Schwalben sind auf Duldung und Unterstützung durch Menschen angewiesen
Auch 2020 werden schwalbenfreundliche Häuser ausgezeichnet
In Nordrhein-Westfalen läuft die Aktion des NABU schon seit 2012: Schwalbenfreundliche Menschen, die Rauch- oder Mehlschwalben an und in ihren Häusern, Ställen, Werkhallen oder Garagen eine Brutgelegenheit bieten werden mit einer Plakette ausgezeichnet. So werden zum einem das positive Engagement für den Artenschutz belohnt und zugleich die Mitmenschen zur Nachahmung angeregt. In den vergangenen Jahren haben sich so schon mehrere Tausend Schwalbenfreunde zu ihrem Einsatz für die gefährdeten Tiere bekannt. Für die Bestände der geflügelten Sommerboten sind es überlebenswichtige Maßnahmen.
Wenn Rauch- und Mehlschwalben aus ihren Winterquartieren südlich der Sahara in ihre Brutgebiete nach Nordrhein-Westfalen zurückkehren, erleben die ortstreuen Schwalben häufig eine böse Überraschung: Früher genutzte Viehställe sind verschwunden oder verschlossen, ihre Nester wurden von Hauswänden entfernt oder Netze und Stacheln hindern sie am Anflug an ihre Brutplätze. „Schwalben sind Kulturfolger und leben in der unmittelbaren Nähe des Menschen. Deshalb ist es für die gefährdeten Tiere entscheidend, dass wir ihnen Zugang zu Ställen gewähren und ihre Nester an Fassaden dulden“, sagt Jonas Brüggeshemke vom NABU-Landesfachausschuss Ornithologie und Vogelschutz.
Das Fehlen geeigneter Brutplätze zählt zu den Hauptursachen, weshalb die Bestände hierzulande seit mindestens 30 Jahren dramatisch und kontinuierlich zurückgegangen sind. Beide Schwalbenarten stehen heute in Nordrhein-Westfalen als gefährdet auf der Roten Liste. Neben dem Erhalt der gesetzlich geschützten Nistplätze könnten Bürgerinnen und Bürger an geeigneten Stellen auch mit Nisthilfen unterstützen. Mit sogenannten „Lehmtankstellen“ könnten die Schwalben außerdem mit dem nötigen Baustoff für ihre aufwendigen Nester unterstützt werden. Neben dem Verlust und der Zerstörung von Brutplätzen bekommen die Vögel auch den Schwund an Insekten zu spüren: „Als Insektenfresser, die sich fast ausschließlich von kleinen, fliegenden Insekten wie Mücken, Läusen und Fliegen ernähren, die sie im Flug erbeuten, sind sie besonders während der Aufzucht der Jungen auf große Mengen dieser Fluginsekten angewiesen“, so Brüggeshemke.
Trotz der schwierigen Situation können die Schwalben auch hierzulande auf Menschen bauen, die die Gesellschaft der Glücksboten auch heute noch zu schätzen wissen und die Vögel willkommen heißen. Viele NABU-Aktive in den Gruppen vor Ort wollen den aktiven Artenschutz am Haus und ihre Toleranz auszeichnen. So konnten etwa im Kreis Minden-Lübbecke fast 60 Schwalbenfreundliche Häuser ausgezeichnet werden. Hermann Nagel vom NABU-Kreisverband will auch die Aktion auch dieses Jahr fortsetzen. In welchem Maß und auf welchem Weg dies praktisch geschehen wird, hängt in diesem Jahr auch von den weiteren Vorkehrungen beim Umgang mit dem neuen Corona-Virus ab.
In Nordrhein-Westfalen gibt es immer weniger Schwalben. Mit der Aktion „Schwalbenfreundliches Haus“ will der NABU diesem Trend entgegenwirken und zeichnet Menschen und Häuser aus, bei und an denen die Glücksbringer willkommen sind. Mehr →