Nationalpark Eifel
Der erste Nationalpark in Nordrhein-Westfalen
Am 10. März 2024 hat der Nationalpark Eifel sein zwanzigjähriges Bestehen gefeiert. Auf rund 11.000 Hektar Landes- und Bundesfläche war zum 1. Januar 2004 zwischen Schleiden, Monschau und Nideggen der erste Nationalpark in Nordrhein-Westfalen entstanden. Am 11. Januar 2004 feierten alle an der Umsetzung beteiligten Verbände, Institutionen, Behörden, Gemeinden und die Bevölkerung in einem großen Bürgerfest die offizielle Eröffnung des Nationalparkes Eifel. Möglich wurde die Einrichtung des Nationalparks durch den Abzug der belgischen Truppen vom Truppenübungsplatz Vogelsang im Jahr 2005. Dadurch war der Weg frei, die schon seit langem vorgesehene Einrichtung eines Nationalparkes in der Rureifel zu realisieren.
Auf den von atlantisch getöntem Kima und nährstoffarmem, saurem Boden geprägten Standorten des Nationalparks Eifel werden ganz überwiegend Buchenwälder wachsen. Zu den 7.000 Hektar Staatswald mit den großen Waldbereichen Kermeter, Dedenborn, Hetzingen und Wahlerscheid kommen die rund 4.000 Hektar großen zur Nutzungsumwandlung anstehenden Flächen des Truppenübungsplatz Vogelsang hinzu.
Typische Lebensräume
Laub- und Nadelwälder, Seen, Bäche und offene Grasflächen erstrecken sich auf einer Fläche von etwa 110 Quadratkilometern. Rund fünf Prozent der Fläche des Truppenübungsplatzes werden von Buchen-, Schlucht-, Hang- und Auenwäldern sowie Fließgewässern und Felsen (in naturnaher Ausprägung) eingenommen, also von Biotoptypen, die für die Eifeler Naturlandschaft charakteristisch sind. Hinzu kommen vorwiegend aus ehemaligen Niederwäldern hervorgegangene eichengeprägte Laubwälder auf einem Fünftel der Fläche, ferner befinden sich auf 1,2 Prozent der Fläche relativ kleinflächige aus Naturschutzsicht wertvolle Kulturbiotope wie beispielsweise artenreiches Grünland als FFH-Lebensraumtyp und Ginsterheiden. Die FFH-Gebiete Kermeter, Dedenborn und Meuchelberg sowie die Waldgebiete Hetzingen und Wahlerscheid bestehen zu rund 30 Prozent aus naturnahen Wäldern wie den für den Großraum typischen Hainsimsen- und Waldmeister-Buchenwäldern, Schlucht- und Hang- sowie Erlen-Eschen-Wäldern.
Außerdem gibt es anteilig eichendominierte Wälder (überwiegend durchgewachsene, ehemalige Niederwälder, aber auch wärmegetönte Trauben-Eichenwälder und – seltener – Elsbeeren-Eichen-Hainbuchenwälder). Hinzu kommen auch hier weitere Elemente der Naturlandschaft wie Bäche und Felsen. Die restliche Fläche besteht überwiegend aus nadelholzdominierten Forsten. Für den 'Wald-Nationalpark' Eifel sind die Wälder von herausragender Bedeutung. Deren Schutz und die Entwicklung eines möglichst naturnahen Zustands bilden daher wesentliche Ziele des Nationalparks.
Bedrohte Tier- und Pflanzenarten
Die verschiedenen naturraumtypischen Lebensräume sind Heimat zahlreicher bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Von den insgesamt rund 11.500 Arten, die Forscher bisher im Nationalpark nachgewiesen haben, stehen mehr als 2.600 auf der Roten Liste.
Neben der Wildkatze, die hier in NRW einen Verbreitungspunkt hat, finden sich an bedrohten Säugetieren Biber sowie die Fledermausarten Großes Mausohr, Wasserfledermaus, Kleine Bartfledermaus und das Braune Langohr. Zahlreiche bedrohte Vogelarten wie Uhu, Rauhfusskauz, Fischadler, Schwarz- und Rotmilan, Wespenbussard, Schwarzspecht, Mittelspecht, Flussuferläufer, Neuntöter, Baum und Wiesenpieper kommen hier vor. Die Vorkommen von Mauereidechse und Schlingnatter als Vertreter bedrohter Reptilienarten, Kreuz- und Geburtshelferkröte als gefährdete Amphibien sowie Warzenbeißer und Goldschrecke als Vertreter der bedrohten Heuschrecken weisen auf die Bedeutung dieses Gebietes für den Artenschutz hin. Wenn auch nicht bedroht, so wird dem Rothirsch im Nationalpark besondere Beachtung geschenkt.
Die vielfältige Vegetation beherbergt zahlreiche bedrohte Pflanzenarten: An Felsstandorten findet sich das Mauergipskraut. Die für Schluchtwälder typische Hirschzunge findet sich hier noch. Wildbirne, Elsbeere und Bergulme bereichern die Gehoelze der zukünftigen Nationalparkfläche. Weitere bedrohte Arten, die sich hier finden, sind unter anderem: die Astlose Grasnelke, das Gefleckte und Breitblättrige Knabenkraut, die Rauhe Nelke, Gelbe Moorlilie, Gelbe Narzisse, Keulen- und Tannenbärlapp sowie die Bärwurz seien hier beispielhaft genannt.
Regelmäßige Neuentdeckungen
Kontinuierlich wird die Digitale Artenliste des Nationalparks um weitere Neuentdeckungen ergänzt. Im Jahr 2022 wurden allein 156 neue Arten nachgewiesen. Zunehmend finden sich auch typische Arten für alte Wälder, wie der „Urwald-Pilz“ Ästiger Stachelbart. 2023 konnten im Juni 21 Gänsegeier beobachtet werden. Gänsegeier gelten seit 100 Jahren in Deutschland als ausgestorben, werden aber regelmäßgi gesichtet.
Text aktualisiert im Juli 2024