Flugkünstler im Frack
Die Rauchschwalbe - beliebter Zugvogel in Not
Hirundo, der wissenschaftliche Gattungsname, kommt aus dem Lateinischen und heißt dort Schwalbe. Auch die Artbezeichnung rustica kommt aus dem Lateinischen und bedeutet bäuerlich. Der wissenschaftliche Name gibt somit eindeutige Hinweise zur Lebensweise der Rauchschwalbe: Sie ist stark an dörfliche, bäuerliche Strukturen gebunden. Der deutsche Name Rauchschwalbe gibt heutzutage schon etwas mehr Rätsel auf. Er rührt daher, dass die Art früher gerne in Schornsteinen und Rauchfängen brütete. Im Englischen heißt sie Barn Swallow, also Stallschwalbe, denn dort findet man ihre Nester.
Lebensweise
Charakteristisch für Rauchschwalben ist es, dass sie ihre Nester im Inneren von Gebäuden bauen. Das sind typischerweise Ställe, können aber auch Schuppen und Garagen, Brücken und Durchfahrten oder selbst Carports sein. Ursprünglich hat diese Art ihre Nester an geschützten Überhängen und Nischen an Löß- und Felswänden und von Fließgewässern ausgewaschenen Steilufern gebaut. Dass die Rauchschwalbe in Mitteleuropa zu einem reinen Kulturfolger geworden ist, der in menschlichen Behausungen eine neue Heimat gefunden hat, kann angesichts der äußerst rar gewordenen ursprünglichen Nistplätze als ein glücklicher Umstand für viele Rauchschwalbengenerationen verstanden werden. Das Rauchschwalbennest ist, anders als das der Mehlschwalben, oben offen. Es besteht hauptsächlich aus Lehm, den die Vögel in Pfützen oder an Gewässerrändern sammeln. In mühevoller Arbeit wird aus 1000 und mehr kleinen, mit Speichel versetzten Lehmklümpchen Stück für Stück ein napfförmiges Nest zusammengemörtelt. Zur Verstärkung durchziehen Rauchschwalben den Lehm mit Pflanzenhalmen und Pferdehaaren. Die Nester werden frei an Wänden, Mauervorsprüngen und Balken gebaut, aber auch an Leitungen und Lampen.
Wer die Rauchschwalben schützen möchte, muss sich für eine nachhaltige, extensive Landwirtschaft stark machen. Um auf den Rückgang der Sommerboten aufmerksam zu machen, möchten wir sie zum Vogel des Jahres wählen. Unterstützen Sie uns.
Weniger Pestizide - mehr Insektenreichtum - mehr Schwalben
Der Einsatz von Pestiziden treibt das Insektensterben weiter voran und angesichts des Rückgangs der Insekten schwindet somit auch zunehmend die Nahrungsquelle der Rauchschwalbe. Durch den Verzicht auf Pestizide sowie den Ausbau naturverträglicher Landwirtschaft kann diese Entwicklung gestoppt und die Lebensgrundlage der Rauchschwalbe gesichert werden.
Ökologische Landwirtschaft bietet Rauchschwalben ein Zuhause
Bei Viehställen und Hofgebäuden fühlt sich die Rauchschwalbe besonders wohl. Aufgrund der Intensivierung industrieller Landwirtschaft und den Rückgang traditioneller Bauernhöfe schwindet jedoch die Anzahl potentieller Nistplätze. Durch die Förderung naturverträglicher Landwirtschaft kann der Lebensraum der Rauchschwalben erhalten bleiben.
Gerne werden auch Hilfen, wie kleine Brettchen, angenommen. Rauchschwalben schaffen meist zwei Bruten pro Saison, in besonders günstigen Jahren wird von einzelnen Paaren auch eine dritte Brut großgezogen. Die drei bis sechs Eier werden allein vom Weibchen bebrütet. Nach etwa zwei Wochen schlüpfen die Jungen, die von den Eltern noch ungefähr drei Wochen im Nest gefüttert werden. Als Nahrung dienen kleine Fluginsekten, wie Fliegen, Mücken, Schwebfliegen oder geflügelte Ameisen, die die Rauchschwalben im flachen Flug über Wiesen und Felder erbeuten. Rauchschwalben sind Langstreckenzieher, die in Afrika in einem großen Gebiet südlich der Sahara bis zur Südspitze des Kontinents überwintern. Es ist wissenschaftlich dokumentiert, dass einzelne Tiere Zugstrecken von 12.000 Kilometer beim Zug zurückgelegt haben. Rauchschwalben ziehen am Tag in kleinen Gruppen oder einzeln und legen Etappen von 200 bis 300 Kilometer täglich zurück. Der Aufbruch aus unseren Gefilden findet zwischen Mitte September und Anfang Oktober statt, in dieser Zeit sammeln sich die Tiere an Massenschlafplätzen im Schilf. In den letzten März- oder ersten Apriltagen treffen schon die ersten Rauchschwalben bei uns ein, das Gros kehrt aber in der zweiten Aprilhälfte zurück.
Gefährdung
In der Roten Liste für Nordrhein-Westfalen sind die Rauchschwalben als gefährdet eingestuft. Starke Bestandsrückgänge erfuhren die Rauchschwalben hierzulande schon in den 1990erJahren. Die Situation hat sich seitdem nicht verbessert, im Gegenteil. Der Mangel an Nistplätzen ist in den Brutgebieten eine der Hauptursachen. Die Bindung an dörfliche Strukturen und die Abhängigkeit von Viehställen hat sich vom einstigen Vorteil zu einem ernsten Problem entwickelt. Immer mehr Höfe wurden in den vergangenen Jahrzehnten aufgegeben, in vielen Dörfern gibt es gar keine Bauernhöfe mehr. Die verbliebenen Höfe haben mit der bäuerlichen Landwirtschaft von einst wenig gemein. Eine auf Ertrag optimierte Viehwirtschaft bietet kaum noch offene Ställe und durch übertriebene Hygienevorstellungen sind die früher gern gesehenen Stallschwalben heute in vielen Betrieben unerwünscht. Die parallel zu dieser Entwicklung entstandenen Reiterhöfe sind ein kleiner Lichtblick und werden von den Rauchschwalben als Alternative zu den früheren Schweine- und Kuhställen angenommen. Auch mit der Zerstörung von Schilfbeständen an heimischen und auf den Zugwegen befindlichen Gewässern wurden wichtige Rast- und Sammelplätze der Rauchschwalben vernichtet.
Von den ehemals 500.000 Brutpaaren, die noch 1980 in Nordrhein-Westfalen gebrütet haben, ist die Population hierzulande auf maximal 90.000 Brutpaare geschrumpft. Der NABU setzt sich im ganzen Land dafür ein, dass sich die Situation für die Rauchschwalbe nicht weiter verschlechtert.
Kennzeichen
Rauchschwalben zeigen sich mit einem metallisch schwarz-blau glänzenden Gefieder auf der gesamten Oberseite, von der Stirn über Rücken und Flügel bis zum Schwanz. Unterseits am Bauch ist diese Art weiß bis beige mit einem schwarzen Band auf der Brust und einer rotbraunen Maske im Gesicht. Wirklich auffällig sind die langen Schwanzspieße, wodurch sich die Rauchschwalbe sowohl im Flug als auch sitzend selbst von Laien sehr gut von anderen Schwalben unterscheiden lässt. Rauchschwalben sind etwa 18 Zentimeter lang, bei einer Flügelspannweite von etwas über 30 Zentimetern. Sie sind also etwas größer als die anderen beiden hierzulande vorkommenden Schwalbenarten und kommen auf ein Gewicht von ungefähr 20 Gramm. Aufgrund der relativ großen Verluste innerhalb des ersten Lebensjahres, wie sie auch von vielen anderen Singvögeln inklusive der anderen Schwalbenarten bekannt sind, kommen Rauchschwalben auf ein Durchschnittsalter von nur zwei Jahren. Andererseits berichtet die Fachliteratur aber auch von Tieren, die es auf das stolze Alter von 16 Jahren gebracht haben.
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In Nordrhein-Westfalen gibt es immer weniger Schwalben. Mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ will der NABU diesem Trend entgegenwirken und zeichnet Menschen und Häuser aus, bei und an denen die Glücksbringer willkommen sind. Mehr →