Der Feldhase
Lepus europaeus
Der Feldhase kommt in ganz Europa vor. Auch in Westasien und Nordafrika ist er teilweise verbreitet. Als Lebensraum bevorzugt der Feldhase die offene Landschaft. So werden Steppengebiete und Ackerland vom Feldhasen besiedelt.
Schutzstatus
International
Der Feldhase fällt unter Anhang III der Berner Konvention von 1979. Diese soll den Schutz empfindlicher und gefährdeter Arten einschließlich wandernder Arten und ihrer Lebensräume gewährleisten. Die „geschützten Tiere“ des Anhang III dürfen nur in einem Umfang bejagt oder genutzt werden, der ihren Bestand nicht gefährdet.
National
Rote Liste BRD (2009): gefährdet, Rote Liste NRW (2011): Vorwarnliste
Jagdrecht
Bundesjagdgesetz
Nach dem Bundesjagdgesetz fällt der Feldhase unter die jagdbaren Arten. Nach der Bundesjagdzeitenverordnung (BJagdZ-VO) darf der Feldhase vom 1. Oktober bis zum 15. Januar gejagt werden.
Landesjagdgesetz
Mit Inkrafttreten des novellierten Landesjagdgesetzes im Mai 2015 unterliegt der Feldhase weiterhin dem Jagdrecht und darf gemäß § 1 der Landesjagdzeitenverordnung vom 16. Oktober bis zum 31. Dezember bejagt werden. Der NABU fordert eine ganzjährige Schonzeit für den Feldhasen solange bis sich die Bestände deutlich erholt haben.
Jagdstrecke NRW
2001/2002: 146.199 (davon Fallwild: 24.420)
2002/2003: 152.507 (davon Fallwild: 24.484)
2003/2004: 198.764 (davon Fallwild: 25.707)
2004/2005: 178.757 (davon Fallwild: 25.678)
2005/2006: 170.864 (davon Fallwild: 24.988)
2006/2007: 154.854 (davon Fallwild: 25.051)
2007/2008: 170.222 (davon Fallwild: 24.697)
2008/2009: 134.927 (davon Fallwild: 19.362)
2009/2010: 127.977 (davon Fallwild: 18.901)
2010/2011: 126.944 (davon Fallwild: 19.402)
2011/2012: 110.598 (davon Fallwild: 18.384)
2012/2013: 96.855 (davon Fallwild: 16.980)
2013/2014: 66.985 (davon Fallwild: 15.036)
2014/2015: 61.562 (davon Fallwild: 14.578)
2015/2016: 54.199 (davon Fallwild: 12.890)
2016/2017: 47.055 (davon Fallwild: 11.097)
2017/2018: 39.780 (davon Fallwild: 10.658)
2018/2019: 43.408 (davon Fallwild: 11.154)
Bestand in NRW
Für die beiden Jagdjahre 2003/04 und 2004/05 wurde der Herbstbesatz des Feldhasen von der damaligen Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten NRW (LÖBF) auf rund 450.000 geschätzt. Im landesweiten Mittel ging man dann von einem Frühjahrsbesatz von 250.000 Feldhasen aus, die so gut wie flächendeckend in NRW vorkamen. Von diesen Zahlen ist man heute weit entfernt, auch wenn die für Feldhasen besonders günstigen Witterungsbedingungen im Frühjahr/Sommer 2003, 2007 und wohl auch 2018 jeweils für eine leichte Erholung der Bestände sorgten.
Eine langfristige Erholung des Bestandes war vor dem Hintergrund einer anhaltend massiven Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung mit Flächenkonkurrenz durch die Produktion von nachwachsenden Rohstoffen, Futter- und Lebensmitteln und dem damit unter anderem verbundenen Rückgang von Brachflächen schon damals nicht sehr wahrscheinlich. Welche Rolle in jüngster Zeit die Zunahme von Krankheiten wie der Tularämie (Bakterium Francisella tularensis) beim anhaltenden Rückgang der Hasenpopulation spielt ist noch unklar. Dies gilt auch für mögliche Auswirkungen von Gärresten und anderen Düngemitteln sowie von Pestiziden wie Glyphosat oder Neonicotinoiden. Auch wenn bei der Bewertung der stark zurückgegangenen Jagdstrecke des Feldhasen bis auf den heutigen Tiefstand die zurückhaltende Bejagung bzw. der Bejagungsverzicht in vielen Revieren berücksichtigt werden muss, veranschaulichen die Zahlen dennoch deutlich die dramatische Situation des Feldhasen in unserer Kulturlandschaft.
NABU-Position zur Landesjagdgesetznovelle 2018
Im NABU-Positionspapier zur Jagd werden sowohl Feldhase als auch Wildkaninchen grundsätzlich als jagdbare Arten aufgeführt. Es ist aus Sicht des Naturschutzes aber völlig unverständlich, wenn Rote-Liste-Arten ins Jagdrecht aufgenommen werden bzw. dort verbleiben und sogar eine Jagdzeit erhalten. Vielmehr sind gefährdete Arten, die in den Roten Listen der Bundesländer geführt werden oder deren Bestände eine nachhaltige Nutzung nicht ermöglichen, in diesen Ländern ganzjährig zu schonen.
Da die Population der Feldhasen – insbesondere durch die intensive Landwirtschaft – in den vergangenen zehn Jahren dramatisch gesunken ist, dieser Trend vermutlich weiter bestehen bleibt und der Feldhase deshalb bundes- wie landesweit auf der Roten Liste steht, fordert der NABU NRW eine ganzjährige Schonzeit für den Feldhasen - zumindest bis die frühere Populationsstärke und Verbreitung wieder erreicht ist.
Kurzporträt
Verbreitung und Lebensraum
Der Feldhase kommt in ganz Europa vor. Auch in Westasien und Nordafrika ist er teilweise verbreitet. Als ursprünglicher Steppenbewohner bevorzugt der Feldhase offene Landschaften mit einem warm-trockenem Klima. In Deutschland und NRW besiedelt er als Kulturfolger daher vorwiegend die landwirtschaftlich genutzten Tieflandbereiche. Er ist auch in den bewaldeten und höheren Lagen verbreitet, dort aber in geringerer Dichte. In den Alpen trifft man ihn bis zu einer Höhe von 1.600 Metern an. Bevorzugt werden offene, niederschlagsarme Gebiete mit trocken-warmen Lössböden und einer vielfältigen, kleinparzellierten Flächennutzung aus Äckern, Wiesen, Weiden und Brachen (Jürgen Eylert in Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens, 2015).
Beschreibung
Der Feldhase wird ungefähr 60 bis 70 Zentimeter lang. Er hat kräftige, lange Hinterbeine, mit denen er schnell beschleunigen und sehr gut springen kann. Diese benötigt er als Fluchttier, um bei Gefahr plötzlich aus seinem Versteck zu fliehen. Vom Kaninchen unterscheidet sich der Feldhase außer durch seine Größe auch durch wesentlich längere Ohren und die Farbe. Während Kaninchen eher grau gefärbt sind, ist das Fell des Feldhasen braun bis rotbraun. Feldhasen werden vier bisfünf5 Jahre alt, in Gefangenschaft können sie deutlich älter werden.
Tagsüber hockt der Feldhase meist in einer von Hecken oder hohem Gras geschützten Mulde, die er häufig zwischen Ackerfurchen gräbt. Diese Mulde wird auch Sasse genannt. Durch sein ausgezeichnetes Gehör kann der Feldhase Gefahren frühzeitig wahrnehmen. Auch der Geruchssinn ist sehr gut ausgeprägt. Nähert sich einer seiner zahlreichen Feinde, bleibt der Hase zunächst mit angelegten Ohren geduckt und regungslos in der Sasse liegen. Kommt der Feind dem Versteck zu nah, ergreift der Hase blitzschnell die Flucht.
Der Feldhase lebt das Jahr über als Einzelgänger. Zu Beginn der Fortpflanzungszeit von Januar bis März kann man auf Acker- und Grünlandflächen aber häufiger mehrere Hasen und Häsinnen zusammen antreffen. Dann lassen sie sich auch tagsüber gut beobachten. Nach einer Tragzeit von rund sechs Wochen wirft die Häsin zwischen Februar und August bis zu viermal Junge. Sie kann dabei Embryonen in unterschiedlichen Entwicklungsstadien austragen.
Ernährung
Bei Einbruch der Dämmerung wird der Feldhase aktiv und geht auf Nahrungssuche. Er ernährt sich vegetarisch von Gras, Kohl, Blättern, Gemüse, Früchten und Rinde.
Quellen
- Online-Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens, Landschaftsverband Westfalen-Lippe, 2019
- Rote Liste der Säugetiere in NRW, LANUV, 2011
- Heinrich Spittler: Wo liegt der Hase im Pfeffer? Situation des Feldhasen in Nordrhein-Westfalen und Ursachen für den Streckenrückgang. NUA-Seminarbericht Band 7, 2000 (PDF)