Naturschutzpolitik in NRW kommt voran
NABU NRW stellt Jahresbericht 2014 vor | Jagdgesetz ein Erfolg für den Natur- und Artenschutz | Artensterben in der Agrarlandschaft erfordert konkretes Handeln
18.08.2015 Bemängelte der NABU in seiner Bilanz für 2013 noch, dass die nordrhein-westfälische Naturschutzpolitik auch unter einer rot-grünen Landesregierung kaum Fortschritte mache, fällt diese Einschätzung in der heute vorgestellten Bilanz für 2014 deutlich besser aus. „Die Landesregierung ist mit der Novellierung wichtiger naturschutzrelevanter Gesetze und Regelwerke ein gutes Stück vorangekommen“, erklärte Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU NRW. So war das vergangene Jahr geprägt von den Debatten um das neue Landesjagdgesetz, die Biodiversitätsstrategie und den Klimaschutzplan. Beim neuen Jagdgesetz für NRW hat die Landesregierung aus Sicht des Naturschutzes einen guten und zukunftsweisenden Kompromiss gefunden und eine Reihe wichtiger Änderungen auf den Weg gebracht. Unter anderem sind nun alle Greifvögel aus dem Jagdrecht herausgenommen. Für den NABU, den ehemaligen Deutschen Bund für Vogelschutz, ein historischer Erfolg jahrzehntelanger Bemühungen.
Auch die Anfang des Jahres 2015 in Kraft getretene Biodiversitätsstrategie werte der NABU als positives Signal für mehr Artenschutz. „Doch Papier ist bekanntlich geduldig, und so kommt es jetzt darauf an, die Strategie in ein wirksames und schlagkräftiges Instrument zu verwandeln“, so Tumbrinck. Ähnlich sehe es mit dem aktuell im Entwurf vorliegenden Klimaschutzplan für Nordrhein-Westfalen aus. Das besondere Interesse des NABU gelte in diesem Jahr aber noch dem Herzstück der nordrhein-westfälischen Naturschutzgesetzgebung - der Novellierung des Landesnaturschutzgesetzes.
„Mit den vorliegenden ambitionierte Entwürfen für die Novellierung des Landesnaturschutz- sowie des Landeswassergesetzes rückt der Natur- und Artenschutz 2015 nun stärker in den Fokus der Landesregierung“, sagte der NABU-Landeschef weiter. Dies sei aber auch bitter nötig, denn dramatische Artenrückgänge und das Aussterben von Arten sind in Nordrhein-Westfalen nach wie vor nicht gestoppt. Tumbrinck: „Wenn nicht umgehend entschlossen gehandelt wird, kommen die zahlreichen Leitlinien, Strategien und Gesetzgebungsverfahren zur Verbesserung des Natur- und Artenschutzes in NRW für Arten wie den Feldhamster oder die Grauammer womöglich zu spät.“ Hier müsse das Land mit konkreten Schutzprogrammen und -maßnahmen sofort gegensteuern, um zu retten, was bei den hochbedrohten Arten zu retten ist.
Doch nicht nur auf landespolitischer Ebene auch vor Ort setze der NABU erfolgreich Naturschutz um. Hierbei zahle sich vor allem langjähriges, ehrenamtliches Engagement aus. Die Wanderfalkenschützer seien dafür ein herausragendes Beispiel. Allein ihrem Engagement jetzt über 25 Jahre sei es zu verdanken, dass diese Art in NRW wieder heimisch ist und alle Landesteile besiedelt hat. Das mache Mut, wenn man an die bevorstehende Rückkehr der Wölfe denke. Zwar gebe es in NRW bisher nur Nachweise einzelner wandernder Wölfe. Das werde sich in den kommenden Jahren aber vermutlich ändern, weil auch NRW das Potenzial habe, Heimat mehrerer Wolfsrudel zu werden, erklärte Tumbrinck.
Auf große Resonanz treffe auch die projektbezogene Naturschutzarbeit des NABU wie sie beispielsweise mit dem „Fledermausfreundlichen Haus“ in NRW umgesetzt werde. Die Aktion, die vom NRW-Umweltministerium gefördert werde, richte sich an alle „fledermausfreundlichen“ Bürger im Lande. Wer Fledermäuse schütze und ihnen am eigenen Haus ein Quartier biete, kann von NABU-Landesverband und dem Landesfachausschuss Fledermausschutz für dieses private Engagement ausgezeichnet werden. Hierfür hatten sich bis zum Jahresende 2014 fast 120 fledermausfreundliche Hausbesitzer beworben. Aktuell liege die Zahl bei 170 Auszeichnungen mit weiterhin steigender Tendenz.
Hier werde nicht nur deutlich, mit welch vergleichsweise geringem Aufwand etwas für den Artenschutz getan werden könne, sondern auch wie wichtig jeder Einzelne für die Naturschutzarbeit ist. Menschen für Themen wie den Natur- und Artenschutz zu sensibilisieren und für eine aktive Mitarbeit zu gewinnen, sei eine der Hauptanliegen der NABU-Arbeit. Dazu seien insbesondere Projekte im Umweltbildungsbereich wie das NABU-Naturtrainer-Projekt, das Senioren und Kinder gleichermaßen an diese Thematik heranführt, enorm wichtig.
„Dass wir mit diesem Ansatz auf einem guten Weg sind, zeigt nach wie vor die positive Mitgliederentwicklung des Verbandes“, sagte Bernhard Kamp, Geschäftsführer des NABU NRW. So sei der NABU im Jahr 2014 um weitere 1593 Mitglieder auf zum Jahresende 68.873 Mitglieder angewachsen. „Aktuell zählen wir über 72.000 Mitglieder“, so Kamp. Besonders erfreulich sei auch die Entwicklung der Naturschutzjugend (NAJU) in Nordrhein-Westfalen. Die Jugendorganisation des NABU NRW habe im vergangenen Jahr erstmals die 10.000er Grenze geknackt. Über 50 zusätzliche freiwillige Gruppenleiter schaffen für viele Kinder zudem ein deutlich gestiegenes Naturerlebnisangebot direkt vor der Haustüre. Bei den Finanzen verzeichnete der Landesverband in diesem Jahr ein leichtes Minus von fast 9000 Euro. Kamp: „Dies ist aber durch freie Rücklagen der Vorjahre vollständig gedeckt und bringt den Verband nicht in Bedrängnis.“
Erfreulich sei die weitere Entwicklung der NABU-Stiftung Naturerbe NRW verlaufen, die im vergangenen Jahr ihr zehnjähriges Jubiläum feierte. So wuchs das Vermögen zum Jahresende 2014 auf fast 1 Million Euro an. Aus den erwirtschafteten Erträgen flossen rund 30.000 Euro als Förderleistung in Projekte des Natur- und Umweltschutzes. Mit dem Kauf von schutzwürdigen Flächen, deren langfristiger Betreuung und Pflege, insgesamt mittlerweile 27 Fonds und mehreren Projektförde-rungen wie dem Wildbienenprojekt in Aachen und dem Heuprojekt des NABU Oberberg leistet die NABU-Stiftung Naturerbe NRW seit 2004 damit einen stetig wachsenden Beitrag für den Naturschutz in NRW.
Für Rückfragen:
Josef Tumbrinck, Vorsitzender NABU NRW, mobil: 0171-3867379,
Bernhard Kamp, Geschäftsführer NABU NRW, 0211-15 92 51-11,
Birgit Königs, Pressestelle NABU NRW, 0211-159251-14, mobil 01578 746 14 75