An vielen Stellen im Land kümmern wir uns um den Schutz von Insekten. Mit Ihrer Spende können Sie helfen!
Jetzt spenden!Zeit zu handeln
1. NABU-Tagung zum Insektenrückgang 2018 | ´Münsteraner Appell´ beschlossen
2017 hat das „Insektensterben“ einen weltweiten medialen Hype erfahren. Korrekt sprechen wir von einem massiven Insektenrückgang, den der Entomologische Verein Krefeld in den vergangenen 27 Jahren mit standardisierten Fallenfängen überwiegend in NRW feststellen konnte und publiziert hat. Der NABU NRW hatte zum Dialog mit Akteuren aus Politik, Landwirtschaft, Chemie, Wissenschaft und Forschung an das Institut für Landschaftsökologie der Universität Münster (ILÖK) geladen. Neben einem Überblick über den aktuellen Kenntnis- und Forschungsstand zum Insektenrückgang sowie beispielhaften Projekten zum Schutz der Biodiversität nicht nur von Insekten wurde die Thematik aus Sicht der Landwirtschaft und der Firma Bayer beleuchtet. Anregungen aller Akteure und Diskussionsergebnisse fließen nun ein in den „Münsteraner Appell“ – einen ganzen NABU-Forderungskatalog an die Politik – der weiteren Forschungs- und Handlungsbedarf aufzeigt.
„Menschen, denen die Natur am Herzen liegt und die mit Sorge den fortschreitenden Insektenschwund beobachten, sind heute hier zusammengekommen“, mit diesen Worten begrüßte Prof. Dr. Tillmann Buttschard, geschäftsführender Direktor des Institutes für Landschaftsökologie (ILÖK) der Westfälischen Wilhelms-Universität, die rund 250 Teilnehmer der Tagung zum Insektensterben im Hörsaal des ILÖK am vergangenen Samstag, den 17. Februar.
In seinem einleitenden Grußwort stellte Staatssekretär Dr. Heinrich Bottermann, der kurzfristig für die erkrankte Ministerin Christina Schulze Föcking eingesprungen war, die Tätigkeitsfelder des nordrhein-westfälischen Umweltministeriums, in den Vordergrund, dessen Abteilungen wesentliche Akteure umfasse. „Ohne Insekten und Vögel fehlt einem was“, fasste Dr. Bottermann Erfahrungen aus seinem persönlichen Umfeld zusammen und verwies auf die bereits vom Land Nordrhein-Westfalen eingeleiteten Maßnahmen zu einem NRW-weiten Insektenmonitoring, bei dem auf 120 repräsentativ ausgewählten Probeflächen die Biomasse von fliegenden, blütenbestäubenden Insekten untersucht werden wird. Auf breite Zustimmung stieß seine Aussage „der Kenntnistand zum Insektenrückgang sei solide genug, um Maßnahmen zu ergreifen“.
Im Anschluss gaben Dr. Martin Sorg vom Krefelder Entomologischen Verein und Prof. Dr. Christoph Scherber vom ILÖK einen aktuellen Überblick über die besorgniserregenden Kenntnisse zum Insektenrückgang. Spannend wurde es am Nachmittag, als mit Dr. Christian Maus von der Bayer AG und dem Vizepräsidenten des Rheinischen Landwirtschafts-Verbandes Erich Gussen zwei Akteure auftraten, die mutmaßliche Hauptverursacher der Misere repräsentieren. Auch wenn sie die alleinige Verantwortung für den Rückgang der Insekten von sich wiesen und weitere Ursachen und Forschungsbedarf ins Spiel brachten, so war doch erkennbar, dass beide Redner die Existenz des Artenschwundes anerkannten und glaubhaft an einer Kooperation zur Lösung der Probleme interessiert sind.
Der NABU-Landesvorsitzende Josef Tumbrinck, der die Tagung gemeinsam mit dem Institut für Landschaftsökologie und der Natur- und Umweltschutzakademie (NUA) NRW organisiert hatte, fasste die Ergebnisse des Tages im „Münsteraner Appell“ zusammen, der alle Beteiligten auffordert, unverzüglich die geeigneten Maßnahmen zum Aufhalten des Insektenrückganges einzuleiten.
Münsteraner Appell
Auf der Tagung wurde der „Münsteraner Appell zum Insektenschutz und Erhalt der Biodiversität“ im Entwurf vorgestellt. Sehr viele Anregungen gingen auf der Tagung und im Nachgang der Tagung ein. Der NABU-Landesvorstand hat am 14.03.2018 die überarbeitete Fassung des Münsteraner Appells beschlossen. Der Appell beinhaltet von der EU-Ebene bis zum eigenen Garten eine Vielzahl von Forderungen und Anregungen, wie der Insektenschutz und damit die gesamte Biodiversität verbessert werden kann. Damit stellt der Münsteraner Appell ein umfassendes Handlungspaket für die kommenden Monate und Jahre dar.