Erneutes Amselsterben durch Usutu-Virus in NRW
NABU ruft Bevölkerung zur Mithilfe auf
2024 gibt es in der Vogelwelt bundesweit deutlich mehr Fälle des Usutu-Virus als im Vorjahr. Der von Stechmücken übertragene Erreger führt bei Vögeln, vorwiegend Amseln, zu einer meist tödlich verlaufenden Erkrankung. Auch in Nordrhein-Westfalen erreichen den NABU aktuell vermehrt Anfragen von Menschen, die sich um offensichtlich kranke Amseln sorgen. Bislang ist NRW jedoch weniger stark betroffen. „Die meisten Fälle werden derzeit in Niedersachsen verzeichnet“, berichtet Christian Chwallek, Sprecher des Landesfachausschusses Ornithhologie im NABU Nordrhein-Westfalen. „Zuletzt haben die hochsommerlichen Temperaturen die Vermehrung der Stechmücken, die das Virus übertragen, stark begünstigt.“
Symptome und Entwicklung
Betroffene Vögel – meist Amseln – sind augenscheinlich krank, haben zerzaustes Gefieder, flüchten nicht mehr und wirken apathisch. Erkrankte Vögel sterben meist innerhalb weniger Tage. Sind sie bereits apathisch und flüchten nicht mehr, können sie innerhalb weniger Stunden sterben. Behandlungsmöglichkeiten, Medikamente oder eine Impfung gibt es nicht. Erstmals wurde das Virus 1959 in Südafrika nachgewiesen. Nach Deutschland kam es im Jahr 2011. Für Nordrhein-Westfalen wurde 2012 der erste zweifelsfreie Usutu-Nachweis geführt. Seitdem tritt das Virus jedes Jahr in unterschiedlicher Intensität auf. Dabei lag der Schwerpunkt der Verbreitung in NRW bisher in den Großstadtregionen Bonn, Köln und Düsseldorf, sowie am Niederrhein, im Ruhrgebiet sowie in Ostwestfalen. Hitze und Feuchtigkeit begünstigen die Verbreitung.
In diesem Jahr sind bereits über 1.500 Meldungen von Usutu-Verdachtsfällen bundesweit beim NABU eingegangen, die meisten davon im Juli und August. In Nordrhein-Westfalen wurden bisher über 400 Verdachtsfälle mit toten und kranken Amseln gemeldet. „Noch deutlich weniger als in Niedersachsen, aber die Saison beginnt ja gerade erst richtig, weshalb wir noch mit deutlich mehr Meldungen bis Mitte September rechnen“, so der NABU-Vogelexperte. Mit zunehmend kühleren Temperaturen würde die Infektionswelle dann wieder langsam abebben.
Eine kranke oder tote Amsel gefunden? Bitte hier melden!
Bitte machen Sie bei Ihrer Meldung möglichst genaue Angaben zu Fundort, Funddatum und den näheren Fundumständen und zu den Symptomen der Vögel. Der NABU sammelt alle Daten, wertet sie aus und stellt sie Wissenschaftlern zur Verfügung.
Usutu-Fall melden!
Zudem wird die Bevölkerung gebeten, Totfunde dem Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg zur Untersuchung zur Verfügung zu stellen. Dabei sollte die Meldung kranker oder toter Tiere möglichst mit genauen Angaben zu Fundort, Funddatum und den näheren Umständen des Fundes erfolgen. Tote Vögel sollten baldmöglichst eingesammelt und frischtot eingeschickt werden. Dabei sollten folgende Punkte berücksichtigt werden:
- Obwohl nach aktuellem Wissenstand keine Infektionsgefahr von den Vögeln ausgeht, wird zum Hantieren mit toten Vögeln das Verwenden von Handschuhen oder einer umgestülpten Plastiktüte sowie eine anschließende Händereinigung empfohlen.
- Idealerweise sollten die Vögel mit einem Tiefkühlakku versehen und gut gepolstert versendet werden. In den Sommermonaten ist eine Isolation mit Styropor sinnvoll. Es empfiehlt sich besonders vor Wochenenden die Einsendung vorab mit dem BNI oder den Untersuchungsämtern telefonisch abzustimmen.
Und hierhin können die toten Tiere geschickt werden:
Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin (BNI), Dr. Jonas Schmidt-Chanasit
Bernhard-Nocht-Straße 74, 20359 Hamburg, Tel. 040-42818-959, Fax 040-42818-941
Der weitere Verlauf des Auftretens von Usutu-Erkrankungen lässt sich schwer vorhersagen. Die Vermehrung und Verbreitung der Viren hängt vor allem von der Witterung in den Sommermonaten ab: je wärmer der Sommer umso mehr Viren, Stechmücken und infizierte Vögel sind zu erwarten. Andererseits geht man davon aus, dass die Vögel zunehmend individuell erworbene Resistenzen gegen dieses neue Virus entwickeln, so dass sich das Virus vermutlich räumlich weiter ausbreiten, aber nicht mehr zu so offensichtlichen Massensterben wie im Jahr 2011 führen wird. Stattdessen ist zu erwarten, dass es in den betroffenen Gebieten zu zyklisch wiederholten Ausbrüchen kommen wird, sobald eine Generation von Amseln mit erworbener Resistenz von der nächsten Amselgeneration abgelöst wird.
Für Rückfragen:
Birgit Königs, Pressestelle NABU NRW, Tel. 0211-15 92 51-14
Seit Wochen werden dem NABU verstärkt kranke oder tote Amseln gemeldet, die sich offenbar mit dem Usutu-Virus infiziert haben. Vor allem aus Nordwestdeutschland haben sich Verdachtsfälle vervielfacht. Mehr →