Mehr Amphibienschutz bei der Rohstoffgewinnung
vero, Biostationen und NABU unterzeichnen gemeinsame Erklärung
08. Mai 2017 - Sechs Biologische Stationen, der NABU NRW und vero, der Landesverband der Rohstoffgewinnungsindustrien in NRW, haben beschlossen, gemeinsam den Lebensraum von Wechsel- und Kreuzkröte, Gelbbauchunke und Geburtshelferkröte zu fördern.
Da die natürlichen Lebensräume in der mitteleuropäischen Landschaft weitgehend verloren gegangen sind, sind Rohstoffgewinnungsstätten wie Trockenabgrabungen und Steinbrüche bedeutende Rückzugsräume für die Amphibien – so genannte „Lebensräume aus zweiter Hand“. Hier finden sie Gewässer, die sie zur Fortpflanzung benötigen, Hänge und Steinhaufen als Verstecke und gute Winterquartiere in Halden und anderen Aufschüttungen.
In der gemeinsamen Erklärung „Amphibienschutz in der Rohstoffgewinnung“ erkennen die unterzeichnenden Unternehmen die besondere Bedeutung ihrer Flächen als Lebensraum gefährdeter Arten an und erklären, sich verstärkt für die Förderung der Erhaltungsziele in den Betriebsabläufen und der Nachfolgenutzung einzusetzen. Hierzu wollen Unternehmen, Biologische Stationen und der NABU NRW verstärkt miteinander kooperieren. Mithilfe einer naturschutzfachlichen Beratung und einen Informationsaustausch sollen konkrete Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung der oben genannten Arten geplant, umgesetzt und kontrolliert sowie mit der Abbautätigkeit in Einklang gebracht werden. Darüber hinaus soll die allgemeine praktische Zusammenarbeit und der Dialog intensiviert werden.
Neben einer gemeinsamen Erklärung ist ein Leitfaden entstanden, der ganz konkrete und einfache Tipps gibt, wie man die vier seltenen und streng geschützten Amphibien Wechselkröte, Kreuzkröte, Geburtshelferkröte und Gelbbauchunke während der Rohstoffgewinnung fördern kann. Von den neuen Lebensräumen profitieren dann weitere Arten wie Vögel, Libellen und andere Insekten. NRW-Umweltminister Johannes Remmel betont in seinem Vorwort „Ich halte dieses Projekt für ein beispielhaftes Modell des Dialogs, der Kooperation und des Ausgleichs privatwirtschaftlicher und öffentlicher Interessen. Die Abgrabungsindustrie leistet damit einen vorbildlichen Beitrag für die Biodiversitätsstrategie unseres Landes, mit der die Landesregierung ihre Anstrengungen zum Schutz der Arten und Lebensräume bündelt. Nur mit Projekten wie diesem, bei dem die Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Interessen an einem Strang ziehen, wird sie sich erfolgreich umsetzen lassen.“
NABU NRW Vorsitzender Josef Tumbrinck weist darauf hin, dass Rohstoffgewinnungsbetriebe einen wichtigen Lebensraum für seltene Amphibien bieten können: „Wir freuen uns, dass wir mit vero einen bedeutenden Schritt unternehmen können, zusammen mit Rohstoffgewinnungsbetrieben Amphibien zu fördern und ihren Erhalt zu sichern. Die Betriebe haben eine Verantwortung für eine Reihe von heute leider sehr seltenen Arten, stehen aber auch immer vor der schwierigen Frage, ob ihre Artenschutzbemühungen nicht betriebliche Abläufe stören oder gar stoppen werden. Hier müssen mit den regionalen Behörden Lösungen gefunden werden, wie ein solches Engagement in die Genehmigungen einfließen kann.“
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Deutschland hat eine besondere Verantwortung für den Schutz der Gelbbauchunke. Um die Situation der Art zu verbessern, kümmert sich der NABU seit 2012 im Rahmen länderübergreifender und EU-weiter Projekte um den Erhalt der Gelbbauchunke auch in NRW. Mehr →