Die Mauersegler sind weg
Pünktlicher Abflug des Sommervogels in die afrikanischen Winterquartiere
29. Juli 2024 - Wenn bei uns Ende Juli der Hochsommer richtig auf Touren kommt, treten die Mauersegler schon wieder ihre lange und anstrengende Reise Richtung Süden an. „Mit Abschluss der Jungenaufzucht verabschieden sie sich jetzt schon wieder Richtung Afrika, wo sie südlich der Sahara überwintern. Das sind viele tausend Kilometer Flugstrecke für die kleinen Vögel“, sagt Dr. Heide Naderer, Vorsitzende des NABU NRW. Den Startimpuls für den Abflug geben unter anderem die abnehmende Tageslänge und das schwindende Nahrungsangebot.
Da mit den schrillen Mauerseglerrufen für viele auch der „Sound des Sommers“ verschwindet, können sich die geschickten Flieger nicht so unauffällig aus dem Staub machen – ihr Wegzug nach Süden wird von vielen bewusst wahrgenommen. Andere Vogelarten, die sogar noch früher aufbrechen, verschwinden eher heimlich. „So wird der ornithologische Herbst bereits Ende Mai, Anfang Juni eingeläutet, wenn zum Beispiel Waldwasserläufer – eine kleine Watvogel- bzw. Limikolenart – schon wieder bei uns durchziehen“, erklärt Christian Chwallek, Sprecher des Landesfachausschuss Ornithologie im NABU NRW. Den Mauerseglern folgen im Laufe des Monats August Turteltaube, Wendehals, Waldlaubsänger, Uferschwalbe, Gartengrasmücke und Sumpfrohrsänger. „Rauch- und Mehlschwalbe, mit denen die Mauersegler oft verwechselt werden, verlassen uns erst ab September. Viele von ihnen haben bei Zweit- und Drittbruten derzeit noch Jungvögel im Nest zu versorgen“, so Chwallek weiter.
Rastloser Vielflieger
Mauersegler sind Meisterflieger. Sie verbringen den Großteil ihres Lebens in der Luft, auch nachts im Kurzschlaf. Nur am Brutplatz haben sie festen Boden unter den Füßen. Die wendigen Flugakrobaten versorgen zwischen Mai und Juli eine Brut. „Noch vor wenigen Tagen konnte man große Pulks Mauersegler am abendlichen Himmel ihr Runden drehen sehen. Die Sommergäste in unseren Siedlungen sind an ihrem rußschwarzen Gefieder, den gebogenen, spitzen Flügeln und den lauten Sriih-Sriih-Rufen gut erkennbar“, erläutert der NABU-Vogelexperte. Dutzende umkreisen dabei, schnell und gewandt fliegend, hohe Gebäude, jagen nach Insekten und halten auch schon Ausschau nach Brutplätzen für die nächste Saison. Nun sei es vielfach schon still geworden und die Segler seien auf ihrem Weg nach Äquatorialafrika. Dabei verschieben auch Mauersegler wegen des Klimawandels ihre Zugzeiten: In den letzten 50 Jahren kehrten sie bis zu zwei Wochen früher zurück und reisen einige Tage später ab – sofern die Witterungsbedingungen stimmen.
Es mangelt an Wohnraum und Insekten
Leider mangelt es den Seglern zunehmend an geeigneten Nistplätzen in hohen Wohnhäusern, Türmen und Fabriken. Neubauten und energetische Sanierungen führen immer häufiger zum Aussperren der Mauersegler von Brutnischen in Mauerlücken, am Dachtrauf oder unter Ziegeln. Chwallek: „Zwar sind die Niststätten gesetzlich geschützt, auch außerhalb der Brutzeit, doch werden sie viel zu oft übersehen. Der NABU setzt sich in vielen Städten dafür ein, dass die Brutplätze der Mauersegler erhalten werden oder, falls nötig, der vorgeschriebene Ersatz mit speziellen Nisthilfen geschaffen wird. Diese sind inzwischen in verschiedenen Formen weit entwickelt und können auch direkt in die Außendämmung von Gebäuden integriert werden.“ Mit dem Anbringen solcher Mauerseglerkästen am Haus kann man der Wohnungsnot leicht Abhilfe schaffen.
Der zunehmenden Nahrungsknappheit lässt sich nicht so rasch abhelfen. Mauersegler sind ausschließlich Insektenfresser, denen der dramatische Schwund an Fluginsekten in den letzten Jahrzehnten zugesetzt hat. „Die Funde von starkunterernährten Jungvögeln, die so entkräftet sind, dass sie den Flug nach Afrika gar nicht antreten können, steigt leider immer weiter an. Die Auffangstationen können hier nur versuchen das Schlimmste zu verhindern. Deswegen machen wir uns als NABU unter anderem stark für die Reduktion von Pestiziden bei der Bewirtschaftung unserer Äcker und eine naturverträgliche Landwirtschaft“, erklärt Chwallek.
Gerade im Siedlungsbereich könne aber auch jeder insektenfreundliche Garten oder Balkon mit dazu beitragen ausreichend Futter für Mauersegler und andere insektenfressende Arten zu generieren. Es lohnt sich, insektenfreundliche Pflanzen im Garten oder auf der Terrasse zu fördern und nicht allzu häufig den Rasen zu mähen“, rät NABU-Landesvorsitzende Naderer. Bis zur Rückkehr der Mauersegler ab Mitte April lässt sich da sicher an vielen Stellen noch etwas für die sympathischen Vielflieger erreichen.
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