Eisvogel, Prachtlibelle und Kiebitz mit dem Smartphone auf der Spur
Naturgucker-App macht Artenvielfalt in der Region sichtbar
19. März 2024 - Idyllisch dahinplätschernde Bäche und sich schlängelnde Flüsse sind nicht nur schön anzusehen: Sie locken auch jede Menge Leben an. Dank renaturierter Flüsse erwacht eine Artenvielfalt wieder in der Emscher-Lippe-Region, wie sie lange nicht mehr beobachtet wurde – darunter auch einige Tiere, die auf der Roten Liste gefährdeter Arten geführt werden. Wer mit offenen Augen durch die Natur läuft, kann viele dieser Tiere und auch Pflanzen beobachten. Und wer dabei sein Smartphone griffbereit hat, kann diese Entdeckungen nun auch mittels der WebApp „Naturgucker“ festhalten und gleichzeitig den Forscher*innen vom Naturschutzbund Nordrhein Westfalen (NABU NRW) sowie von Emschergenossenschaft und Lippeverband (EGLV) viel über die Verbreitung einzelner Arten verraten.
Der Kiebitz, Vogel des Jahres 2024, kann zum Beispiel jetzt wieder beobachtet werden. Im März fängt er an seine Nester auf gehölzarmen Feuchtwiesen zu bauen. Aufgrund von Entwässerungen und intensiver Flächennutzung ist er heute stark gefährdet und steht auf der Roten Liste gefährdeter Arten. In renaturierten Auenlandschaften findet er aber wieder geeignete, naturnahe und vor allem geschützte Lebensräume. So konnte er bereits an einigen Hochwasser-Retentionsräumen entlang der Emscher gesichtet werden. Auch die Gebänderte Prachtlibelle findet an künstlich mit Steinen und Beton befestigten Ufern keinen Lebensraum. An sonnigen Ufern renaturierter Gewässerläufe kann sie jedoch ab April entdeckt werden. Ebenso der kleine Eisvogel mit seinem markant blauschimmernden Gefieder, der sich in dieser Jahreszeit gerne in den Ufergehölzen fischreicher Gewässer auf der Ausschau nach Nahrung finden lässt.
Bei Naturgucker teilen die Expert*innen von NABU und EGLV solche Tipps. Es werden verschiedene Tier- und Pflanzenarten in der WebApp vorgestellt, mit ihren Eigenheiten, Lebensräumen und, wann sie am besten beobachtet werden können. Naturinteressierte können hier nachlesen, Fotos ihrer Entdeckungen hochladen und sich mit vielen Gleichgesinnten austauschen. In der WebApp erhalten sie auch Hilfe, um die fotografierten Arten zu bestimmen.
Bei allen Beobachtungen, die bei Naturgucker hochgeladen werden, wird der Standort der Entdeckung markiert. So entsteht nach und nach eine Datenbank über die Verbreitung von Tier- und Pflanzenarten in der Emscher-Lippe-Region. Auch die Wiederkehr von Arten, welche dieses Gefilde lange gemieden haben, wird dank der Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger so schneller erfasst. Damit geben die gesammelten Daten auch Auskunft über die Wirksamkeit der Renaturierungs- und Artenschutzmaßnahmen von Emschergenossenschaft und Lippeverband oder verraten, wo die Natur noch weitere Nachhilfe braucht.
Die WebApp Naturgucker ist kostenlos. Sie ist im Internet ohne Download unter ⇒ naturgucker.de/eglv zu finden.
Jeden Monat stellen wir 3 Arten vor
Arten im März: Kiebitz, Storch und Eisvogel
Kiebitz (Vanellus vanellus)
Der Vogel des Jahres 2024 ist durch den Verlust seiner ursprünglichen Lebensräume sehr selten geworden. In Anpassung an die menschliche Überprägung der Landschaft findet man ihn daher mittlerweile nicht nur auf Feuchtwiesen sondern immer wieder auf auch Äckern. Auf den renaturierten Flächen der Emscher, zum Beispiel in der neuen Mündung oder im Hochwasserrückhaltebecken Dortmund- Mengende, kann man Ihn jetzt aber wieder entdecken. Mehr zum Kiebitz bei ⇒ naturgucker.de/eglv
Weißstorch (Ciconia ciconia)
Die Bestände des Wappentieres des NABU zeigen in den letzten Jahren erfreulicherweise einen Aufwärtstrend. Er brütet in offenen Kulturlandschaften und baut sein Nest häufig auf Schornsteinen, Dächern oder Kirchtürmen. Häufig sieht man ihn bei der Jagd nach Amphibien über feuchte Wiesen oder entlang von Gewässern schreiten. Auch entlang von Emscher und Lippe kann er wieder beobachtet werden. Mehr zum Weißstorch bei ⇒ naturgucker.de/eglv
Eisvogel (Alcedo atthis)
Eisvögel benötigen klare und nahrungsreiche Gewässer mit Abbruchkanten für Ihre Bruthöhlen. Sie nutzen Äste die über das Gewässer ragen als Ansitzwarte. Von dort aus tauchen sie bei der Jagd nach Fischen und Wasserinsekten. Einige der Nebengewässer von Emscher und Lippe beiten dem Eisvogel wieder einen geeigneten Lebensraum. Um dessen Ansiedlung zu unterstützen wurden außerdem Eisvogelnistwände angelegt. Mehr zum Eisvogel bei ⇒ naturgucker.de/eglv
Arten im April: Erdkröte, Kreuzkröte und Mauereidechse
Erdkröte (Bufo Bufo)
Die Erdkröte ist die häufigste Amphibienart Deutschlands und daher während der Wander und Laichzeit recht gut zu entdecken. Zwar gilt die Erdrkröte als Anspruchslos, doch auch sie ist durch Verschmutzung und Verbau von Gewässern gefährdet. Daher profitiert auch sie von Renaturierungsmaßnahmen. Mehr zur Erdkröte bei ⇒ naturgucker.de/eglv
Kreuzkröte (Epidalea calamita)
Als Pionierart ist die Kreuzkröte in der Lage sich an schnelle Veränderungen des Lebensraumes anzupassen. Dennoch ist Sie durch den Rückgang von primären wie auch sekundären Habitaten stark gefährdet. Die Renaturierung der Emscher gibt ihr jedoch zumindest teilweise ihre verlorengegangenen Primärlebensräumen in den sich dynamisch verändernden Überschwemmungsbereichen des Flusses zurück. Sie ist besonders gut über Ihren lauten Paarungsruf zu erkennen. Dieser kann in einem Radius von bis zu 2 km gehört werden. Mehr zur Kreuzkröte bei ⇒ naturgucker.de/eglv
Mauereidechse (Podarcis muralis)
Die wärmeliebende Mauereidechse bevorzugt offene, sonnige Lebensräume. Sie kann entlang von Gleisanlagen oder Natursteinmauern beobachtet werden. Außerdem ist sie dafür bekannt sich gerne in Weinbergen aufzuhalten. Auf sonnenbeschienen Industrieanlagen im Ruhrgebiet stehen die Chancen gut eine Mauereidechse zu entdecken. Entlang der Emscher finden sich mittlerweile sogar einige Weinberge auf denen nach ihr Ausschau gehalten werden kann. Mehr zur Mauereidechse bei ⇒ naturgucker.de/eglv
mehr zur kOoperation
Für weitere drei Jahre Zusammenarbeit im Umweltschutz, Umgang mit den Folgen des Klimawandels und für Biodiversität unterzeichneten die Vorstandsvorsitzenden von EGLV und NABU NRW. Mehr →