NABU NRW feiert 50-jähriges Jubiläum
Naturschutzgeschichte in Nordrhein-Westfalen ist auch Geschichte des ehrenamtlichen Naturschutzes
Der Deutsche Bund für Vogelschutz (DBV) wurde am 1. Februar 1899 in Stuttgart gegründet. Zu den ersten Abteilungen beziehungsweise Gruppen in Nordrhein-Westfalen gehörten unter anderen die Ortsgruppe Köln (1908), die Ortsgruppe Dortmund (1912), die Ortsgruppe Bonn (1914) und auch der DBV in Mönchengladbach (1937).
Der Leiter der Ortsgruppe in Mönchengladbach, Clemens Maas, übernahm nach dem Zweiten Weltkrieg auch die neu gegründete Landesgruppe Nordrhein.
Parallel hierzu entwickelten sich auch in Westfalen erste Naturschutzgruppen im DBV. Unter der Leitung von Franz J. M. Grossenborn entstand die Landesgruppe Westfalen.
Am 23. April 1966 schlossen sich die beiden Landesgruppen zum DBV-Landesverband Nordrhein-Westfalen zusammen. Im Hotel Handelshof in Essen wählte die Versammlung Erich Münzer, der zu dieser Zeit der Landesgruppe Nordrhein vorstand, zum ersten Landesvorsitzenden des DBV in NRW.
1975 waren in NRW 3.219 Mitglieder in 34 DBV-Untergliederungen organisiert. Erstmals gelang es, von kommunalen Stellen Mittel für die Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes zu erhalten. Ausdruck der engen Zusammenarbeit mit den ornithologischen Vereinen waren die Herausgabe des Ornithologischen Informationsdienstes und die gemeinsame Durchführung von Vogelschutzseminaren mit der staatlichen Vogelschutzwarte.
1976 Auf dem ersten Landesjugendtreffen im März wurde ein Grundsatzprogramm verabschiedet. Der Landesjugendleiter Christian Chwallek (seit 2011 Mitglied des Landesvorstandes) wurde aufgefordert, eine enge Zusammenarbeit mit den Jugendlichen in den Untergliederungen anzustreben.
1978 übernahm Dr. Hans Scholten für den Zeitraum bis 1988 den Landesvorsitz von Josef Meeger. Unter seiner Leitung wuchs der Verband von 7.000 auf rund 22.000 Mitglieder. Dieser enorme Mitgliederzuwachs führte zu weiteren Neugründungen von Untergliederungen in unserem Bundesland. In diese Zeit fiel auch die umfassende Neustrukturierung des DBV, an der Dr. Hans Scholten in seiner Funktion als Präsident des DBV auf Bundesebene maßgeblichen Anteil hatte. Meldeverfahren, Beitragszahlungen und die DBV-Zentralkartei wurden grundlegend neu aufgebaut.
1980 erhielt der DBV anlässlich seiner Vertreterversammlung in Porta Westfalica (30. September) als erster der vier landesweit tätigen Naturschutzverbände die Anerkennung nach § 29 des Bundesnaturschutzgesetzes. Staatssekretär Dr. Ebert (Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten) erläuterte damals, dass der DBV diese Anerkennung aufgrund seiner Organisation und Mitgliederzahl erhalte, die die Gewähr biete, die mit der Anerkennung verbundenen Aufgaben erfüllen zu können.
1981 gründete sich im Sternhotel in Bonn am 20. September die DBV-Jugend NRW. Seit Jahresbeginn enthielt die Mitgliederzeitung „Wir und die Vögel“ einen NRW-Landesteil, die so genannten „Gelben Seiten“.
1984 nahm die erste hauptamtliche Mitarbeiterin, Jutta Wedhorn, ihre Arbeit auf – in einem Dachzimmer im Hause von Gisela und Jürgen Krügerke (Wesel), die zu dieser Zeit die Geschäftsführung im Ehrenamt wahrnahmen. Die DBV-Jugend mietete in Dinslaken Büroräume an, um ihre Jugendarbeit von dort aus zu betreiben.
1986 hatte der DBV NRW, 20 Jahre nach seiner Gründung, rund 22.200 Mitglieder. Im Rahmen der Vertreterversammlung in Hamm stellte die Jugend (Josef Tumbrinck) den Antrag, die Geschäftsstellen von DBV und DBV-Landesjugend zusammenzulegen. Dieser Antrag wurde im Verlauf der Diskussion jedoch zurückgezogen, weil zunächst ein Konzept für die Beschäftigung und Finanzierung eines hauptamtlichen Geschäftsführers realisiert werden sollte.
1987 beteiligte sich der NABU NRW mit Unterstützung des Bundesverbandes an der Bundesgartenschau in Düsseldorf. Am 1. November wurde Bernhard Kamp als hauptamtlicher Geschäftsführer eingestellt.
1988 gab es zwei Vertreterversammlungen in NRW. Zunächst wurde eine außerordentliche Versammlung anberaumt, in der es vor allem um die Verlegung der Landesgeschäftsstelle von Wesel nach Düsseldorf ging. Zu Beginn des Jahres hatte der Vorstand Räume in einem ehemaligen Ruderheim an der Lippe angemietet. Die Delegierten waren der Meinung, dass diese Entscheidung voreilig war, da ein Jahr zuvor über einen Umzug in die Landeshauptstadt Düsseldorf diskutiert worden war. Man wurde sich schließlich einig und beschloss, das Ziel Düsseldorf nicht aus den Augen zu verlieren, die Geschäftsräume aber zunächst an die Lippe zu verlegen. Am 28. August folgte die Einweihung der Geschäftsräume „Am Lippeglacis“ in Wesel. Dort fand einige Zeit später auch die NAJU NRW ein neues Zuhause. Das großzügige Außengelände bot der NAJU reichlich Raum für ihre Aktivitäten.
Im Rahmen der ordentlichen Versammlung in Dortmund erfolgte ein personeller Umbruch im Landesvorstand. Dr. Hans Scholten legte seinen Vorsitz auf Landesebene nieder und übergab die Aufgabe an Heinz Kowalski, der einen neu formierten und erweiterten Landesvorstand zur Wahl vorschlug.
1989 erhielt die Naturschutzjugend zum Jahresbeginn die Anerkennung als Jugendorganisation nach dem Landesjugendplan.
1991 wurde aus dem Deutschen Bund für Vogelschutz der Naturschutzbund Deutschland (NABU). Diese Namensänderung spiegelte die immer umfangreicher werdenden Aufgaben und Aktivitäten wider. Zudem war sie den ostdeutschen Naturschützern geschuldet, die nach der politischen Wende eine neue Heimat im NABU suchten und fanden.
1992 fand die Landesvertreterversammlung in Rheine statt. Gleich zwei Umweltminister – Matthias Platzeck aus Brandenburg und Klaus Matthiesen aus Nordrhein-Westfalen – nahmen daran teil. Mit der Unteren Havel/Gülper See übernahm der NABU NRW eine Patenschaft für das Feuchtgebiet von internationaler Bedeutung.
Nach vier Jahren im Amt übergab Heinz Kowalski den Vorsitz an Prof. Dr. Wolfgang Gerß, der von der mit rund 400 Delegierten sehr gut besetzten Versammlung zum neuen Landesvorsitzenden gewählt wurde.
1996 hatte der NABU NRW, dreißig Jahre nach seiner Gründung, rund 45 000 Mitglieder und arbeitete mit ca. 150 Untergliederungen und Jugendgruppen, seinen Landesfachausschüssen und Arbeitskreisen flächendeckend in NRW. Im Rahmen der Landesvertreterversammlung in Detmold wurde Josef Tumbrinck zum neuen Landesvorsitzenden gewählt.
1999 zogen NABU und NAJU NRW nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen, die Geschäftsstelle in die Landeshauptstadt zu verlegen (siehe 1988), im August mit den 14 hauptamtlichen Mitarbeitern in die Merowingerstraße 88 nach Düsseldorf.
2001 wurde Josef Tumbrinck, nach Jahren als ehrenamtlicher Vorsitzender, von der Landesdelegiertenversammlung in Bonn als erster hauptamtlicher Vorsitzender des NABU NRW eingesetzt. Mit der Übernahme von Haus Wildenrath, der ältesten Umweltbildungs- einrichtung in NRW, gründete der NABU seine dritte Station unter Beteiligung des Landesverbandes.
2003 wurde das Netz der NABU-Einrichtungen immer engmaschiger. Mit den Untergliederungen Leverkusen, Köln und Rheinisch-Bergischer Kreis gründete der Landesverband die NABU-Naturschutzstation Rhein-Berg. Neben den mittlerweile vier Stationen unter direkter Beteiligung des NABU NRW trieb eine Reihe weiterer Einrichtungen die NABU-Arbeit in NRW voran.
2004 Am 18. Februar wurde die bereits als unselbstständig geführte NABU-Stiftung Naturerbe NRW unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Wolfgang Gerß selbstständig.
2007 feierte die NAJU NRW im Rahmen der Landesvertreterversammlung in Dülmen ihren 25. Geburtstag. Gemeinsam mit der Evangelischen Kirche und der Verbraucherzentrale NRW stellte sich der NABU an die Spitze der Klima-Allianz NRW und koordinierte landesweit die Aktivitäten um das Thema Klimawandel. Am 8. Dezember fand eine Großdemonstration vor dem Braunkohlenkraftwerk in Neurath statt. Über 3.000 Menschen folgten dem Aufruf zu dieser Veranstaltung.
2008 unterzeichneten der Verein für Natur- und Vogelschutz und der NABU NRW für den Hochsauerlandkreis, in dem es bislang keine eigene NABU-Gruppe gab, eine Partnerschaftserklärung. Der Raubbau durch die Kiesindustrie am Niederrhein nahm mit Rückendeckung der Landesregierung nie dagewesene Ausmaße an. Der NABU formulierte gemeinsam mit weiteren Initiativen und Parteien den „NiederrheinAppell“ gegen die Auskiesung der Landschaft. Vor dem Gebäude des Regierungspräsidenten wurden eine Demonstration gegen den Kiesabbau organisiert und 7.000 Unterschriften aus der Region überreicht.
2011 im April begrüßte der NABU sein 60.000stes Mitglied in NRW. Das über viele Jahre geführte Verfahren um die Verlängerung der Startbahn am Flughafen Münster/Osnabrück wurde vom NABU NRW gewonnen. Prof Dr. Wolfgang Gerß übergab den Vorsitz der NABU-Stiftung Naturerbe NRW an Dr. Anke Valentin.
2013 wechselten der NABU und die NAJU NRW im April in neue Geschäftsräume. Mit Blick auf das enorme Wachstum des Verbandes wurden zusätzliche Büros gesucht und an der Völklinger Straße 7–9 in Düsseldorf gefunden. Die Zahl der Mitarbeiter war mittlerweile auf 20 angewachsen. Die direkte Nähe zu Medien, Landtag und Staatskanzlei sollte die weitere Entwicklung und die politische Schlagkraft des NABU NRW begünstigen.
2014 die NABU-Stiftung Naturerbe NRW feierte ihr zehnjähriges Bestehen im Schloss Homburg im Oberbergischen Kreis. Unter der Schirmherrschaft von Bärbel Höhn konnte eine stolze Bilanz gezogen werden. Mit 24 Fondshaltern aus den Kreis- und Stadtverbänden in NRW verfügte die Stiftung über ein Vermögen von rund 850.000 Euro.
2016 der NABU NRW feiert am 23. April 2016 sein 50-jähriges Bestehen auf Schloss Drachenburg in Königswinter, dem Sitz der Stiftung Naturschutzgeschichte. Im Jubiläumsjahr verfügt der NABU NRW über rund 72.500 Mitglieder und arbeitet mit 150 Untergliederungen, zahlreichen Einrichtungen, seinen Landesfachausschüssen und Arbeitskreisen flächendeckend in Nordrhein-Westfalen.
Dokumentation der Jubiläumsveranstaltung
Der NABU NRW feierte am 23. April 2016 sein 50-jähriges Bestehen auf Schloss Drachenburg. Über 150 geladene Gäste gratulierten. Darunter der nordrhein-westfälische Umweltminister Johannes Remmel und NABU-Präsident Olaf Tschimpke. Mehr →
NABU-festschrift
Auf 336 reich bebilderten Seiten wird nicht nur die Geschichte des NABU NRW, sondern auch die der Umweltpolitik in NRW dokumentiert. Zahlreiche Zeitzeugen blicken auf Erfolge und Niederlagen, nehmen aber auch aktuelle und künftige Herausforderungen in den Fokus. Mehr →