... setzen sich NABU-Aktive in ganz Nordrhein-Westfalen mit Erfolg für den wirksamen Schutz der Wanderfalken und ihres Lebensraumes ein. Unterstützen Sie unsere Falkenschützer dabei!
Aushorstung, Verfolgung und Brutplatzzerstörung
Den Wanderfalken in NRW drohen auch heute Gefahren
10. März 2022 - Den Wanderfalken in NRW drohen weiterhin zahlreiche menschengemachte Gefahren wie Aushorstung, Verfolgung und Brutplatzverlust. Geändert hat sich allerdings zwischenzeitlich die Ausgangslage: Waren es in den 1980er und 1990er Jahren nur wenige Brutpaare, die es zu schützen galt, so gab es im vergangenen Jahr 265 Revierpaare. Davon begannen 232 Paare mit der Brut. 163 Paare brüteten erfolgreich und brachten 424 Jungfalken zum Ausflug - zu viele, um noch alle vor Gefahren zu bewahren. Im frisch veröffentlichten Jahresbericht 2021 der AG Wanderfalkenschutz im Naturschutzbund (NABU) NRW lässt sich nachlesen, wo das wieder gelungen ist und wo nicht.
„Zwar ist der Wanderfalkenbestand in Nordrhein-Westfalen weiterhin auf gutem Niveau nahezu stabil, bleibt aber angewiesen auf menschliche Hilfe", erklärt Michael Kladny, Sprecher der AG Wanderfalkenschutz. Deshalb kümmern sich mehrere Dutzend Aktive nach wie vor um ihre Schützlinge und bringen an geeigneten Standorten Nisthilfen an, beringen Jungvögel, werten gesammelte Daten wissenschaftlich aus, bewachen Horste und kämpfen gegen illegale Greifvogelverfolgung. Die sei ein dauerhaftes Problem, das auch vor dem Wanderfalken leider nicht Halt mache.
So wurde im vergangenen Jahr die Vierer-Brut eines Wanderfalkenpaares bei Hückelhoven im Kreis Heinsberg im Alter von nur einer Woche aus dem Nest entwendet. „In dem Alter ist es noch möglich den Jungfalken Züchterringe über die Zehengelenke des Laufbeines zu ziehen und damit eine Zuchtherkunft vorzutäuschen. Ein lukratives Geschäft für die Falkendiebe. Für die Jungfalken bedeutet dies das Ende ihrer Freiheit und ein Leben in Gefangenschaft“, so der NABU-Wanderfalkenexperte weiter. Erschießen, Vergiften und mutwillige Brutplatzzerstörung seien weitere Beispiele für illegale Verfolgung des Wanderfalken in den vergangenen Jahren. Dabei spiele der Kreis Heinsberg eine unrühmliche Rolle – laut Statistiken des Komitees gegen den Vogelmord ist er ein Hotspot der Greifvogelverfolgung in Nordrhein-Westfalen.
Dabei ist ein Wanderfalkenleben auch ohne Verfolgung schon riskant genug. So ist die Sterberate im ersten Lebensjahr besonders hoch: Die Jungfalken verhungern durch verlorenen Familienanschluss, Unerfahrenheit oder noch mangelndem Jagderfolg. Sie ertrinken, erkranken oder dienen Habicht und Uhu als Nahrung. Oder sie verunfallen im (Flug-)Verkehr, an Gebäuden oder Windkraftanlagen. Hier werde den Jungfalken ihre angeborene Neugierde zum Verhängnis, die sie dazu verleitet häufiger besonders hohe Objekte anzufliegen. Altvögel scheinen Windkraftanlagen dagegen eher zu meiden, nehmen aber andererseits auf ihren Jagdflügen mit hoher Geschwindigkeit und der Konzentration auf die Beute die sich drehenden Rotorblätter nicht mehr war. Kladny: „Das Anbringen von Nistkästen an Windkraftanlagen ist also keine Option für zusätzliche Nistplatzangebote, wie es in manchen Kreisen diskutiert wird.“
Dabei wären alternative Standorte für Nistkästen durchaus wünschenswert. Stellt der Verlust von Brutplätzen durch den Strukturwandel doch eine weitere Gefahr für die Wanderfalken in NRW dar. An vielen Plätzen, aktuell speziell im Dortmunder Raum, aber nicht nur dort, verschwinden Kraftwerke, Kühltürme und andere hohe Gebäude durch Sprengung und Abriss. Einige bleiben zwar temporär als Ruinen stehen, dürfen aber aus Sicherheitsgründen nicht einmal mehr von den Aktiven der AG Wanderfalkenschutz betreten werden – hier entfällt dann jegliche Brutkontrolle. Nehmen solche Standorte zu, wird es zukünftig schwieriger werden, so differenzierte Aussagen zur Populationsentwicklung wie bisher weiterzuführen, befürchten die Wanderfalkenschützer.
Für Rückfragen:
Michael Kladny, Sprecher AG Wanderfalkenschutz, mobil: 0157 825 288 45
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