Beobachtungsrekord bei der Stunde der Wintervögel in NRW
Mehr Wintervögel als im Vorjahr | Langjähriger Trend jedoch rückläufig
13. Februar 2018 - Nach den sehr niedrigen Zahlen im vergangenen Winter haben sich in diesem Jahr wieder mehr Wintervögel in nordrhein-westfälischen Gärten und Parks eingefunden. Das hat die große Zählaktion Stunde der Wintervögel ergeben, deren Endergebnis nun vorliegt. In NRW haben sich über 26.000 Vogelfreunde an der Aktion beteiligt und insgesamt 633.649 Vögel gezählt – rund 27 Prozent mehr als im letzten Jahr. Bundesweit zählten über 136.000 Vogelfreunde mehr als 3,5 Millionen Vögel.
„Im vergangenen Winter haben die nordrhein-westfälischen TeilnehmerInnen deutlich weniger Vögel pro Garten gemeldet als im Schnitt der Jahre zuvor. Zum Glück hat sich dieses betrübliche Ergebnis in diesem Jahr nicht wiederholt,“ erklärte Heinz Kowalski, Ornithologe des NABU Nordrhein-Westfalen. 2018 wurden rund 39 Vögel pro Garten gemeldet, im vergangenen Jahr waren es nur 32 Vögel. 2011 konnten bei der ersten Stunde der Wintervögel dagegen noch 46 Vögel pro Garten notiert werden. „Die höheren Zahlen in diesem Jahr können darum nicht darüber hinwegtäuschen, dass seit Jahren ein kontinuierlicher Abwärtstrend festzustellen ist“, so Kowalski weiter. „Der Rückgang häufiger Arten ist in vielen europäischen Ländern ein ernstes Problem und zeigt sich offensichtlich auch bei den Wintergästen in unseren Gärten.“ Seit Beginn der Wintervogelzählungen im Jahr 2011 seien die Gesamtzahlen gemeldeter Vögel um 2,5 Prozent pro Jahr zurückgegangen.
„Überlagert wird dieser langjährige Trend jedoch durch die Auswirkungen jährlich unterschiedlicher Witterungs- und Nahrungsverhältnisse“, so der NABU-Vogelexperte. Grundsätzlich kämen in milderen Wintern, wie den letzten beiden, weniger Vögel in die Gärten, da sie auch außerhalb der Siedlungen noch genug Nahrung fänden. Dennoch fehlten im letzten Jahr viele Meisen und waldbewohnende Finkenarten, während sie in diesem Winter wieder in gewohnter Anzahl gesichtet wurden. „Erklären lässt sich dies vermutlich durch das von Jahr zu Jahr sehr unterschiedliche Angebot an Baumsamen in den Wäldern – nicht nur bei uns, sondern auch in den Herkunftsgebieten dieser Vögel in Nord- und Osteuropa. Je weniger Samen, desto größer der Zuzug von Vögeln aus diesen Regionen zu uns und desto eher nähmen diese Vögel naturnahe Gärten und Vogelfütterungen dankbar an.
In der Rangliste der häufigsten Wintervögel haben sich bundesweit Kohl- und Blaumeise den zweiten und dritten Platz hinter dem Haussperling zurückerobert. Hauben- und Tannenmeisen kamen im Vergleich zu 2017 sogar doppelt bis dreimal so häufig in die Gärten. Auch andere typische Waldvögel, wie Kleiber, Gimpel, Buntspecht und Eichelhäher wurden häufiger gemeldet. „Unsere größte Finkenart, der Kernbeißer, wurde besonders oft beobachtet“, sagte Kowalski. In Nordrhein-Westfalen hat die Kohlmeise den Spitzenplatz zurückerobert vor Haussperling und Blaumeise. Auf Platz vier folgt die Amsel, die mit 26 Prozent deutliche Verluste gegenüber dem Vorjahr verzeichnete. Hauptattraktion waren die an diesem Wochenende über Nordrhein-Westfalen fliegenden Kraniche. 10.000 querten das Ruhrgebiet auf dem weg nach Frankreich. Beim Überfliegen der Gärten wurden sie dann registriert.
Ergebnisse im Detail
Die ersten Wintervogelzählungen fanden 2009 und 2010 in Bayern statt. Seit 2011 zählen NABU und LBV gemeinsam bundesweit den Wintervogelbestand unserer Gärten. Hier können Sie alle Ergebnisse der letzten Jahre auf Landes- wie Kreisebene im Detail recherchieren. Mehr →