zeigt eine Auswertung der regionalen Bestandesentwicklung der letzten Jahre deutlich:
Blühende Obstwiese in Heinsberg - Foto: Oliver Gelissen
Regionale Einbrüche bis zu 50 Prozent
Vor allem an den urbanen Rändern der Städte und auch in den Gebieten mit noch vielen Naturbrutplätzen ist der Steinkauzbestand in den letzten Jahren teils um 50% zurückgegangen.
Hier spielt vor allem die zunehmende Bebauung sowie die gesamte Veränderung der Landschaftsstrukturen durch Umwandlung von Wiesen in Äcker und Aufgabe der Beweidung und die damit einhergehende Verinselung der Populationen eine große Rolle.
Mehr als 90 % der untersuchten Populationen besiedelten in NRW das obstbaumbestandene Grünland innerhalb oder am Rand der Ortschaften. Die Biotopverluste gehen zu 80 % auf das Konto neuer Baugebiete. In Dörfern mit noch vor wenigen Jahren zehn und mehr Steinkauzpaaren hat sich die Zahl halbiert. Die Liste der Dörfer ohne Steinkäuze wird immer länger. Die übrigen Verluste entfallen auf Biotopzerstörungen vor allem infolge des Braunkohletagebaus, Bau von Ortsumgehungen sowie auf den pferdeverbiss- und altersbedingten Niedergang von Obstbäumen. Auch der Niedergang und die Intensivierung der Milchviehwirtschaft mit beweidend Grünland hat zum Rückgang beigetragen.
Foto: Christoph Bosch
Doch trotz des Lebensraumverlustes konnte der Steinkauzbestand im Münsterland durch intensive Schutzmaßnahmen relativ stabil gehalten werden.
Durch das Anbringen und Betreuen von Nistkästen konnte sogar der Steinkauzbestand im Kreis Euskirchen von 133 (2016) auf 174 (2024), im Kreis Düren von 166 (2016) auf 253 (2025) Paare gesteigert werden. Auch im Märkischen Kreis konnte der Steinkauzbestand durch intensive Schutzmaßnahmen von 35 (2016) auf 50 (2024) Steinkauzpaare anwachsen.
Foto: Ulrich Diez
Doch nicht überall gelingt es trotz intensiver Schutzbemühungen den Steinkauzbestand zu sichern. So ging beispielsweise der Steinkauzbestand im Kreis Gütersloh trotz der intensiven Schutzmaßnahmen 2023 (230 Paare) zu 2017 (250 Paare) um 11 % zurück.
Von Kyrill verwüstete Obstbaumwiese - Foto: S. Franke
In den Ballungsräumen des Rhein- und Ruhrgebietes nahm der Steinkauz in den letzten Jahren weiter ab. Hier spielt vor allem die zunehmende Bebauung sowie die gesamte Veränderung der Landschaftsstrukturen durch Umwandlung von Wiesen in Äcker und Aufgabe der Beweidung und die damit einhergehende Verinselung der Populationen eine große Rolle. Auch im angrenzenden bergischen Land nahm der Steinkauz weiter ab. Hier werden vor allem strenge Winter, die Abnahme der Qualität der Lebensräume, Windwurf durch die letzten Stürme (vor allem Kyrill) und die Lage am Arealrand der Verbreitung für den Rückgang verantwortlich gemacht.
Das Sauerland litt besonders stark unter den letzten großen Stürmen. So fielen im nördlichen Märkischen Kreis alleine durch Kyrill jeder 4. Baum um. Auch die Streuobstwiesen waren massiv betroffen.
Ansprechpartner für den landesweiten Steinkauzschutz beim NABU NRW:
Siegfried Franke, Tel. +49 2371-30940, sifranke@gmx.de
Viele ehrenamtliche Vogelschützer haben in den letzen Jahren vermehrt Brutröhren für den Steinkauz angebracht. Diese klassische Artenhilfsmaßnahme erzielt beachtliche Erfolge. Folgendes sollte beim Bau und bei der Anbringung jedoch beachtet werden. Mehr →
