Damit NRW nicht auf der Strecke bleibt
Mobilität trotz Bahnstreckensperrungen sicherstellen
20. Januar 2025 - Anlässlich der Vielzahl kurzfristiger Sperrungen und anstehender längerfristiger Sanierungsvorhaben, wie beispielsweise auf der Strecke zwischen Emmerich und Oberhausen zwischen Februar und Dezember 2025, fordert das Bündnis Sozialverträgliche Mobilitätswende NRW die Gewährleistung von Erreichbarkeit trotz Bahnstreckensperrungen. Solche lang- oder kurzfristigen Sperrungen von Bahnstrecken führen regelmäßig zu Angebotseinschränkungen im ÖPNV. Für Menschen, die auf die Nutzung des ÖPNVs angewiesen sind, bedeutet dies eine deutliche Einschränkung ihrer Mobilität. „Um eine gute Erreichbarkeit zu gewährleisten, müssen Großsperrungen fahrgastfreundlicher geplant, kommuniziert und umgesetzt werden“, positioniert sich das Bündnis einstimmig und zeigt Lösungsansätze auf.
Die Ursachen für sperrungsbedingte Angebotseinschränkungen im ÖPNV sind vielfältig. Neben der dringend notwendigen Instandhaltung des Bestandes, kommen durch den überfälligen Ausbau des Schienenangebots zusätzliche Bauarbeiten hinzu. Außerdem führen sowohl längerfristige (etwa durch Unwetterschäden) als auch zahlreiche kurzfristige Sperrungen, etwa durch Technikausfälle, Strecken-Störungen oder Personalmangel, regelmäßig zu unvorhergesehenen Störungen und Ausfällen auf Bahnstrecken.
Die sperrungsbedingten Angebotseinschränkungen stellen für viele Menschen ein schwerwiegendes Problem dar. Wer nicht die Möglichkeit hat, auf private Fahrzeuge oder Optionen wie die Arbeit im Homeoffice auszuweichen, ist auf die Nutzung des Ersatzverkehrs angewiesen, um zur Arbeit, zur Schule oder zu Besorgungszielen zu kommen. Das bereitgestellte Angebot ist allerdings oftmals zeitintensiv, lückenhaft und störanfällig. Zusätzlich ist die Kommunikation in vielen Fällen ungenau oder erfolgt zu spät. Fehlende Barrierefreiheit schränkt das Angebot für viele Personen zusätzlich ein.
Das Bündnis Sozialverträgliche Mobilitätswende NRW unterstreicht eine zuverlässige Erreichbarkeit von Alltagszielen als wichtiges Element der Daseinsvorsorge und fordert die Gewährleistung einer solchen lückenlosen Erreichbarkeit trotz Bahnstreckensperrungen. Während in den letzten Jahren zwar eine merkliche Verbesserung zu beobachten war, sieht das Bündnis Sozialverträgliche Mobilitätswende NRW nach wie vor eine Vielzahl von Handlungsmöglichkeiten:
- Sanierung unter dem „rollenden Rad“: Es ist zu prüfen, inwiefern Bahnstreckensanierungen auch während des laufenden Betriebs und ohne lange Vollsperrungen möglich sind. Baumaßnahmen unter dem rollenden Rad garantieren eine fortlaufende Verkehrsanbindung und stärken dadurch die dringend nötige Verlässlichkeit im ÖPNV.
- Förderung eines „robusten Netzes“: Mit der sofortigen Umsetzung kleiner Bauprojekte, dem Ausbau von Ausweichstrecken und der Nutzung von zusätzlichen Weichen für flexible Umleitungen, kann die Erreichbarkeit trotz Streckensperrungen gewährleistet werden.
- Stärkung des Personals: Streckensperrungen belasten nicht nur Nutzende, sondern auch das Personal. Das Bündnis Sozialverträgliche Mobilitätswende NRW fordert gezielte Maßnahmen, um die Fachkräftesicherung und die Arbeitsbedingungen im ÖPNV nachhaltig zu verbessern. Familienfreundliche Schichtzeiten und Betreuungsangebote sollen das Arbeitsumfeld für das Personal attraktiver gestalten und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben fördern. Erhöhte Betriebsreserven und überbetriebliche Personalpools müssten zudem die personellen Ressourcen stabilisieren und betriebliche Ausfälle auffangen. So kann auch das Personal bei einem fahrgastfreundlichen Management von Bahnstreckensperrungen unterstützen – sozialverträglich und barrierefrei für alle.
- Informationsbereitstellung und Kommunikation verbessern: Der bereitgestellte Ersatzverkehr ist noch nicht gut genug kommuniziert und ausgeschildert. Um eine reibungslose Nutzung des Ersatzverkehrs und der Ausweichstrecken zu ermöglichen, sollte die Bereitstellung von Fahrgast-Informationen und Fahrplanauskünften optimiert werden.
- Ausbau des Ersatzverkehrs: Durch eine dichtere Taktung von barrierefreien Ersatzbussen und die stärkere Einbeziehung intermodaler Wegketten, also der Nutzung verschiedener Verkehrsmittel, können zuverlässige Alternativen zum Zugverkehr während Bahnstreckensperrungen geschaffen werden. Diese sind als Teil des Ersatzverkehrs vom Bahnbetreiber zu finanzieren.
Für die Umsetzung einer sozial- und klimagerechten Mobilität in NRW sind die laufenden und anstehenden Ausbau- und Sanierungsarbeiten und die dadurch entstehenden Bahnstreckensperrungen nur bedingt vermeidbar. Um solche und andere sperrungsbedingte Störungen fahrgastfreundlich handhaben zu können und eine lückenlose Erreichbarkeit zu garantieren, fordert das Bündnis Sozialverträgliche Mobilitätswende NRW die Landes- und Kommunalpolitik auf, durch umfassende und verlässliche Finanzierungszusagen Planungssicherheit für Nutzende, Betreibende und Unternehmen zu schaffen.
Das Bündnis Sozialverträgliche Mobilitätswende NRW wurde 2022 von unterschiedlichen Akteuren der Zivilgesellschaft ins Leben gerufen, um gemeinsam die nachhaltige Transformation der Mobilität in NRW zu begleiten. Es bündelt die Expertise zahlreicher Organisationen (Gewerkschaften, Sozial- und Umweltverbände, Verkehrsverbände sowie zivilgesellschaftliche Initiativen) und vertritt gemeinsam viele Tausend Mitglieder. Das Bündnis wird unterstützt und gefördert von der Stiftung Mercator und ist ein regionales Pendant zum Bündnis Sozialverträgliche Mobilitätswende auf Bundesebene.