NABU veröffentlicht Jahresbericht 2015
Biodiversitätsstrategie und Landesjagdgesetz im Fokus
4. September 2016 - Der NABU Nordrhein-Westfalen hat den Jahresbericht 2015 veröffentlicht. Im Rahmen der Landesvertreterversammlung in Essen berichtete der NABU-Landesvorsitzende über die zentralen Themen des vergangenen Jahres. „Politisch ist das Jahr 2015 für den NABU eng mit der Veröffentlichung der Biodiversitätsstrategie des Landes und mit der Novelle des Landesjagdgesetzes verbunden“, so Tumbrinck. Der NABU begrüßte das im Mai 2015 in Kraft getretenen novellierten Jagdgesetz als historisch und sei überzeugt, dass zumindest wichtige Teile wie der Schutz der Greifvögel auch künftige Novellierungen überstehen werden.
Ein Rückblick in das vergangene Jahr zeige aber auch deutlich, wo zukünftige Aufgaben lägen: So habe der NABU NRW im Jahr 2015 begonnen, das schleichende, aber massive Insektensterben in Nordrhein-Westfalen und in ganz Deutschland in die öffentliche Wahrnehmung und auf die politische Agenda zu bringen. Mit einem Vortrag im Umweltausschuss des Deutschen Bundestages im Januar 2016 brach eine Welle der Berichterstattung los und nun würden – hoffentlich – auch politische Konsequenzen gezogen. Denn in der Tat sei die Lage dramatisch: Nachweislich sind in den vergangenen 20 Jahren 80% der heimischen Fluginsekten an den untersuchten Standorten verloren gegangen. Und diese lagen zudem vorzugsweise in Naturschutzgebieten.
Die Ursachen lägen mit hoher Wahrscheinlichkeit in der intensivierten Landwirtschaft, womöglich besonders beim Insektizideinsatz. „Bei diesem wichtigen Thema bleibt der NABU natürlich am Ball“, erklärte Tumbrinck. Denn nicht nur die Insekten seien selten geworden, das Gleiche gelte auch für die Vögel der Agrarlandschaft. Besonders betroffen sind die Insektenfresser unter den Langstreckenziehern. Der Gartenrotschwanz sei dafür ein Beispiel.
Trotz dieser offensichtlichen Negativtrends suche der NABU parallel die positiven Ansätze. Mit der neuen NABU-Schmetterlingszählaktion „Zeit der Schmetterlinge“ motiviere der NABU seine Mitmenschen und insbesondere die Kinder, diese faszinierenden Insekten zu beobachten. Gleichzeitig erreiche man damit bei vielen Menschen auch eine gesteigerte Sensibilität gegenüber den Veränderungen in der Natur.
„Dass wir mit diesem Ansatz auf einem guten Weg sind, zeigt nach wie vor die positive Mitgliederentwicklung des Verbandes“, sagte Bernhard Kamp, Geschäftsführer des NABU NRW. Mit einem Zuwachs von 4169 Mitgliedern habe der NABU im Jahr 2015 so viele Mitglieder hinzugewonnen wie noch nie. Der NABU sei eine starke Gemeinschaft. Ob Kinder- oder Jugendgruppen, die Naturschutzjugend, Naturtrainer, praktische Naturschutzprojekte, Informationsarbeit oder die politische Lobbyarbeit – NABU-Mitglieder und -Aktive prägten das Land. Das kontinuierliche Mitgliederwachstum sorge zudem für stabile Finanzen. So konnte der NABU-Landesverband das Finanzjahr 2015 trotz ständig steigender Belastung mit einem Plus von knapp 10.000 Euro abschließen.
Erfreulich sei die weitere Entwicklung der NABU-Stiftung Naturerbe NRW verlaufen. So wuchs das Vermögen zum Jahresende 2015 auf über 1 Million Euro an. Von dem erwirtschafteten Gesamtbetrag von 25.357.- Euro flossen Förderleistungen unter anderem in die naturschutzfachliche Optimierung von Stiftungsflächen. So wird im Oberbergischen eine Kiefernkultur wieder in einen naturnahen Laubwald überführt und das Flotabecken in Dortmund naturnah gestaltet. Darüber hinaus förderte die Stiftung auch 2015 Projekte: Bei der Umgestaltung des Naturschutzhofes Iserlohn trug die Stiftung die neue Präsenz der Website www.stiftungshof.de, über die nun modern und ansprechend Bildungsangebote für Kinder gebucht werden können. Auch das zu dieser Zeit noch lokale Projekt „Zeit der Schmetterlinge“ erhielt einen Betrag, der die Arbeit der Ehrenamtlichen vor Ort unterstützte.
Für Rückfragen:
Josef Tumbrinck, Vorsitzender NABU NRW, mobil: 0171-38 67 379,
Bernhard Kamp, Geschäftsführer NABU NRW, 0211-15 92 51-11,
Anke Valentin, NABU-Stiftung Naturerbe NRW, mobil 01577-66 10 198
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