Filigrane Kunstwerke der Natur
Die drei wichtigsten Spinnennetztypen
Das Rad neu erfunden
Das Radnetz ist das bekannteste Netz. Es besteht aus drei Elementen:
a) den Rahmenfäden, an denen das Netz aufgehängt wird,
b) den Speichenfäden, die vom Zentrum des Netzes nach außen hin sternenförmig aufgespannt werden und
c) den Spiral- oder Fangfäden, die kreisförmig auf den Speichenfäden
angeordnet und mit Leimtröpfchen behaftet sind.
Die Radnetzspinnen bauen ihr Netz in die Flugbahn von Insekten, also an Laternen, an Fenstern, an Hecken etc. Die Beutetiere fliegen in das Netz hinein und kleben an den leimbehafteten Fangfäden erst einmal fest. Durch ihre eigenen Befreiungsversuche verwickeln sie sich dann immer stärker in den Fangfäden. Die Spinne selbst befindet sich zumeist in Wartestellung außerhalb des eigentlichen Netzes am Ende eines Rahmenfadens, über den sie jede Bewegung des Netzes wahrnimmt. Durch die Bewegungen der gefangenen Insekten wird die wartende Spinne alarmiert. Sie läuft daraufhin zur Beute und spinnt sie ein, um sie dann aussaugen zu können. Radnetze baut auch die Zitterspinne, eine ständige Begleiterin in unseren Häusern. Deren alte und verstaubte Netze sind den Menschen häufig bekannter als das zarte Spinnentier selbst.
Von Baldachinen und Akrobaten
Das Baldachinnetz ist der in unseren Breiten am häufigsten anzutreffende Netztyp. Vor allem im Spätsommer und Herbst, sind die Netze oft in großer Anzahl in Wiesen und Hecken zu finden. Meist bestehen die Netze aus einem dichtgewobenen Gespinstteppich, der durch eine große Anzahl von Einzelfäden nach oben und unten zwischen den Pflanzen nach oben hin gewölbt aufgespannt wird. Die Spinne hängt in Wartestellung unterhalb des Gewölbes mit der Bauchseite nach oben. Dort wartet sie auf herabstürzende Insekten, die sich im Fadengewirr der aufgespannten Einzelfäden oberhalb des Gewölbes verstricken.
Die Beute wird durch das Netz nach unten gezogen und verspeist. Viele Spinnen dieser Familie zeigen die sogenannte "Verkehrt-Färbung". Das heißt, die Bauchseite ist dunkel, der Rücken hell gefärbt, so dass sie von oben betrachtet vor dem Erdboden dunkel, von unten aber gegen den Himmel hell erscheinen. Eine solche Färbung ist typisch für Tiere, die normalerweise ihre Bauchseite nach oben kehren.
Auf den Trichter gekommen
Das Trichternetz ist vor allem von unserer Hauswinkelspinne her bekannt, die in unseren Garagen, Kellern und Wohnungen heimisch ist. Sie verkörpert für viele das klassische Ekeltier, kann aber - wenn wir sie nur lassen - ein nützlicher und treuer Hausgenosse sein. So sorgt die Spinne für eine Dezimierung der lästigen Fliegen und Mücken im Haus und kann dabei ein Alter von bis zu sieben Jahren erreichen! In den Ecken und Winkeln spannt die Hauswinkelspinne ihr Netz auf. Aus weit ausladenden Gespinstteppichen bildet sie dabei einen Trichter, der in eine nach hinten hin offene Wohnröhre mündet.
Im Bereich des Übergangs vom Trichter zur Röhre sitzt die Spinne in
regloser Lauerstellung. Meist sind nur ihre Vorderbeine, die auf dem Netztrichter nach außen hin liegen, zu sehen. Dort wartet sie auf Insekten, die über die ausgebreitete Trichternetzöffnung laufen. Die durch die Laufbewegungen entstehenden Vibrationen werden durch die Netzfäden weiter in den Trichter geleitet. Die Spinne nimmt die Signale auf und läuft zur Beute.
Weitere Informationen zur Biologie, Ökologie und Geschichte der Spinnen finden sich in der 24-seitigen Spinnenbroschüre des NABU NRW "Spinnen - Faszination auf den zweiten Blick". Leider ist die Broschüre vergriffen. Wir bieten Ihnen die Broschüre hier aber als Download an:
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