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Artenschutz stärker in den Fokus rücken

NABU NRW stellt Jahresbericht 2012 vor | Agrarwirtschaft und Energiewende bedrohen heimische Artenvielfalt | Mitgliederwachstum bleibt erfreulich

Naturschutzpolitisch bewertete der NABU das Jahr 2012 durchaus als ambivalent. Neben ersten Ausrufezeichen sei die rot-grüne Landesregierung in Sachen Naturschutz noch nicht durchgestartet. Angesichts des voranschreitenden Artensterbens dränge aber die Zeit.

Jahresbericht 2012

Als in weiten Teilen gelungen bewertete der NABU den Koalitionsvertrag der gestärkt aus den Wahlen hervorgegangenen Landesregierung. Ebenfalls positiv zu vermerken sei: Der Naturschutzetat sollte sich verdoppeln und hat das mit dem Haushalt 2013 auch getan. Das Klimaschutzgesetz wurde erneut auf den Weg gebracht und nach intensiver Diskussion Anfang 2013 verabschiedet. Die Arbeit am Klimaschutzplan wurde aufgenommen und der Einstieg in den verstärkten Ausbau der erneuerbaren Energien läuft.

„Hier aber kämpft der NABU mit seinen Aktiven vor Ort zurzeit darum, dass beim Ausbau der Windkraft der Artenschutz vor Ort nicht auf der Strecke bleibt“, so Tumbrinck weiter. Beim Bau neuer Anlagen wie beim Repowering müsse mit mehr Augenmaß vorgegangen werden. Die Suche nach den am besten geeigneten Standorten müsse den Faktor Artenschutz stärker in den Fokus rücken. Bereits 2012 diskutierten auf einer gemeinsamen Tagung von NABU und NUA die verschiedensten Interessengruppen bisher ungeklärte Fragen der Artenschutzproblematik. Zurzeit erarbeite das Umweltministerium unter Beteiligung der Verbände einen Leitfaden zur ´Umsetzung des Arten- und Habitatschutzes bei der Planung und Genehmigung von Windenergieanlagen´ und setze dabei die Kultur eines intensiven Dialoges wie schon beim Windenergieerlass fort.

Insbesondere die Naturschützer vor Ort befürchteten massive Auswirkungen auf gefährdete Arten durch Planungen an falschen Standorten und mit mangelhafter Untersuchungsmethodik in den Gutachten. „Enttäuschend ist für den NABU daher die Weigerung der Landesregierung, die Steuerung der Energiewende nicht auf der Ebene der Regionalpläne abschließend zu regeln“, erklärte der Landesvorsitzende. Das öffne einer mangelhaften oder interessengeleiteten Planung in den Kommunen Tür und Tor.


Feldlerche

Windräder - Foto: Helge May

Auch die dramatischen Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft auf die heimische Artenvielfalt erforderten massive Anstrengungen des Naturschutzes. Der Ausbau der Massentierhaltung, Biogasanlagen und die Nutzung von Randstreifen und Restflächen führen zu anhaltenden Verlusten letzter wertvoller Lebensräume in der Kulturlandschaft. Damit verbunden sei nicht mehr nur der Rückgang bisher schon gefährdeter Arten, seit einigen Jahren sind auch bisherige „Allerweltsarten“ wie Feldlerche oder Kiebitz massiv betroffen.

In besonders gravierenden Fällen, wie der geplanten Erweiterung einer Putenmastanlage im Natura-2000-Gebiet „Düffel“ nutze der NABU daher das Verbandsklagerecht. Gegen die geplante Erweiterung“ hatte der NABU letztes Jahr Klage vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf eingereicht. In seinem Beschluss vom Juli 2012 hat das Verwaltungsgericht diesem Antrag stattgegeben und damit den Vollzug der Baugenehmigung unbefristet ausgesetzt. 2013 wurde dies im Hauptsacheverfahren bestätigt „Dieses Instrument zur Wahrung des Naturschutzrechtes werden wir auch zukünftig wohl überlegt einsetzen“, so Tumbrinck. Hier sei aber auch das Land in der Pflicht mit seiner lange angekündigten „Biodiversitätsstrategie“ für klare landesweite Ziele hinsichtlich des Erhalts der Biodiversität zu sorgen.


LPK 2012

Feldlerche - Foto: Frank Derer

Naturschutzpolitisch nach wie vor besonders bedeutsam sei aus Sicht des NABU zudem die in der jetzigen Legislaturperiode anvisierte Überarbeitung sämtlicher umweltrelevanter Gesetze. So stehe die Novellierung des Landschaftsgesetzes sowie des Landeswasser- und des Landesjagdgesetzes an. Das Landesforstgesetz soll zu einem Landeswaldgesetz weiterentwickelt werden, ´welches stärker an den Kriterien einer nachhaltigen Waldwirtschaft ausgerichtet ist`. „Bei allen Gesetzesnovellierungen wird sich im Detail zeigen, wie konsequent die Landesregierung hier tatsächlich die Weichen hin zu mehr Naturschutz stellt“, sagte der NABU-Landeschef.


Der Erhalt der biologischen Vielfalt auch für die kommenden Generationen sei im vergangenen Jahr wie in Zukunft das Kernanliegen des NABU. So startete der NABU in 2012 ein länderübergreifendes Projekt zum Schutz der Gelbbauchunken. Hier engagiert sich der NABU NRW zukünftig für die Stärkung und Vernetzung von Gelbbauchunken-Vorkommen in Deutschland und trägt so zur Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt bei.

Dass Themen wie die Energiewende oder der Schutz der biologischen Vielfalt die Menschen bewegen, zeigt nach wie vor die positive Mitgliederentwicklung des Verbandes. Über 1300 Mitglieder seien im vergangenen Jahr unter dem Strich hinzugekommen. Der NABU zählte demnach zum Jahresende 64.008 Mitglieder. Und dieser Trend halte weiter an. „Damit sind wir nach wie vor der mitgliederstärkste Umweltverband in NRW“, so Bernhard Kamp, Geschäftsführer des NABU NRW. „Hier zahlt sich das langjährige Engagement in der Region und vor Ort aus. Wir reden nicht nur, wir handeln. Das erkennen immer mehr Menschen an und unterstützen uns.“ Und auch bei den Finanzen gebe es Positives zu vermelden: Der Landesverband schloss das Finanzjahr 2012 mit einem deutlichen Überschuss von 67.221 Euro ab.


Bärbel Höhn, Schirmherrin der NABU-Stiftung Naturerbe NRW

Bärbel Höhn, Schirmherrin der NABU-Stiftung Naturerbe NRW - Foto: Birgit Königs

Erfreulich sei auch die weitere Entwicklung der NABU-Stiftung Naturerbe NRW verlaufen. So wuchs das Vermögen zum Jahresende 2012 auf 634.369 Euro an, über 17.000 Euro kamen als Förderleistung der Natur und Umwelt zugute. „Von besonderer Bedeutung für die Stiftung sei die Schirmherrschaft, die von der ehemaligen nordrhein-westfälischen Umweltministerin Bärbel Höhn übernommen wurde“, erklärte Kamp weiter. Sie fühle sich NRW und dem NABU eng verbunden und erklärte sich gerne bereit mit ihrem Namen für die NABU-Stiftung Naturerbe NRW zu stehen.

Zu den herausragenden Ereignissen im Jahr 2012 gehörte sicherlich auch die Übertragung einer artenreichen privaten Biotopfläche, die der Stiftung in Verbindung mit einem Stiftungsfonds übergeben wurde. Die 11.000 Quadratmeter in Wesel sind durch langjährige Pflege zu einem Paradies für Zauneidechsen, Insekten und seltene Pflanzen geworden. Durch die Übertragung auf die Stiftung kann der Schutz nun auf Dauer gewährleistet werden. Zusammen mit diesem neuen Stiftungsfonds sind mittlerweile über zwanzig Fonds unter dem Dach der NABU-Stiftung Naturerbe NRW versammelt. Grund genug, im Jahr 2012 ein erstes Treffen der Fondshalter durchzuführen, um Stiftung und Fonds noch erfolgreicher zu präsentieren.


6.5 MB - NABU NRW Jahresbericht 2012
4.8 MB - Jahresbericht NABU-Stiftung Naturerbe NRW 2012
 

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