Verkehrsentlastung und Amphibienschutz
Neue Zufahrt zur Halde Lohberg sorgt für Lebensqualität im Ortsteil und bietet Platz für neue Laichgewässer
Für die Lohberger Bürger ist es eine freudige Botschaft: Der Bau einer neuen Zufahrt zur Halde Lohberg-Nord Erweiterung ist weitgehend in trockenen Tüchern. Damit wird der Lohberger Ortskern von den zahlreichen LKW-Fahrten entlastet, mit denen Boden aus dem Emscherumbau auf die Halde transportiert wird. Gemeinsam mit der Stadt Dinslaken und dem Kreis Wesel sowie mit intensiver Unterstützung des NABU ist es der RAG Montan Immobilien GmbH gelungen, diese alternative Planung auf den Weg zu bringen und hierbei wichtige Naturschutzbelange angemessen zu berücksichtigen. Der Bau der neuen Zufahrt wird im Rahmen des sogenannten Abschlussbetriebsplanverfahrens (ABP) für die Halde Lohberg Nord Erweiterung durchgeführt, das durch die Bezirksregierung Arnsberg als zuständiger Aufsichtsbehörde geführt wird. Die Fertigstellung ist für Mitte 2021 geplant.
Um die Belastungen für die Anwohner in Lohberg zu reduzieren, haben sich die Beteiligten darauf geeinigt, dass die neue Zufahrt entlang des Haldenfußes der schon endgeschütteten Halde Lohberg Nord realisiert wird. Die neue 450 Meter lange und sieben Meter breite Asphaltstraße wird von der Oberlohberg-Allee östlich des sogenannten Ziegeleibeckens durch das zu verfüllende Kaiserbecken bis hin zur derzeit schon genutzten Haldenauffahrt gebaut, die oberhalb des neuen Wohnquartiers durch den Wald führt. Die bisherige Schleife durch den Ortsteil Lohberg würde dann entfallen. Die LKW können zukünftig über die Ober-Lohberg- Allee zu und abfahren.
Die Planung für die neue Zufahrt zur Halde Lohberg Nord-Erweiterung stößt bei der Dinslakener Stadtverwaltung auf ein positives Echo: "Ich freue mich, wenn wir in dieser Situation eine erste spürbare Entlastung für die Hünxer Straße und die Bürgerinnen und Bürger in Lohberg erreichen“, sagte Dinslakens Bürgermeister Dr. Michael Heidinger, anlässlich eines heutigen Pressegesprächs vor Ort im Kreativ.Quartier Lohberg. Dinslakens Planungsdezernent Dr. Thomas Palotz pflichtete bei: "Die Stadtverwaltung hatte im Zuge der Planfeststellung für die Halde ja bereits auf die hohe Belastung für Lohberg hingewiesen. Insofern ist das nun ein wichtiger und zugleich notwendiger Schritt."
Michael Krohne, Projektingenieur der RAG Montan Immobilien ist von der neuen Zufahrtslösung überzeugt. „Wir haben gemeinsam intensiv an einer Lösung gearbeitet und müssen jetzt noch weiter die Detailplanung abstimmen, um die Planung einvernehmlich hinzubekommen, da bohren wir schon ein dickes Brett. Es geht ja nicht nur um die Entlastung der Bürger vom Verkehrsaufkommen, sondern auch um natur- und artenschutzrechtliche Fragen. Dazu ist eine Alternative notwendig, die auch verkehrlich und räumlich am Standort realisierbar ist. Insofern müssen wir uns bei der Stadt Dinslaken, dem Kreis Wesel und hauptsächlich bei den Beteiligten des NABU bedanken, dass hier alle an einem Strick ziehen“, betonte Krohne.
Manuela Menn, Projektkoordinatorin RAG MI beim NABU NRW, und Peter Malzbender, Vorsitzender des NABU Wesel, erläuterten detailliert die artenschutz-relevanten Maßnahmen, die notwendig sind, um die geplante Zufahrtsalternative zu realisieren. Aus Sicht des NABU herrscht dringender Handlungsbedarf. Denn bei den Amphibienzählungen stellten der NABU seit Fertigstellung und Inbetriebnahme der Ober-Lohberg-Allee Ende 2015 einen enormen Rückgang fest. Deshalb finden in jedem Frühjahr umfangreiche Schutzmaßnahmen statt, an denen u. a. der NABU und die Stadt Dinslaken beteiligt sind. Hierbei werden die Amphibien südlich der Allee entlang von Fangzäunen in Eimern gefangen und zu dem Kaiserbecken transportiert, dass den Tieren als Laichgewässer dient. Dennoch ist die Zahl von im Schnitt 2.000 Amphibien in den Vorjahren im Jahr 2020 auf etwa 1.000 Tiere zurückgegangen. Aus ehrenamtlicher und aus behördlicher Sicht sind deshalb intensivere und modifizierte Maßnahmen zur Sicherung des überregional bedeutenden Amphibienbestands notwendig.
Parallel dazu war die RAG Montan Immobilien auf der Suche nach einer neuen Zufahrt zur Halde. Vorherige Ideen zu alternativen Zufahrten waren entweder vom NABU Wesel oder der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Wesel für nicht realisierbar befunden und abgelehnt worden, da die mit diesen Plänen notwendig werdende Verfüllung des Kaiserbeckens nicht naturschutzkonform gewesen wäre.
Daraufhin entwickelten der NABU und die RAG Montan Immobilien die Idee, in dem unmittelbar südlich des Kaiserbeckens gelegenen Ziegeleibecken, einem seit Jahren trockengefallenen ehemaligen Kohleschlamm-Absetzbecken, neue Ersatzgewässer für die Amphibien anzulegen. Nach Fertigstellung dieser neuen Teiche und deren Abnahme durch die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Wesel, konnte das dann aus Naturschutzsicht nicht mehr benötigte Kaiserbecken verfüllt und als Trasse für die neue Zufahrtsstraße genutzt werden. Die Baustraße wird dazu zusätzlich mit mehreren Amphibientunneln und den zugehörigen Leitsystemen ausgestattet, damit die Tiere ungehindert zwischen Haldenwald und den neuen Teichen wechseln können. Bereits seit Ende Februar 2021 werden hier die wanderenden Kröten und Molche von NABU und anderen Halfern in Fangeinrichtungen gefangen und ins neue Laich-Habitat gebracht. Ein rund 2.500 Quadratmeter großer Bereich am Haldenrand muss für die Straße gerodet werden. Aus Sicht der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Wesel sei dies eine gute Lösung, sagten Klaus Horstmann und Bernd Finke von der Weseler Behörde.
Zugleich wiesen sie darauf hin, dass im Zusammenhang mit der Straße noch einige Genehmigungen erforderlich seien u.a. bezüglich des Naturschutz- und Wasserrechtes. Finke betonte, es handele sich um eine gemeinsam entwickelte Konzeption zum Wohle der Menschen und der Natur, die in der nächsten Zeit im Detail konkretisiert und dann umgesetzt werden könne. „Am Ende wird hier eine Situation geschaffen, die auf der einen Seite den Amphibien Schutz und einen neuen angemessenen Lebensraum bietet und auf der anderen Seite dafür Sorge trägt, dass die durch das hohe LKW-Aufkommen belasteten Bürger im Stadtteil Lohberg zukünftig wieder ruhigere Tage haben werden“, ergänzt Horstmann abschließend.
Auch der Bürgerverein Forum Lohberg e.V. begrüßt die neue Zufahrt. Vereinsvertreterin Janet Rauch hofft nun auf einen zügigen Baubeginn. „Wir setzen uns seit geraumer Zeit für eine Veränderung der Verkehrssituation auf der Hünxer Straße ein, die mitten durch den Stadtteil mit der alten Gartenstadt und dem neuen Kreativ.Quartier führt. Wir wünschen uns insgesamt eine neue Umgehungsstraße um den Stadtteil herum. Das ist bei allen Bürgerversammlungen immer eines der wichtigsten Themen. Die neue Haldenzufahrt ist ein erster Schritt, um die Lohberger Bürger zu entlasten.“
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