Vogelschutz in HaLiMa: Nistkästen an der Lippe sollen Artenvielfalt stärken
NABU und Lippeverband verstärken die Zusammenarbeit
13. Juli 2022 - Eisvogel, Quappe, Prachtlibelle und Fischotter – zahlreiche Tiere haben sich bereits an der Lippe im Zuge der Fluss- und Auenrenaturierung angesiedelt. Über die Generationenprojekte hinaus hat der Lippeverband sein Engagement für den Artenschutz durch die 2020 gestartete Biodiversitätsinitiative noch einmal deutlich intensiviert und reagiert so auf den dramatischen Rückgang der Biodiversität.
„Gemeinsam mit unseren Partnern vom NABU möchten wir unsere Arbeit im Bereich Biodiversität noch weiter intensivieren“, sagt Gunnar Jacobs, Artenschutz- und Landschaftsexperte beim Lippeverband. „Für uns ist es wichtig, den heimischen Vogelarten neue Schutzräume zu bieten, damit sie sich an der Lippe ungestört und sicher fortpflanzen und ihre Jungtiere großziehen können.“
Vogelschutzkonzept zur Steigerung der Biodiversität
Ganz unter diesem Zeichen steht auch die Kooperation zwischen dem NABU NRW und dem Lippeverband noch einmal deutlich. Neben der bereits erfolgreichen Zusammenarbeit im Bildungsbereich und der Landschaftspflege wird nun der Vogelschutz gemeinsam mit den NABU-Gruppen Haltern am See und Marl vertieft, um das dortige Potential für die Förderung der Biodiversität gemeinsam bestmöglich auszuschöpfen. Die naturschutzfachliche Expertise des NABU und Kenntnisse über die lokalen Artenzusammensetzungen werden in Zusammenarbeit mit dem Lippeverband zu einem gemeinsamen Vogelschutzkonzept vereint.
Für das Projekt bietet sich das Projekt „HaLiMa“ perfekt an. In dem Baugebiet des Lippeverbandes an der Grenze von Haltern-Lippramsdorf zu Marl wurden die Deiche bereits zurückgebaut, um sie auf den neuesten Stand der Technik zu bringen und mit Auengebieten zusätzlichen Platz für Wasser, Tiere und Pflanzen zu bieten. Neben dem Hochwasserschutz wird somit auch der Artenschutz verbessert.
Zahlreiche Nisthilfen des Lippeverbandes für Singvögel, Fledermäuse und Steinkäuze werden zur fachkundigen Betreuung in die Hände der ehrenamtlichen Mitgliederinnen und Mitglieder der NABU-Gruppen Marl und Haltern am See übergeben. Gemeinsam mit der Biologischen Station Kreis Recklinghausen e.V. wurden und werden darüber hinaus weitere Schutz- und Fördermaßnahmen für die Vogelwelt – mit Fokus auf lokale Eulen- und Greifvogelpopulationen – umgesetzt. Erwin Gebauer, Gruppensprecher des NABU Marl sagt begeistert hierzu: „Die Gründung einer neuen Eulengruppe steht kurz bevor. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Lippeverband auf dem Marler Gebiet haben wir nun neue Möglichkeiten, unsere Maßnahmen für den Vogelschutz zu erweitern.“
Symbolisch für die Unterstützung der Gründung einer NABU-Eulengruppe in Marl wurden neben den bereits bewohnten Nisthilfen ein weiterer Steinkauzkasten in die Obhut der ehrenamtlichen Naturschützerinnen und -schützer überreicht. Die auf die Bedürfnisse des kleinen Eulenvogels angepassten Kästen werden in der hauseigenen Tischlerei des Lippeverbandes angefertigt und bieten bereits an zahlreichen Orten entlang der Lippe den nachtaktiven, kleinen Jägern einen geschützten Unterschlupf. Aufgrund intensiver Landnutzung und Rodungen haben Steinkäuze ihre natürlichen Brutplätze vielerorts verloren. Einzelne Baumhöhlungen zum Nisten sowie weitläufige, extensive Wiesen und Weiden für die Jagd werden immer seltener.
Auch wenn die Renaturierung naturnaher Gewässer und Landschaften zweifelsfrei die wichtigste Maßnahme für die Biodiversität bleibt, leisten Nisthilfen einen hilfreichen Beitrag, um kurzfristig das Lebensraumangebot und die Rückkehr selten gewordener Arten gezielt zu unterstützen. Die Deichrückverlegungen und Ausweitung naturnaher Uferbereiche an der Lippe in Haltern und Marl durch den Lippeverband in Verbindung mit dem Artenschutzengagement der lokalen NABU-Gruppen versprechen weitere Erfolge für die Biodiversität in unserer Region.
Hintergrund: Biodiversitätsinitiative
Der drastische, weltweite Rückgang der Artenvielfalt ist besorgniserregend. Der negativen Entwicklung wollen die sondergesetzlichen Wasserwirtschaftsverbände Emschergenossenschaft und Lippeverband entgegenwirken und die Biodiversität an Gewässern und auf verbandseigenen Anlagen weiter stärken.
Der ökologische Gewässerumbau in den Gebieten von Emscher und Lippe, die nachhaltige Nutzung vieler wasserwirtschaftlicher Anlagen und das gezielte Wiederansiedeln von verschiedenen, selten gewordenen Fischarten sind nur einige Beispiele für bereits laufende Maßnahmen.
Biodiversität ist ein Kernbestandteil des Programms „Lebendige Gewässer“, das im Emscher- und Lippe-Gebiet an Gewässern wie Auen sehr erfolgreich umgesetzt wird. Der Gewässerumbau wird dazu seit vielen Jahren durch ein intensives Monitoring begleitet, das z. B. die Entwicklung der gewässertypischen Fauna und Flora erfasst, darunter auch seltene oder gefährdete Arten.
Durch das Programm „Lebendige Lippe“ schafft der Lippeverband neue Habitate für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt. Dadurch ist an der Lippe die Biodiversität erheblich gestiegen – ein herausragendes Projekt ist die renaturierte Lippe-Mündung in Wesel mit mehr als 600 nachgewiesenen Tier- und 425 Pflanzenarten. Die Artenvielfalt wird außerdem indirekt auch durch die Verbesserung der Wasserqualität, d. h. die Ertüchtigung der Reinigungsleistung der Klär- und Regenwasserbehandlungsanlagen, gefördert.
Der Lippeverband
Der Lippeverband ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt.
Seine Aufgaben sind in erster Linie die Abwasserentsorgung und -reinigung, Hochwasserschutz durch Deiche und Pumpwerke und die Gewässerunterhaltung und -entwicklung. Dazu gehört auch die ökologische Verbesserung technisch ausgebauter Nebenläufe. Darüber hinaus kümmert sich der Lippeverband in enger Abstimmung mit dem Land NRW um die Renaturierung der Lippe. Dem Lippeverband gehören zurzeit 155 Kommunen und Unternehmen als Mitglieder an, die mit ihren Beiträgen die Verbandsaufgaben finanzieren.
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Für weitere drei Jahre Zusammenarbeit im Umweltschutz, Umgang mit den Folgen des Klimawandels und für Biodiversität unterzeichneten die Vorstandsvorsitzenden von EGLV und NABU NRW. Mehr →