Große Schwankungen und kleine Sensationen
Zwischenbilanz zur Stunde der Gartenvögel 2022
18. Mai 2022 - Ihn überflügelt so leicht keiner: Der Haussperling wurde auch bei der 18. „Stunde der Gartenvögel“ am vergangenen Wochenende bundes- wie landesweit am häufigsten gesichtet. Danach folgen in Nordrhein-Westfalen wie im Vorjahr Amsel, Kohlmeise und Blaumeise. Bundesweit ist der Star auf den vierten Platz geflogen. In NRW wurden durchschnittlich 30,9 Vögel pro Garten oder Park gemeldet, das entspricht in etwa den Zahlen der Vorjahre. Bundesweit wurden 32,2 Vögel pro Garten gesichtet.
„Bei wirklich gutem Wetter wurden uns bereits knapp eine Million Vögel gemeldet, davon bisher in NRW rund 160.000. Und dabei gab es auch einige Überraschungen“, sagt Christian Chwallek, stellvertretender Vorsitzender des NABU NRW. Deutlich im Plus im Vergleich zum Vorjahr liegen in NRW Nachtigallen mit 86 Prozent und der Kuckuck mit 93 Prozent. Hier spielen günstige Bedingungen im afrikanischen Überwinterungsgebiet sicherlich eine große Rolle. Zudem seien die Nachtigallen in diesem Jahr etwas später zurückgekommen, daher noch voll in der Balz und so häufiger zu hören als sonst üblich Mitte Mai. Aber auch das Sommergoldhähnchen mit 70 Prozent und der Zilpzalp mit 63 Prozent wurden wesentlich häufiger in unseren Gärten gesichtet als im vergangenen Jahr.
Mehlschwalben erreichen Bestwerte
Mauersegler kamen auf 75 Prozent mehr als bei der Zählung im vergangenen Mai. „Hier hat vermutlich das sonnige Wetter dafür gesorgt, dass man insbesondere den Mauersegler sehr häufig gesehen und gehört hat. Denn dann sind auch Insekten, die von ihnen gejagt werden, vermehrt in der Luft“, so Chwallek, „Zudem sind die Mauersegler in diesem Jahr etwas später aus ihren Winterquartieren in Afrika zurückgekehrt. Bei der letzten Stunde der Gartenvögel waren sie während des Zählwochenendes schon mit Brüten beschäftigt, während sie jetzt noch mitten in der Balz und daher öfter am Himmel zu sehen sind.“ Gut möglich, dass zudem noch einige Durchzügler auf dem Weg nach Norden etwas länger hiergeblieben sind und so zu dem Mauersegler-Ergebnis beigetragen haben.
Auch die Mehlschwalbe erreicht mit 39 Prozent mehr als im Vorjahr ihr bestes Ergebnis seit vier Jahren. Aber ob dies möglicherweise eine Trendwende in der Bestandsabnahme der Art markiert, müssen die nächsten Jahre zeigen. Leider gilt dieser positive Trend nicht auch für die Rauchschwalbe. Sie wurde ähnlich häufig wie im Vorjahr gemeldet.
Rotkehlchen nach wie vor wichtiger Gartenvogel
Das Rotkehlchen wurde in diesem Jahr mit 15 Prozentpunkten weniger gezählt als noch im Vorjahr, in dem es als Vogel des Jahres 2021 besondere Aufmerksamkeit erhielt. Trotzdem wurde es in Nordrhein-Westfalen noch in zwei von drei Gärten beobachtet. Nach wie vor ist es damit eines unserer häufigsten Gartenvögel. Die Blaumeise kann, mit einem Minus von neun Prozent nicht an die letztjährige Zählung anschließen. „Und dies, obwohl es in diesem Jahr deutlich weniger Verdachtsfälle von Erkrankungen mit dem Bakterium Suttonella ornithocola gibt, welches in den vergangenen Jahren das Blaumeisensterben verursacht hat“, sagt Jonas Brüggeshemke, Sprecher des Fachausschusses Ornithologie im NABU NRW.
Das gute Wetter sorgte zwar für häufigere Sichtungen einiger Arten, hat aber verbunden mit den wegfallenden Einschränkungen der letzten Jahre der „Stunde der Gartenvögel" offenbar starke Konkurrenz beschert. Weniger als die Hälfte an Teilnehmenden und Meldungen der Vorjahre sind bis jetzt beim NABU eingegangen. In NRW sind die Teilnehmerzahlen gar um zwei Drittel eingebrochen. Hier dürfte die zeitgleich laufende Landtagswahl sicherlich entscheidend zu beigetragen haben. Daher hoffen die Ornithologen darauf, dass in den kommenden Tagen noch viele Meldungen nachgereicht werden.
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