Schlechter Meisenwinter in NRW
Zwischenergebnisse zur Stunde der Wintervögel 2017
11. Januar 2017 - Die siebte bundesweite „Stunde der Wintervögel“ steuert auf einen neuen Teilnahmerekord zu: Bis zum heutigen Mittwoch sind allein in Nordrhein-Westfalen bereits Meldungen von mehr als 19.000 Vogelfreundinnen und Vogelfreunden aus knapp 13.000 Gärten beim NABU eingegangen. Noch bis zum 16. Januar können Zählergebnisse nachgemeldet werden, und auch die Eingabe der postalisch eingegangenen Meldungen steht noch aus.
Weniger erfreulich sind die Zählergebnisse. Wie schon im Vorfeld befürchtet, fehlt ein Teil der sonst in den Gärten zu beobachtenden Wintervögel: Statt der knapp 42 Vogelindividuen pro Garten im langjährigen Mittel wurden in diesem Jahr nur 34 Vögel pro Garten gemeldet – ein Rückgang von knapp 20 Prozent. „Damit bestätigen sich durch die systematische Bestandserfassung im Rahmen der Aktion die zahlreichen Meldungen von besorgten Bürgern, die in den vergangenen Monaten von gähnender Leere an den Futterhäuschen berichteten“, sagt Heinz Kowalski, stellvertretender Vorsitzender und Ornithologe des NABU NRW.
Ein genauer Blick auf die vorläufigen Ergebnisse macht den Experten des NABU jedoch Mut: „Die extrem niedrigen Beobachtungsraten beschränken sich auf solche Vogelarten, deren Winterbestände hierzulande sehr stark vom Zuzug von Artgenossen aus dem kälteren Norden und Osten abhängen“, so Kowalski.
Besonders deutlich wird dies bei allen sechs heimischen Meisenarten: Die häufigen Kohl- und Blaumeisen sind in diesem Winter in Nordrhein-Westfalen nur etwa halb so oft, die selteneren Tannen-, Hauben-, Sumpf- und Weidenmeisen sogar um bis zu drei Viertel weniger gesichtet worden als im Vorjahr. Auch über die Hälfte der Kleiber und Schwanzmeisen fehlt. Die Winterbestände der Finkenarten Kernbeißer (Minus 69 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) und Erlenzeisig (Minus 44 Prozent) sind dagegen lediglich – nach ihren Höhenflügen im vergangenen Winter – auf Normalmaß geschrumpft. „Andererseits haben wir ungewöhnlich hohe Zahlen von Arten, deren Bestände immer nur teilweise von uns nach Süden abwandern“, stellt Kowalski fest. Zu diesen Arten gehört vor allem der Star, außerdem Amsel und Singdrossel. Diese Arten sind jedoch generell im Winter in kleineren Zahlen bei uns vertreten, so dass sie das Fehlen der häufigen Wintervögel nicht ausgleichen können.
„Der Vergleich mit Daten aus der Beobachtung des Vogelzugs im vergangenen Herbst legt nahe, dass eine besonders geringe Wanderneigung vieler Vögel die auffallend niedrigen Vogelzahlen dieses Winters plausibel erklären“, so Kowalski. Dazu passe auch, dass die Rückgänge bei Meisen und Co. im Norden und Osten Deutschlands deutlich geringer ausfallen als in Nordrhein-Westfalen. „Vermutlich aufgrund des bis zum Beginn des Zählwochenendes extrem milden Winters haben manche Wintervögel in diesem Jahr wohl auf halber Zugstrecke Halt gemacht und sind gar nicht bis NRW gekommen.“
Nicht ausgeschlossen werden kann jedoch, dass auch ein schlechter Bruterfolg bei Meisen und anderen Waldvögeln im vergangenen Frühjahr zur niedrigen Zahl an Wintervögeln in den Gärten beigetragen hat. Dies kann wiederum anhand der Ergebnisse der nächsten großen Vogelzählung überprüft werden, wenn im Mai wieder tausende Vogelfreunde im Rahmen der „Stunde der Gartenvögel“ die Brutzeitbestände der heimischen Gartenvögel erfassen.
Mehr dazu
Auffallend wenig Meisen, Finken und andere Vögel ließen sich in den vergangenen Monaten an Futterstellen sowie in Gärten und Parks blicken. Dass diese Beobachtung flächendeckend zutrifft, bestätigten jetzt die Ergebnisse der „Stunde der Wintervögel“ auch für NRW. Mehr →
Vor allem typische Gartenvogelarten wie Meisen, Finken und Amseln werden in diesem Spätherbst vermisst. Als Ursache gelten zurzeit die vergleichsweise milde Witterung, noch ausstehende Wintergäste und die Folgen einer schlechten Brutsaison 2016. Mehr →