Erfolgsmodell Bundesfreiwilligendienst
Seit mehr als fünf Jahren betreut der NABU bundesweit rund 500 Bundesfreiwillige jährlich
Hat es sich gelohnt? Diese und andere Fragen diskutierten am 9. September 2016 hochrangige Experten – darunter Dr. Christoph Steegmans, Leiter der Unterabteilung „Engagementpolitik” beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Dr. Stefanie Pfahl, Ministerialrätin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB), Dirk Henning, Vorstandsvorsitzender des Bundesarbeitskreises FÖJ und der NABU-Landesvorsitzende Josef Tumbrinck – auf einem Workshop in der Berliner Stadtmission.
Ralf Schulte, beim NABU-Bundesverband für das Thema BFD verantwortlich, erinnerte sich an ein „beinahe konspiratives Treffen“ mit einem Mitarbeiter des BMFSFJ im Herbst 2010. Schließlich war durch die Aussetzung der Wehrpflicht und die bevorstehende Einführung des neuen Dienstes eine Chance für Umweltverbände wie den NABU gekommen, sich maßgeblich an der Gestaltung des Bundesfreiwilligendienstes zu beteiligen.
Der NABU habe damals einige Ressourcen in die Hand genommen, um einerseits einen funktionierenden Apparat zur Bewältigung der administrativen Herausforderungen als Zentralstelle aufzubauen und andererseits dem Auftrag des BFD als Bildungsdienst auch wirklich gerecht zu werden, erinnerte sich Josef Tumbrinck. Doch der “Sprung ins kalte Wasser” habe sich gelohnt – aktuell betreut der NABU 536 Freiwillige in mehr als 300 Einsatzstellen, von denen etwa 75 Prozent im Umweltschutz, 15 Prozent im Tierschutz und weitere zehn Prozent in der Umweltbildung tätig sind.
Dr. Christoph Steegmans freute sich, dass der BFD sich so schnell etabliert hat: „Nach fünf Jahren sind die meisten Kinderkrankheiten ausgeräumt.” Auch sei mittlerweile eine gesunde Rivalität zwischen BFD und Freiwilligem Ökologischem Jahr (FÖJ) entstanden, die beide Formen des Freiwilligendienstes befruchte. Dem pflichtete auch Dirk Henning bei, dessen damalige Befürchtungen, der BFD könne das FÖJ verdrängen oder ablösen, sich glücklicherweise nicht bestätigt haben.
Während der Veranstaltung wurde deutlich, dass der BFD keine simple Weiterführung des früheren Zivildienstes ist. Im Vordergrund steht die einsatzorientierte Weiterbildung und Qualifikation der Freiwilligen. Die thematische Vielfalt und die Öffnung für Menschen über 27 wird von allen beteiligten Stellen als positiv bewertet. Noch größerer Anstrengungen bedarf allerdings die Bindung der Freiwilligen im Ehrenamt nach ihrem Freiwilligendienst.
Für den NABU NRW hat der Bundesfreiwilligendienst eine besondere Bedeutung. Josef Tumbrinck war 2010 eine der treibenden Kräfte hinter den Anstrengungen des NABU, Zentralstelle für den BFD zu werden. Daher freut es ihn, dass mittlerweile etwa 120 Freiwillige jährlich vom NABU NRW als Träger der Regionalstelle West betreut werden. Die meisten der rund 65 aktiven Einsatzstellen liegen bei den regionalen NABU-Gruppen. Hinzu kommen die Biologische Stationen, Tierheime und Bildungseinrichtungen. Joachim Vorneweg, Leiter der Regionalstelle West, freut sich, dass seine Stelle innerhalb des Verbands als Erfolgsmodell gilt: „Der Andrang ist unvermindert hoch, wir haben mehr Bewerber als Plätze.“
Text: Sebastian Strumann
Sebastian Strumann ist Bundesfreiwilliger in der Landesgeschäftsstelle des NABU NRW in Düsseldorf. Dort bearbeitet er die Themenfelder Energiepolitik und Naturverträgliche Energiewende.
Ein freiwilliges Jahr – ja natürlich! Mit dem Bundesfreiwilligendienst ist das auch im Naturschutz möglich. In NRW leisten ungefähr 100 Menschen ihren BFD in einer von 50 Einsatzstellen; ihre Aufgaben sind so vielfältig wie unsere Natur und Umwelt. Mehr →