Amphibienfreundlicher Betrieb ausgezeichnet
Artenschutz und Rohstoffabbau arbeiten erfolgreich zusammen




07. Juli 2025 - Wo einst Flussauen das Zuhause seltener Amphibienarten waren, sind es heute zunehmend Rohstoffgewinnungsstätten wie Trockenabgrabungen oder Steinbrüche: In diesen dynamischen „Lebensräumen aus zweiter Hand“ finden bedrohte Arten wie Gelbbauchunke, Kreuz- und Wechselkröte wertvolle Rückzugsorte. Voraussetzung dafür ist ein gutes Management – und Menschen, die sich mit Herzblut engagieren: Für ihr vorbildliches und langjähriges Engagement im Amphibienschutz wurden die „Kalkwerke H. Oetelshofen GmbH & Co. KG“ deshalb heute mit der Plakette „Amphibienfreundlicher Betrieb“ ausgezeichnet.

Jürgen Hintzmann (MUNV), Til Iseke (Kalkwerke Oetelshofen) und Monika Hachtel (NABU NRW) sowie Vertreter*innen des Zoos Wuppertal, der Uni Wuppertal, der Biologischen Station Mittlere Wupper, des NABU Wuppertal sowie von vero bei der Auszeichnung - Foto: Birgit Königs
Die Auszeichnung erfolgt im Rahmen des Projekts „Unterstützung der Abgrabungsamphibien in der Rohstoffgewinnung NRWs“, das seit 2017 vom NABU NRW gemeinsam mit den rheinischen Biologischen Stationen und dem „Verband der Bau- und Rohstoffindustrie (vero)“ durchgeführt wird. Ziel ist es, Unternehmen in der Rohstoffgewinnung für freiwillige Naturschutzmaßnahmen zu gewinnen und sie fachlich zu begleiten. Die Vergabe der Plakette erfolgt erst nach einigen Jahren konstruktiver Zusammenarbeit sowie erfolgreicher Stützung und Förderung der Amphibienbestände vor Ort. Seit 2020 wurden bisher an fünf Betriebe Plaketten vergeben.
„Wir freuen uns heute die sechste Plakette überreichen zu können. In der Grube Oetelshofen haben sich die Betreiber langjährig über das gesetzliche Maß hinaus für den Amphibienschutz engagiert, indem sie Gewässer angelegt haben und weiterhin anlegen, diese vor frühzeitiger Austrocknung wässern und Landlebensräume optimieren“, erklärte Monika Hachtel, Sprecherin des Landesfachausschusses Amphibien- und Reptilienschutz des NABU NRW. Auch wenn nicht alle Nutzungskonflikte aufgelöst werden könnten, eröffne die Zusammenarbeit mit der Branche doch konkrete Handlungsmöglichkeiten, um stark gefährdeten Amphibienarten neue Rückzugsräume zu schaffen. Das sei zwar kein Ersatz für verlorene Naturlandschaften, aber ein wichtiges Zusatzangebot, das wir gerne weiter praktisch und fachlich begleiten wollen“, so Hachtel.
Til Iseke, Geschäftsführer der Kalkwerke Oetelshofen freute sich über die Auszeichnung: „Wir tragen gerne zum Erhalt seltener Arten bei und sind dazu in regelmäßigem Austausch mit unseren örtlichen Naturschützenden. So lassen sich bereits im Vorfeld erfolgreich potenzielle Konflikte mit dem Artenschutzrecht vermeiden. Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten, vor allem aber für die Amphibien. Denn Geburtshelferkröten oder Kreuzkröten finden in unserer Grube nicht nur Gewässer zum Laichen sondern auch geeignete Lebensräume außerhalb der Laichzeit.
Und Raimo Benger, Hauptgeschäftsführer von vero, betonte: „Unsere kürzlich vorgestellte, aktualisierte, gemeinsame Broschüre mit zahlreichen praktischen Hinweisen für den Schutz unserer „Abgrabungsamphibien“ ist das Ergebnis eines konstruktiven Miteinanders. Sie zeigt, wie Unternehmen mit überschaubarem Aufwand einen Beitrag zur Artenvielfalt leisten können – in einem Bereich, in dem viele seltene Arten heute ihr Refugium finden.“
Der NABU NRW ist überregionaler Partner der Kooperation: „Mit dieser Vereinbarung ist es beispielhaft gelungen zu zeigen, das unternehmerische Tätigkeit und aktiver Naturschutz keine Gegensätze sein müssen. Wir freuen uns, dass wir mit vero und den Biostationen den Grundstock legen konnten für dieses mittlerweile erfolgreiche Projekt zum Schutz stark gefährdeter heimischer Amphibien. Mit der Auszeichnung als „amphibienfreundlicher Betrieb“ wird dieses Engagement mittlerweile mehrerer Abbauunternehmen auch folgerichtig öffentlich gewürdigt“, so Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU NRW.
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