Waldzustandsbericht NRW - Kein Grund zur Entwarnung
NABU fordert Neuausrichtung bei Forstpolitik und Waldbewirtschaftung
4. November 2009 - Angesichts der gestern von Umweltminister Uhlenberg vorgestellten aktuellen Zahlen zum Zustand des nordrhein-westfälischen Waldes mahnt der Naturschutzbund NABU konsequentere Maßnahmen zum Schutz des Waldes an, denn Klimawandel, Nutzungsdruck und Schadstoffeinträge setzten dem Wald zu. So seien zwei Drittel des Waldes nach wie vor mehr oder weniger stark geschädigt. Sorge bereite dem NABU insbesondere die beiden wichtigsten heimischen Laubbaumarten Buche und Eiche. Ihnen gehe es weiterhin schlecht, nur jeweils ein Viertel der untersuchten Baumkronen dieser Baumarten zeigten keine Schäden. „Dem Wald geht es nicht besser, bloß weil Fichte und Kiefer sich etwas erholt haben“, so Ute Röder, Waldexpertin des NABU NRW. Um eine nachhaltige Gesundung des Waldes zu ermöglichen, sei eine völlig neue Ausrichtung der Landesforstpolitik und der Waldbewirtschaftung erforderlich.
Zurzeit würden speziell der hohe Nutzungsdruck durch verstärkten Einschlag und Energieholzgewinnung die Wälder massiv beeinträchtigen. Dabei würde die Entnahme von wertvollen Althölzern und von Totholz auch vor Schutzgebieten nicht halt machen. Der Einsatz von schweren „Erntemaschinen“ im Wald sei zudem mit erheblichen Bodenverdichtungen und damit negativen Auswirkungen auf Wasserhaushalt und Humusbildung der Waldstandorte verbunden. Fatal sei auch, dass die Landesregierung die Anpflanzung von Küstentanne und Douglasie fördere, und damit auf gewissen Standorten die Entwicklung heimischer Baumarten verhindert werde. Dies sei insbesondere im Umfeld von Schutzgebieten nicht zu verantworten. „Die Klimaänderung und der Umgang mit den Folgen für den Wald und die Forstwirtschaft sind viel zu schwerwiegend, als dass man unreflektiert und kurzsichtig Förderungen vergibt. Vielmehr muss eine zukunftsfähige und nachhaltige Strategie für den Wald unter Beteiligung aller relevanten Gruppen, so auch von Wissenschaft und Naturschutzverbänden entwickelt werden“, fordert Röder von der Landesregierung.
Mit der Forstreform des Landes NRW und dem damit verbundenen Abbau der Betreuungsdichte von Privatwaldbesitzern hätte das Land schon in der Vergangenheit eine absolut falsche Ausrichtung der Landesforstpolitik eingeleitet. Immerhin seien zwei Drittel des nordrhein-westfälischen Waldes in Privatbesitz. Und auch der mittlerweile erfolgte Verkauf der Staatswaldflächen in der Eifel trüge zur Verschärfung der Situation in NRW bei. Naturnahe und ökologisch stabile Wälder seien zwar die beste Voraussetzung für einen gesunden Wald. Daher müsse eine naturnahe Waldwirtschaft mit standortgerechten Waldgesellschaften das oberste Ziel sein.
„Darüber hinaus sind zukünftig aber große unbewirtschaftete Flächen notwendig, auf denen eine natürliche Waldentwicklung möglich ist“, so die NABU-Waldexpertin. Nur so ließen sich Artenvielfalt und Stabilität heimischer Wälder in Zeiten des Klimawandels erhalten. Die nationale Strategie zur Biodiversität sehe dazu eine Erhöhung des Flächenanteils der Wälder mit natürlicher Entwicklung auf fünf Prozent der Waldfläche vor. „Wo lässt sich so etwas besser verwirklichen, als auf Staatswaldflächen die zu einem großen Teil bereits aus Schutzgebietsflächen bestehen?“, so Röder weiter. Mit einem Verkauf solcher Flächen wie in der Eifel beraube sich das Land solcher Optionen.
Für Rückfragen:
Dr. Ute Röder, NABU-Waldexpertin, Tel. mobil 01 73-5 72 66 59
Birgit Königs, Pressestelle NABU NRW, Tel. 02 11-15 92 51-14