Paul Treimer und Felix Hiege entladen die Ausrüstung für die Baumhöhlenkartierung - Foto: Sabine Kürten
Naturschutz im Doppelpack
Zwei Freunde machen im Bundesfreiwilligendienst mobil
Die Schwerpunktarbeit der Biologischen Station im Ennepe-Ruhr-Kreis liegt in der Erhaltung und Entwicklung der Kulturlandschaft Ennepe-Ruhr und der dort beheimateten Lebewesen. Das geschieht durch Mähen von Feucht- und Trockenwiesen, Schneiden von Hecken und Obstbäumen, Pflege und Anlage von Kleingewässern, Baumhöhlen-, Fledermaus-, Schlangenkartierung und vieles mehr.
Ein weites Betätigungsfeld für die Bundesfreiwilligen Paul Treimer und Felix Hiege, die schon seit der Grundschule befreundet sind und sich jetzt mit doppeltem Engagement dem Naturschutz widmen. Der Bundesfreiwilligendienst in der Biologischen Station bietet dazu ideale Möglichkeiten. Man wird an das regelmäßige Arbeitsleben herangeführt, kann sich in freier Natur körperlich betätigen, aber auch Forschungsprojekte initiieren und mit eigenen wissenschaftlichen Studien belegen.
Eine wichtige praktische Aufgabe ist die Baumhöhlenkartierung im Gevelsberger Stadtwald. In diesem Gebiet wird der Wald naturnah bewirtschaftet und in Zusammenarbeit mit dem Förster nach Baumhöhlen untersucht, die einen Lebensraum für verschiedene Tierarten bieten könnten. So werden nur die Bäume für die Forstwirtschaft gefällt, die keine potenziell geeigneten Quartiere bieten. Anhand einer Bodenprobe aus der Höhle stellen die Naturschützer fest, ob und welche Tiere die Baumhöhlen als Unterkunft benutzen. Die Bodenproben werden gesammelt, beschriftet und in der Biologischen Station mikroskopisch untersucht. Daraus ergeben sich eindeutige Hinweise auf die Bewohner – zumeist Fledermäuse, von denen es 15 nachgewiesene Arten im Kreisgebiet gibt – aber auch Siebenschläfer, Eichhörnchen und Vögel. Mittels GPS wird der genaue Standort des Baumes lokalisiert, sein Umfang gemessen, er wird fotografiert und abschließend werden alle Daten zusammengeführt. Auf diese Weise werden Bäume und schützenswerte Tierarten nachhaltig vor dem Abforsten gesichert.
Die Fledermauskartierung gehört auch zu den Aufgaben von Paul und Felix. In Hangplätzen wie Tunneln, Bergwerksstollen, Höhlen, Bunkern, Weinkellern werden Fledermäuse ausfindig gemacht, denn sie lieben es feucht und dunkel. Da frostfreie Winterquartiere für die Tiere schwierig zu finden sind, schaffen die beiden Bundes- freiwilligen, zusammen mit hauptamtlichen Kollegen, Zugänge zu bisher nicht geöffneten Orten. Dazu legen sie die Eingänge frei, sichern diese und statten sie mit speziellen Gittern mit Einflugspalten aus. Selbstauslösende Kameras dokumentieren die Aktivitäten der Fledermäuse und Horchboxen zeichnen ihre Ultraschallaute auf.
Ein selbst geplantes und durchgeführtes Projekt der beiden Naturschützer ist eine Untersuchung zum Vorkommen von Wildkatzen in der Umgebung. Dafür haben sie Informationen beim Projekt „Wildkatzensprung“ gesammelt, dessen Ziel es ist, die Biodiversität in deutschen Wäldern zu fördern. Auch ein Dozent der Uni Bochum wurde von den Beiden befragt, um die angewandte Methode zu verifizieren. Und die war folgende: Da sowohl Wild-, als auch Hauskatzen eine Vorliebe für Baldrian haben, wurden raue Dachlatten angespitzt, mit Baldriantinktur beködert und in den vermuteten Wildkatzenlebensräumen ausgebracht. Angelockt durch den Duft kommen die Tiere zu den Stöcken, reiben sich daran und hinterlassen so einige Haare an der rauen Oberfläche. Einmal wöchentlich haben Paul und Felix die 11 aufgestellten Lockstöcke gesichtet, in Biokompostbeutel verpackt und neue Stöcke aufgestellt. Die darauf gefundenen Haare haben die jungen Forscher über einen Zeitraum von drei Monaten mikroskopisch untersucht und dokumentiert. Ihre Erkenntnisse wird das Forschungsinstitut Senckenberg genetisch analysieren und auswerten.
Zum Abschluss Ihres Bundesfreiwilligendienstes werden Paul und Felix ihre Forschungsergebnisse zum Wildkatzenprojekt in einem wissenschaftlichen Protokoll dokumentieren und so eine bleibende Studie hinterlassen.
Mehr Informationen zur Einsatzstelle gibt es unter www.biologische-station.de
Biologische Station im Ennepe-Ruhr-Kreis e.V.
Loher Str. 85
58256 Ennepetal
Tel.: 02333-603541
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