Haussperling überholt Kohlmeise
Vorläufiges Landesendergebnis der „Stunde der Wintervögel" 2015 | Amseln geht es wieder besser | Stare bleiben in großer Zahl ´zu Hause´
20. Januar 2015 -
Die diesjährige NABU-Mitmachaktion „Stunde der Wintervögel“ ist beendet. Bundesweit zählten bis jetzt 70.000 Vogelfreunde mehr als 1,9 Millionen Vögel. Allein in Nordrhein-Westfalen griffen am stürmischen Wochenende vom 9. bis 11. Januar 11.000 Menschen zum Fernglas und meldeten 287.500 Vögel. Deutlicher Sieger bundes- wie landesweit ist in diesem Winter der Haussperling. Anders als auf Bundesebene – hier führt der Haussperling vor der Kohlmeise und dem Feldsperling – konnte in Nordrhein-Westfalen die Amsel den dritten Rang zurückerobern.
Einen Vorteil für den Haussperling hatten die NABU-Vogelkundler erwartet. „Unabhängig von der Winterwitterung halten sich Sperlinge vorwiegend stationär in Gärten auf, während Kohl- und Blaumeise sehr mobil sind. Bei milden Wintern kommen daher weniger Meisen aus dem Norden und Osten nach Deutschland, zudem finden sie dann auch außerhalb der Gärten noch ausreichend Nahrung“, sagt Bernd Jelling-haus, Sprecher des Landesfachausschuss Ornithologie und Vogelschutz im NABU.
Besonderes Interesse galt auch in diesem Jahr wieder der Amsel, die in diesem Winter auch in NRW erfreulich häufiger als in den Vorjahren beobachtet wurde. „Einer unserer zuverlässigsten Gartenvögel scheint sich von den Bestandseinbrüchen der Vorjahre durch das Usutu-Virus erholt zu haben“, so Jellinghaus. Und das deutlich schneller als man erwartet habe. Hier zeige sich auch der Wert solcher Langzeitstudien wie die „Stunde der Wintervögel“, lieferten sie Vogelschützern doch eine Fülle wichtiger Informationen über die heimischen Vögel.
Sorgenkind bliebe dagegen weiterhin der Grünfink, dessen Sichtungen erneut gesunken sind. Seit Beginn der Aktion zeigt der Vogel einen kontinuierlichen Abwärtstrend. Heute sei der Bestand um rund 40 Prozent niedriger als noch vor wenigen Jahren. „Hauptgrund dafür ist vermutlich eine Infektion mit dem einzelligen Parasiten Trichomonas gallinae, die in den vergangenen Sommern in vielen Regionen zum auffälligen Grünfinkensterben geführt hat“, sagt der NABU-Vogelexperte.
Besonders erwähnenswert sei das diesjährige Abschneiden des Stars: Landesweit hielten sich fast drei Mal so viel Stare auf wie im langjährigen Durchschnitt. „Ihre Winterquartiere haben die Stare weiter nach Osten verlegt, so dass sie insbesondere im Rheintal und westlich davon häufig zu sehen waren“, so Jellinghaus. Und auch immer mehr Stieglitze würden scheinbar den Winter hier verbringen. Trotz milden Winterwetters seien zudem Arten, die durch winterliche Verwandschaftsbesuche aus Norden und Osten Verstärkung erführen, wie Gimpel, Eichelhäher und Saatkrähe, regelmäßig in Gärten und Parks beobachtet worden. Etwas rarer als sonst machten sich dabei Erlenzeisige und Schwanzmeisen. Typische Wintergäste wie die Wacholderdrossel wurden allerdings deutlich seltener beobachtet.
Vom 8. bis 10. Mai findet wieder die Schwesteraktion „Stunde der Gartenvögel“ statt, bei der die Brutvögel in Gärten und Parks im Mittelpunkt stehen.
Für Rückfragen:
Bernd Jellinghaus, Sprecher des LFA Ornithologie und Vogelschutz im NABU NRW, mobil: 0175 - 4531628
Alle ERgebnisse im Überblick
Die ersten Wintervogelzählungen fanden 2009 und 2010 in Bayern statt. Seit 2011 zählen NABU und LBV gemeinsam bundesweit den Wintervogelbestand unserer Gärten. Hier können Sie alle Ergebnisse der letzten Jahre auf Landes- wie Kreisebene im Detail recherchieren. Mehr →