Noch zwei Jahre Regierungszeit
NRW-Landesregierung muss endlich Verantwortung im Naturschutz übernehmen
16. Januar 2025 - Mit der gestrigen Ankündigung des Waldpakts 2.0 hat die Landesregierung einen ersten Schritt für die Zukunft der Wälder in Nordrhein-Westfalen gemacht. Das Bekenntnis die heimischen Wälder an den Klimawandel anzupassen und den Schutz der Biodiversität zur obersten Prämisse zu machen ist zu begrüßen, doch es bleibt abzuwarten, ob dem Papier auch Taten folgen. Denn das Scheitern des Nationalparkprozesses attestiert der Landesregierung keine erfolgreiche Bilanz ihrer Naturschutzziele. Hier ist es jetzt dringend erforderlich Alternativen durch die Ausweisung von großflächigen Wildnisgebieten zu schaffen, um den Schutz der Biodiversität entschlossen voranzutreiben.
Die Ankündigung eines zweiten Nationalparks in Nordrhein-Westfalen wurde von der CDU intern blockiert – ein schwerer Rückschlag für den Schutz der Biodiversität in einem der am stärksten urbanisierten Bundesländer Deutschlands. Die Umweltverbände NABU NRW, BUND NRW und LNU NRW fordern nun, die verbleibende Zeit zu nutzen, um Alternativen wie ein verbindliches Konzept zur Ausweisung großer Wildnisgebiete im Sinne der nationalen Biodiversitätstrategie sowie eine stärkere Förderung naturdynamischer Flächen und deren Vernetzung voranzubringen.
„Die CDU hat das Nationalparkversprechen der Koalition aktiv konterkariert. Jetzt muss sie endlich Verantwortung übernehmen und konkrete Maßnahmen für den Schutz der Biodiversität ergreifen. Es reicht nicht, den Naturschutz an den Rand zu drängen – wir brauchen verbindliche Wildnisflächen und rechtliche Anpassungen, um den Wald der Zukunft zu sichern“, erklärt Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU NRW.
Die globale Biodiversitätskrise zeigt ihre Auswirkungen auch in NRW: 45 Prozent der Tier-, Pilz- und Pflanzenarten sind gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits verschwunden. Gleichzeitig liegt NRW mit einem Anteil von 0,28 Prozent Wildnisflächen an der Landesfläche weit hinter dem Bundesdurchschnitt von 0,6 Prozent zurück. Die Kern- und Entwicklungszonen des Nationalparks Eifel sind derzeit die einzigen größeren Flächen mit Wildnisentwicklungspotenzial im Land.
„Die Bundesregierung hatte mit ihrer neuen Nationalen Biodiversitätsstragie erst vor wenigen Wochen das 2-%-Wildnis-Ziel bestätigt. Auch NRW muss und kann mit seinen eigenen Flächen mehr Wildnis ermöglichen. Wir fordern die Landesregierung auf, jetzt die Weichen dafür zu stellen, dass bis 2030 weitere 50 000 ha dazu kommen und sukzessive der natürlichen Dynamik überlassen werden können.“, so Holger Sticht, Vorsitzender des BUND NRW.
Auch die Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt NRW (LNU) betont die Dringlichkeit: „Wälder, die unter den Folgen der Klimakrise leiden, sind eine Chance und eine Herausforderung zugleich. Wildnisflächen und naturnahe Wälder helfen nicht nur der Biodiversität, sondern schaffen auch Klimapuffer und Erholungsräume. Die Landesregierung muss hier liefern, zumal sie über die entsprechenden Flächen verfügt“, erklärt Mark vom Hofe, Vorsitzender der LNU NRW.
Die Verbände weisen zudem darauf hin, dass im Koalitionsvertrag die Überarbeitung des Landesforstgesetzes vereinbart wurde, um es zu einem zukunftsfähigen Landeswaldgesetz weiterzuentwickeln. „Es ist höchste Zeit, die rechtlichen Grundlagen an die Realität der Klima- und Biodiversitätskrise anzupassen. Der Wald muss als Ökosystem in den Mittelpunkt rücken. Nur so schaffen wir die Grundlagen für einen zukunftsfähigen Umgang mit unseren Wäldern“, ergänzt Dr. Heide Naderer.
Die Umweltverbände appellieren an die Landesregierung, die verbleibenden zwei Jahre der Legislaturperiode zu nutzen, um ihre Versprechen einzulösen. Der Schutz von Biodiversität und Wildnisflächen darf nicht länger aufgeschoben werden – er ist eine Grundvoraussetzung für die Zukunft des Landes.
GEMEINSAME PRESSEMITTEILUNG NABU NRW | BUND NRW | LNU NRW
Nach dem Scheitern des Nationalpark-Projekts fordert der NABU NRW von der Landesregierung konkrete Maßnahmen zum Schutz der Wildnis und Biodiversität in NRW. Auf dieser Seite finden Sie die neuesten Entwicklungen zum zweiten Nationalpark in NRW. Mehr →