Böller und Raketen
Stress pur für die Natur
Nicht nur bunte Raketen explodieren am Jahresende. Wenn um Mitternacht Raketen, Knallfrösche und Böller gezündet werden, steigt auch der Stresslevel vieler Tiere explosionsartig an. Wer sich dafür interessiert, wie sich das Silvesterfeuerwerk auf Wildtiere auswirkt, kann sich auf Videoplattformen Filme ansehen, die zeigen, wie z.B. Meisen und andere Singvögel im Nistkasten aus dem Schlaf schrecken und alarmiert und verängstigt mit sichtbar pochendem Herzen auf die ungewohnten Störgeräusche in ihrer Umgebung reagieren. Bei allen Tieren löst die Knallerei pure Panik aus. Zudem wird die Natur massiv durch Schadstoffe belastet.
Nicht nur in Schutzgebieten sowie auf Grünflächen und in Gartenanlagen, sondern auch in den Innenstädten sollte ein Feuerwerks-Verbot gelten, da sich auch dort auf höheren Bäumen und direkt an Gebäuden Schlaf- und Zufluchtsstätten von Vögeln befinden. Denn die Auswirkungen auf Wildtiere sind drastisch. Durch das Silvesterfeuerwerk um Mitternacht werden die Wildtiere aus ihrem Rhythmus gebracht, normalerweise ruhen sie um diese Zeit längst, ihr Energieverbrauch ist – wie beim Menschen auch – gedrosselt. Jäh aus der Nachtruhe gerissen, flüchten sie und verlieren dadurch viel Energie. Vögel finden oft stundenlang keinen ungestörten Schlafplatz und fliegen teilweise bis zur Erschöpfung umher. Manche Vögel verlieren gänzlich die Orientierung und erleiden ein Anflugtrauma. Jedes Jahr berichten Ornithologen am 1. Januar von erkennbar verstörten Vogelschwärmen und von fluchtartig verlassenen, leergefegten Ruheplätzen, die sonst immer voll sind mit überwinternden, rastenden Vogelscharen. Und das zu einer Jahreszeit, in der jede unnötige Beunruhigung der Tiere unterlassen werden sollte, damit die notwendigen Energiereserven, um über den Winter zu kommen, nicht vorzeitig aufgezehrt werden.
Unter der Knallerei leiden aber nicht nur Tiere in unmittelbarer Weise. Auch die Natur wird unter Stress gesetzt. Zwar gehört für viele Menschen der dichte Nebel, der in der Neujahrsnacht über den Städten liegt, der Geruch nach Schwefel und der beißende Rauch einfach zu Silvester dazu. Was dabei selten Beachtung findet: Neben dem häufig noch verwendeten Schwarzpulver stecken in den Silvesterfeuerwerken eine unübersichtliche Vielzahl von Stoffen wie Nitrate, Chlorate und Perchlorate (das sind sauerstoffreiche Metallsalze) der Elemente Natrium (gelbe Flammenfärbung), Kalium (blass-violett), Strontium (rot) oder Barium (grün). Weitere Bestandteile sind teils hochgiftige Stoffe wie Blei, Arsen, Aluminium, PVC, Schwefel sowie in kleineren Mengen Eisen-, Kupfer-, Titan-, Antimon- und Zinkverbindungen, aber auch viele unbekannte Verbindungen, deren Verbrennungsrückstände leise vom Himmel rieseln. Nach dem Silvesterfeuerwerk gelangt ein Teil dieser Schadstoffe durch Regen oder schmelzenden Schnee in Gewässer und Böden. Die Auswirkungen sind bislang nicht erforscht. Eine erschreckende Emissionsbelastung!
Der NABU rät, stattdessen lieber den Vögeln als stillen Neujahrsgruß ein paar Körner ausstreuen und sich an der Farbexplosion am Futterplatz zu erfreuen, wenn sich Grünfink, Blaumeise, Rotkehlchen, Goldammer und Buntspecht ein fröhliches Stelldichein geben. Dieses Schauspiel ist garantiert nach fünfzehn Minuten noch nicht vorbei und gänzlich ohne Nebenwirkungen für die Natur.