Die Spinnen kommen
Achtbeinige Besucher lebendig ins Freie setzen
Ab Anfang September lässt es sich in unseren Breiten nur selten leugnen - der Sommer ist vorbei. Sinkende Temperaturen und steigende Luftfeuchtigkeit bringen nicht nur die Menschen dazu, sich wieder mehr in ihre vier Wände zurückzuziehen. Das traute Heim wird nun auch vermehrt von Mitbewohnern besiedelt, die nicht immer herzlich willkommen sind. Zu teilweise heftigen Reaktionen führt der achtbeinige Einmarsch von Spinnen, die darauf hoffen, in einer stillen Zimmerecke mit fetter Beute den Winter zu überstehen. Der NABU NRW bittet, die ungeliebten Nützlinge nicht zu töten und sie im Notfall lebend vor die Tür zu setzen.
In unseren Häusern fühlen sich unter anderem die Hauswinkelspinne und die Zitterspinne recht wohl und befreien uns von lästigen Insekten wie Stechmücken und Stubenfliegen. Die Hauswinkelspinne gehört zum klassischen Ekeltier, da sie groß, dunkelbraun und dicht behaart ist. Schaut man sich das Tier genauer an, wird man schnell feststellen, dass diese Spinne fast nur aus Beinen besteht. Der eigentliche Körper ist nur etwa zwei Zentimeter groß. Also eigentlich kein Grund sich zu ängstigen. Wer diesen Mitbewohner trotzdem nicht dulden will, den bittet der NABU NRW, die nützlichen Tiere nicht mit Pantoffeln, Staubsaugern oder Zeitungen zu traktieren, sondern in einem Glas einzufangen und „nach draußen“ zu bringen.
Vergleichsweise zart gebaut erscheint die Zitterspinne mit ihren dünnen grazilen Beinen und dem kleinen Körper. Obwohl sie also fast regelmäßig als Untermieter anzutreffen ist, fällt sie nicht sehr auf. Häufig bemerkt man die Zitterspinne erst, wenn man zufällig ihr Netz berührt: Sie beginnt zu zittern! Öfter noch als die Spinne selbst fallen allerdings ihre großflächigen Netze auf, vor allem, wenn sie verlassen und nach einiger Zeit verstaubt sind. Dieser eher “schwächeren“ Spinne traut man gar nicht zu, dass sie sich mit großen Gegnern anlegt. Dennoch ist gerade sie es, die in Kellerschächten oder im Keller der Hauswinkelspinne nachstellt. Sie pirscht sich an das Opfer an und bewirft sie mit Fäden. Ist das Opfer in seinen Bewegungen gehemmt, wird es von der Zitterspinne in Rotation versetzt und dabei eingesponnen, bis dann der tödliche Biss angesetzt wird. Es spricht also einiges dafür, zumindest diese Spinne im Haus zu dulden.
Von der Beinlänge etwas kürzer, dafür mit einem bald doppelt so großen Körper wie die Hauswinkelspinne, ist ein auffälliger mediterraner Neubürger: die Nosferatuspinne. 2005 wurde sie für Deutschland erstmals in Freiburg nachgewiesen. Mittlerweile ist sie auch in Nordrhein-Westfalen angekommen. In Südeuropa lebt die Nosferatuspinne bevorzugt in lichten Wäldern und versteckt sich gerne unter Steinen oder Rinde. In Deutschland ist sie bislang vor allem als Stubenhocker bekannt. Außerhalb von warmen Wohnungen ist sie kaum überlebensfähig. Ihr Biss kann beim Menschen auch dünnere Hautbereiche durchdringen, woran fast alle heimischen Arten scheitern. Das Gift soll dabei wie ein milder Bienen- oder Wespenstich wirken. Der NABU bittet, Funde der Nosferatuspinne zu fotografieren und über www.naturbeobachter-nrw.de zu melden.
Einige andere Spinnen verirren sich eher in unsere Häuser, als das sie diese gezielt aufsuchen. Hierzu zählt beispielsweise die Kreuzspinne, deren kunstvoll gesponnene Netze man jetzt allerorten auch in Gärten und in Blumenkübeln auf Terrassen und Balkons beobachten kann und die kleine oft an Hauswänden zu beobachtende schwarz-weiß-gestreifte Zebraspringspinne. Sie sind nicht ans Leben in Häusern angepasst und sterben spätestens, wenn man im Herbst zu heizen beginnt; dann sinkt die Luftfeuchtigkeit, und die Spinnen vertrocknen.
Alle Spinnenarten, von denen es allein in Deutschland rund 1000 gibt, leben räuberisch von der Jagd auf andere Insekten. Sie haben damit eine bedeutende Funktion in der Natur als Regulator der Insektenfauna. Eine Ahnung davon, wie wichtig Spinnen im Naturhaushalt sind, bekommt man, wenn man frühmorgens die von Tautropfen schweren, unzähligen Spinnennetze auf einer Wiese betrachtet – ein wunderschöner Anblick - nicht nur für jeden Spinnenfreund.
Mehr dazu
Bis vor drei Jahrzehnten lebte die Nosferatu-Spinne nur im Mittelmeerraum. Seitdem breitet sie sich nach Norden aus. Erste Nachweise in Deutschland gab es 2005 in Baden-Württemberg. Bereits 2006 gelang ein Nachweis in Köln. Inzwischen ist sie in ganz Deutschland verbreitet und auch in NRW fast überall zu finden. Gefährlich ist sie gottseidank nicht. Mehr →
An sonnigen Spätsommertagen sind sie überall leicht zu entdecken - seidig schimmernde Spinnennetze. Besonders auffällig sind die großen Radnetze, aber auch Baldachinnetze finden sich jetzt häufig. Der NABU stellt die drei wichtigsten Spinnennetztypen vor. Mehr →
Anders als viele andere Arten hat die Gartenkreuzspinne einen zweijährigen Lebensrhythmus. Es existieren also immer zwei unterschiedlich entwickelte Spinnengenerationen nebeneinander. Zur Zeit der Eiablage sind es für wenige Tage sogar drei Generationen. Mehr →
Die Zitterspinne ist ein Kosmopolit, dessen eigentliche Herkunft noch nicht geklärt ist. Jedoch scheint sich die Art in gemäßigten Breiten im Gegensatz zu den Tropen stärker durchgesetzt zu haben. Die Art kommt in Europa vor allem in den südlichen Teilen vor, ist heute aber in fast jedem Haus zu finden. Mehr →
Der Großen Winkelspinne ist in Wohnung oder Keller fast jeder irgendwann schon mal begegnet. Oft hockt sie tagsüber lange Zeit völlig reglos in ihrer trichterförmigen Wohnröhre, die sich in Ecken und Winkeln menschlicher Behausungen findet. Mehr →